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fernung vom Hottentottenlager wurden wir auf
unserem Ritte zu Morenga von Hottentotten-
patrouillen begleitet. Im Lager Morengas an-
gekommen, fand ich die Angaben Malinowskis
über die Lage unseres Gegners vollauf bestätigt;
im übrigen stellte ich fest, daß die Hottentotten
durchweg mit modernen Hinterladern bewaffnet
waren und anscheinend über reichliche Munition
verfügten. Wir hatten unsere Pferde außerhalb
des Lagers stehen lassen und waren auf einem
ziemlich beschwerlichen Fußsteig immer an besetzten
Schanzen vorbei ins Lager gekommen. Hier kam
mir Morenga, dem infolge seiner Wunde das
Gehen schwer wurde, entgegen geritten, während
die bewaffneten Hottentotten uns ziemlich auf-
dringlich umstanden und teilweise um Tabak
bettelten. Ich setzte mich hin, ohne die Hotten-
totten weiter zu beachten, und blieb auch ab-
sichtlich sitzen, als Morenga, der die Aufdring-
lichen sofort zurückiagte, auf mich zukam. Erst
als er mich begrüßt hatte und ich merkte, daß
ihm das Stehen sichtlich schwer wurde, erlaubte
ich ihm, sich ebenfalls zu setzen, und gab ihm nun
den Grund meines Kommens und die mir vom
Hauptquartier vorgeschriebenen Bedingungen für
seine Unterwerfung bekannt. Nachdem Morenga
mich angehört hatte, erklärte er, er habe mich
verstanden, müsse aber, ehe er eine derartige
wichtige Entscheidung treffe, zuerst mit seinen
Großleuten und dem Kapitän Haus Hendrik,
dem Feldschuhträger, der sich seit der durch
Major v. Lengerke erlittenen schweren Nieder-
lage bei Morenga au#hielt, beraten. Er werde
binnen 24 Stunden meinen ihm von Warmbad
zugeschickten Boten in das Lager des Majors
v. Kamptz mit der Nachricht über das Ergebnis
der Beratung senden.
Ich erklärte Morenga, daß er einsehen müsse,
daß die Hottentotten auf die Dauer doch unter-
liegen müßten und daß längerer Widerstand ihre
Lage nur verschlimmern könne, worauf Morenga
entgegnete, daß es ihm vollkommen klar sei, daß
die Hottentotten schließlich bei dem Kampfe zu-
grunde gehen müßten, daß die Entscheidung über
die Fortsetzung des Kampfes aber nicht allein bei
ihm liege, da er nicht Kapitän der Bondels sei.
Ich hatte den Eindruck, daß Morenga nicht mehr
im Vollbesitz seines Ansehens und der Macht über
seine Leute war. Nicht nur der Umstand, daß
sein Kriegsruhm durch die Ereignisse im März
verblaßt und der Glaube der Hottentotten, daß
ihnen unter diesem Führer alle Unternehmungen
glücken sollten, erschüttert war, sondern auch der
körperlich leidende Zustand des Morenga hatte
seine Stellung unter den Hottentotten erschüttert.
Es ist ja überhaupt ein einzig dastehender Fall
und beweist mehr als alle Erfolge die geistige
Überlegenheit Morengas über alle anderen ein-
geborenen Führer in diesem Kolonialkriege, daß
die Hottentotten bei ihrem grenzenlosen Dünkel
gegenüber allen anderen Eingeborenen sich willig
der Führung dieses Damarabastards unterwarfen.
Diese Macht, die sonst nur bei dem angestammten
Kapitän denkbar ist, mußte erschüttert werden in
dem Augenblick, wo die Gefolgschaft den unbe-
dingten Glauben an den Glücksstern des Führers
verlor und wo die Siegeszuversicht ins Wanken
geriet.
Ich hatte den Eindruck, daß im Lager Mo-
rengas Hendrik April, der Führer des von
alters her in den Karrasbergen angesessenen
Teiles des Bondelstammes, einen bedenklichen
Einfluß gewonnen hatte. Da aber die Verluste
an Vieh bei Narudas im wesentlichen Morenga
und seine Leute betroffen hatten, wogegen die
Familie der April noch über beträchtlichere Be-
stände verfügte, so waren naturgemäß in Hendrik
April und seinem Anhange die Hauptgegner der
bedingungslosen Unterwerfung zu suchen.
Nach Beendigung der Verhandlungen begab
ich mich in das Lager des Majors v. Kamptz
zurück. Ich will gestehen, daß es mir nicht ganz
leicht wurde, vollkommen unbefangen durch die
bewaffneten Hottentotten, an deren Unterwerfung
ich nicht glauben konnte, hindurchzugehen und,
ohne mich umzusehen, im Schritt fortzureiten.
So wenig ich an einen Treubruch Morengas
glaubte, so sehr lag doch die Gefahr nahe, daß
gerade einer der Gegner der Unterwerfung auf
den Gedanken kommen konnte, durch ein „zufällig“
abgefeuertes Gewehr die Fortsetzung der Ver-
handlungen unmöglich zu machen. Im Lager
des Majors v. Kamptz traf am folgenden Tage
mein Warmbader Bote ein und brachte die Nach-
richt, daß die Hottentotten nach mehrstündiger
erregter Beratung ihr Lager abgebrochen hätten
und abgezogen seien, wohin, wisse er nicht an-
zugeben. Die Verhandlungen waren somit als
gescheitert anzusehen, und Major v. Kamptz beschloß
nunmehr unverzüglich anzugreifen.“
Er erteilte dem Hauptmann Winterfeldt,
dem Chef der 9. Batterie, den Befehl, von Na-
rudas und Nukois aus mit der 11. und
12. Kompagnie des 2. Feldregiments, zwei Zügen
der 9. Gebirgsbatterie und einem Zuge Maschinen-
gewehre die Verfolgung aufzunehmen, während
die Abteilung Kleist (Ersatzkompagnie Za, la,
2. Batterie, ½ Maschinengewehr-Abteilung) sich
über Garis auf Nururus in Marsch setzen
sollte. Bald nach Abgang dieses Befehles traf
vom General v. Trotha heliographisch die Er-
mächtigung ein, unter den von Major v. Kampt
und Hauptmann v. Koppy anfänglich vorge-
schlagenen Bedingungen (also der Uberlassung des