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Der Aufenthalt auf den hawalischen Inseln ent-
schädigt für die sonstige Ode der Überfahrt über
den Großen Ozean. (Köln. Zeitg.)
Spanische Kuswanderung nach den bawait-Inseln.
Aus London wird der „D. O. K.“ ge-
schrieben: Die Nebenbuhlerschaft der Vereinigten
Staaten und Japans im Stillen Ozean hat kürz-
lich in Spanien eine ganz unerwartete Rück-
wirkung herbeigeführt. Es konnte wohl niemand
voraussehen, daß Amerika nach dem, was
zwischen beiden Mächten vorgefallen ist, jetzt die
Spanier zu Hilfe rufen würde, um als Kolonisten
auf den Hawaii-Inseln der friedlichen Ein-
dringung der Japaner Einhalt zu tun. Tat-
sächlich ist dies aber der Fall, denn der Ver-
treter des Gonverneurs von Hawaii, Frager,
hat sich zur Zeit in Spanien bemüht, dort
Auswanderer in größerer Anzahl anzuwerben,
damit auf der genannten Inselgruppe das enuro-
bäuische Element verstärkt werde.
Die Auswanderer sollen ganz unentgeltlich
nach ihrem neuen Wohnsitz transportiert werden,
und dort bei ihrer Ankunft ein Wohnhaus im
Wert von 500 Dallar, wie eine Bodenparzelle
mit dem entsprechenden Feuerungsmaterial nebst
freier medizinischer Behandlung erhalten. Zudem
wird jeder erwachsene Mann ein Monatsgehalt
von 25 Pesos, und jede Frau und jeder Jüng-
ling über 15 Jahre 15 Pesos bekommen. Nach
einer Frist von drei Jahren können die Kolonisten
bei guter Führung ihre Parzellen als ihr Eigen-
tum betrachten, sofern sie die amerikanische Staats-
angehörigkeit annehmen wollen. Die Kinder sollen
die Schule besuchen, um dort die englische Sprache
zu erlernen. Die in Aussicht gestellten Vorteile
haben viele arme Leute veranlaßt, sich behufs der
geplanten Kolonisation bei dem Vertreter des
Gonverneurs von Hawaü zu melden, infolgedessen
kürzlich 850 Familien, insgesamt 3823 Köpfe
zählend, in Malaga eingeschifft worden sind, und
zwar zum größten Teil aus den Provinzen
Malaga, Grenada, Asméria und Jacn. Behufs
Transportierung dieser Auswanderer hat die Re-
gierung von Hawaii das Dampfschiff „Heliopolis“
der Alliance-Gesellschaft in Glasgow mit einem
Ranminhalt von 10 000 Tonnen gechartert.
Verschiedene Mitteilungen.
f#nophelesmoskiten.
In der „Geneeskundig Tildschrift“ Band 46,
Lieferung 2, 1906, behandelt Dr. W. T. de Vogel
die Frage der Existenz- und Fortpflanzungs-—
möglichkeiten der Anophelesmoskiten in Salz-
wasser. Er kommt im Gegensatz zu den bis—
herigen Forschungsresultaten zu dem Ergebnis,
daß es Anophelesarten gibt, welche in reinem
Scewasser leben und sich fortpflanzen können.
Eine Nachprüfung der Angaben Dr. de Vogels
wäre bei der Wichtigkeit der Frage auch in den
deutschen Kolonien von großer Wichtigkeit.
Kolonial-Wirtschaftliches.
4 Das Aprilheft des „Tropenpflanzer“, Zeit-
schrift für tropische Landwirtschaft, Organ des
Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees, enthält an
erster Stelle den hier bereits mitgeteilten Be-
richt VIII der Deutschkolonialen Baumwollunter-
nehmungen von Karl Supf, Vorsitzendem des
Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees, der bekanntlich
eine beträchtliche Steigerung des Baumwollbaues
gegen das Vorjahr (in Togo um mehr als 60 v. H.)
konstatiert.
Heinz Roß-Antwerpen berichtet über die teil-
weise schon erfolgreichen Versuche zur Zähmung
dos Zebras und seine Verwendung im Kongo-
staat, O. Oehlerking-Hannover über die im
Gegensatz zu den deutschen Versuchen in Ostafrika
recht ungünstig ausgefallenen Bemühungen der
Franzosen, die Kultur des Cearakantschuks in
Madagaskar einzubürgern.
In dem Abschnitt über „Koloniale Gesell-
schaften“ wird unter anderem über die neu ge-
gründete Agu-Pflanzungsgesellschaft in Togo und
die Agavengesellschaft für Südwestafrika berichtet.
In dem Kapitel „Aus deutschen Kolonien“ findet
man recht günstig lautende Gutachten über China-
rinden aus Deutsch-Ostafrika und Tabak aus dem
Banssoland in Kamerun, während die folgenden
Kapitel allerhand über Zuckerrohr, Kautschuk und
Kangummi, Kakao und Kaffee, Gerberakazien und
dem Mahwazuckerbaum sowie über die nene
brasilianische Faserpflanze Canhamo brasiliensis
bringen; beachtenswert und von Bedeutung für
unsere Kolonien ist vor allem der gelungene
Versuch, junge Parakautschukbäume durch Mar-
kotten fortzupflanzen.
In dem Beiheft I zum „Tropenpflanzer“ be-
richtet Prof. Dr. Preuß über seine im Auftrage
des Auswärtigen Amtes, Kolonialabteilung, aus-
geführte Reise nach den Südseeinseln. Nach
Mitteilungen über Zuckerrohrplantagen sowie