Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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von Truppen entblößen konnte, ohne Unruhen be- 
fürchten zu müssen. Hauptmann Schennemann 
mit dem größten Teil der Sanga Ngoko-Truppe 
mußte sich aus politischen Gründen zeitweise nach 
Missum-Missum an die französische Grenze be- 
geben. - 
1* 
Zur Zeit kann mithin ein Teil des 
Südens wohl als unterworfen, aber noch 
nicht als befriedet gelten. Bis zu diesem 
Endziele wird noch geraume Zeit vergehen. 
w — noch nicht unterworfen muß das 
Ma ka-Gebiet südlich des Njong gelten, und es 
er ansheschlosten, daß bei einer Unterwerfung 
dieses Gebietes, wie die Verhältnisse jetzt liegen, 
auf die im Süden stationierten Truppen zurück- 
gegriffen werden kann. 
Das Vordringen des Küstenhandels in die 
gummireichen Distrikte an der Ostgrenze, Bertna- 
Beri-Inkaduma, der dadurch notwendig werdende 
Schutz des Handels, der Eingeborenen und des 
wirtschaftlichen Reichtums jener Gebiete, der 
Grenzschut gegen Ubergriffe französischer Händler, 
sowie die Sicherung der neuen Wasserstraße des 
Niong in Verbindung mit derjenigen des Dume 
lassen es, wenn nicht dies Gebiet überhaupt ge- 
sperrt werden kann, als unaufschiebbar erscheinen, 
daß eine Truppe nach dem dortigen Gebiete, und 
zwar mit dem Hauptstationsorte Bertna, entsandt 
wird, um ähnlichen Vorkommnissen, wie sie der 
unzureichende Schutz des Handels und der Ein- 
geborenenrechte im Njemgebiete gezeitigt hat, 
von vornherein vorzubengen. 
Das lann aber, wie aus dem oben An- 
geführten ersichtlich ist, zur Zeit nicht geschehen, 
da keine Truppe vorhanden ist. Es könnten be- 
dauerliche Eroignisse eintreten, wenn nicht bei- 
zeiten Gegenmaßregeln getroffen werden. Diese 
neeinnr #n Neuaufstellung der weiteren 
· effe 3 9 — 
aumibrren don trefen, welche im Etat auf 1907 
zur Dochenepidemie in Kamerun. 
Seit langer Zeit herrschen die Pocken im 
Jnern Afrikas endemisch. Längs der guuscken in 
foge derbraieeten sie sich, scheinbar besonders in- 
weile 5 erkehrs der Haussas, nach Gegenden, 
warc dahin davon mehr oder weniger frei 
ticher ei Zusammentreffen ungünstiger klima- 
uh und noch unbekannter Faktoren kommt es 
u stellenweise zum Ausbruche einer Epidemie. 
solch n die Jahre 1905 und 1906 hatten 
66 pidemien aufzuweisen. Im April 1905 
seel. es im Lomie-Gebiet, und zwar in Njem, 
enweise zu einer kleinen Epidemie, Juli, 
  
August 1905 in Bamum und Bamenda; dort 
erlosch die Epidemie seit Oktober 1905 allmählich 
wieder. Dagegen traten die Pocken November 
1905 in Tibati, Ngaundere und im Bailande 
sehr heftig, Februar 1906 auch in Bamale (Bezirk 
Bamenda) sporadisch wieder auf. 
Im Februar 1906 kam es zu einem explo- 
sionsartigen Ausbruch im Kribi= und Lolodorf- 
Bezirk, nachdem schon im Dezember 1905 einige 
Fälle an der Jaundestraße beobachtet waren. 
Fast sofort wurde auch der ganze Jaundebezirk 
bis zum Sanaga im Norden ergriffen. Im März 
wütete die Seuche stark in Deugdeng, östlich der 
Straße Jaunde—Joko, im Mai und Juni in 
Nanga Eboko, im Mai auch auf der Strecke 
Ankonolinga—Widemunge. Im März wurden 
auch sporadische Fälle in Eden beobachtet. Im 
Mai erlosch die Seuche in Joko; im Kribi= und 
Lolodorfbezirk war sie im April stark zurück- 
gegangen und im Mai ebenfalls erloschen. 
Der ganze Dualabezirk aber blieb vollkommen 
frei dank der systematischen früheren mehrmaligen 
Durchimpfung der gesamten Bevölkerung. Auch 
der sogenannte Bulebezirk (Ebolova) blieb 1906 
fast ganz verschont. 
In den verseuchten Gebieten und in ihrer 
Umgebung fanden 1905 und 1906 außerordent- 
lich zahlreiche (mindestens 100 000) Impfungen 
statt. In der zweiten Hälfte des Januar 1907 
kam es zu einem ernenten Ausbruch der Pocken 
im Bezirk Lomie (Straße Kam——Lomie) und auf 
der Jaundestraße beim Njong-Ubergang. Es 
wurden sofort größere Lyomphemengen bestellt und, 
wie auch in früheren Epidemien, Kontrollstationen 
errichtet; ferner wurde eine Karawanensperre ver- 
hängt, die nach Eintreffen der Lymphe für ge- 
impfte Karawanen aufgehoben wurde. Außerdem 
wurde, wie bei früheren Epidemien, die Be- 
völkerung bei den Häuptlingsversammlungen auf 
die Gefahr der Pocken und auf die Prophy- 
laxe (Notwendigkeit eventneller Quarantäne und 
Impfungen) hingewiesen. 
Anfang Februar wurden die Pocken auch nach 
Akonolinga eingeschleppt. Ein Regierungsarzt 
ging sofort dahin, um umfangreiche Impfungen 
vorzunehmen, ebenso ein zweiter Regierungsarzt, 
Leiter der Seuchenbekämpfung im Südbezirk, nach 
Lolodorf? Ein dritter Arzt übernahm die Be- 
kämpfung im Ebolova= und ein vierter im Lomie- 
Bezirk. Um ein Ubergreifen der Pocken nach der 
Küste und nach den anderen Bezirken zu ver- 
hüten, wurde sofort veranlaßt, daß sämtliche 
Handelsstraßen, die mit den infizierten Gebieten 
in Beziehung standen, nur für solche Karawanen 
offen blieben, deren Angehörige mit Erfolg ge- 
impft waren und die sich im Besitze eines vom 
Bczirksamt ausgestellten Passierscheins befanden,
	        
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