Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Samoa. 
Der Vulkan auf Savall. 
(Mit 2 Karten.) 
Bezirksamtmann Williams gibt unter dem 
10. August 1906 einen überblick über die seit- 
herige vulkanische Tätigkeit auf Savaii, soweit sie 
zu unserer Kenntnis gelangt ist. Er schreibt: 
Seit dem Ansbruch des Vulkaus ist nunmehr 
über ein Jahr verflossen. Ich habe von Zeit 
zu Zeit über seine Tätigkeit berichtet und will 
jetzt die Ergebnisse meiner Wahrnehmungen zu— 
sammenfassend darstellen. 
Während infolge des vulkanischen Ausbruchs 
im Jahre 1902 durch Erdbeben mauches Besitz- 
tum zerstört wurde, zeichnet sich der diesjährige 
Ausbruch durch geringere Erdbeben, aber längere 
Dauer und erheblich größeren Lavaausfluß aus. 
Ich habe die Entstehungszeit des Vulkans, 
durch den Aopo zerstört worden ist, zu ermitteln 
versucht. Was ich in Erfahrung bringen konnte, 
stammt von einem sehr alten Manne, der im 
Jahre 1830, als die Mission nach Matantu kam, 
tätowiert wurde. Ihm überlieferte sein damals 
schon sehr alter Vater die Geschichte des Vulkans, 
wie er sie von seinen Vorvätern gehört hatte. 
Wir können daher als sicher annehmen, daß 
dieser Ausbruch mehr als 150 Jahre zurückliegt, 
während die beiden letzten Ausbrüche nur ein 
Zeitraum von 3 Jahren trennt. 
Die Entfernung zwischen dem Vulkan un- 
bekannten Datums und dem von 1902 beträgt 
rund 8, zwischen dem von 1902 und dem von 
1905 etwa 13 km. Bei allen dreien sloß die 
Lava seewärts; während jedoch die Lava des 
VBultans unbekannten Datums meist nach Westen 
floß, hat der Lavastrom des Vulkans von 1902 
die entgegengesetzte Richtung genommen. Der 
Ausbruch des Vulkaus unbekannten Datums muß 
ein bedeutend hestigerer gewesen sein, als der 
des Vulkans von 1905, da er eine viel größere 
Bodenfläche- mit Lava bedeckt hat, und ferner 
auch ein viel plötzlicherer, wenigstens nach der 
Beschaffenheit des Lavafeldes zu schließen, auf 
dem diesmal keine so mächtigen Blöcke in so 
weiter Entfernung von der Ausbruchstelle zu 
finden sind, wie auf dem Lavafelde des alten 
Vulkans. Ich spreche von „plötzlicherem Aus- 
bruch“, denn ich habe beobachtet, daß Lava, die 
etwa 1 m in der Sekunde fließt, ein ebenes und 
gut gangbares Lavafeld bildet (so wie es jetzt 
nahe der Küste ist), sobald sie weit genug vom 
Krater entfernt ist, um nicht mehr von aus- 
geschleuderten Steinen berührt zu werden. Bei 
dem Vulkan unbekannten Datums ist jedoch — 
obwohl die Entfernung von der Ausbruchstelle 
größer ist — das Lavafeld noch nahe der See 
it starkem Geröll belegt. Der Krater selbst 
  
  
mißt vom Gipfel bis zum Fuße ungefähr 400 Fuß 
und ist mit Vegetation, (zum Teil mit kleinen 
Bäumen) bedeckt; er hat die Form einer Mulde, 
ohne an irgend einer Stelle seitliche Ausfluß= 
stellen aufzuweisen. Dem Krater nach zu schließen, 
sollte man nicht für möglich halten, daß er eine 
solche Verwüstung anrichten konnte. Ich glaube 
mit Bestimmtheit annehmen zu können, daß die 
Krater von 1902 und 1905 auf ein und dem- 
selben Gebirgsgürtel ruhen; auch bin ich der 
Ansicht, daß der Krater von 1905 schon früher 
tätig war. In einem Umkreis von etwa einer 
Meile trifft man nämlich auf Strecken schweren 
Lavagerölls, das unmöglich von dem neuen Aus- 
bruch herrühren kann. 
Die große Schnelligkeit, mit der die Lava 
auf der einen Seite des heutigen Vulkans hin- 
unterfloß, wäre nicht schwer zu bestimmen gewesen; 
um sich aber ein richtiges Bild davon zu machen, 
denke man sich eine mächtige, feurige Meereswelle, 
die seitlich dem Krater entströmt, und die man 
auf den ersten 200 Metern ihres Weges gar nicht 
für Lava gehalten hätte, wenn sie nicht so viele 
Steine mit sich geführt hätte, und wenn nicht 
späterhin auch flüssige Lava über den Kraterrand 
geflossen wäre. Der Lavastrom, welcher sich 
gegen Toapaipai richtete, begann in einiger Ent- 
fernung vom Krater in einem Flußbett abwärts 
zu fließen und verließ es trotz der vielen Win- 
dungen nicht, bis er sich in die See ergoß. An 
manchen Stellen war die Lava breiter als 2 bis 
10 Fuß, aber nirgends ließ sie sich in ihrem 
Laufe abbringen. Die Masse der Lava des 
Kraters würde schwer anzugeben sein, doch wurden 
viele Täler mit Lava aufgefüllt, von denen 
einige tiefer als 400 Fuß und beinahe ½ km 
breit waren. Der Strom in die See stammt 
zweifellos von keinem neuen Krater, sondern die 
Lava läuft lediglich vom Krater aus unter dem 
erkalteten Lavafeld fort. Da wo die Lava in 
die See fließt, ist das Meer sehr tief, so daß die 
Küstenlinie noch nicht verschoben wurde. In der 
See bilden sich übrigens hier eigenartige brüchige 
Lavaformationen. Bis jetzt wurde in keiner 
Weise die Küstenschiffahrt beeinträchtigt; nur 
zwischen dem Außenriff und dem Lande von 
Saleaula hat sich so viel Lava angesammelt, daß 
sowohl die Bootspassage, als auch die Fischerei- 
plätze innerhalb des Riffs zerstört sind. 
Die verheerende Wirkung der Asche und der Gase 
des Vulkans wurde am schwersten in dem Gebict 
Olonono empfunden, das den Windströmungen 
besonders stark ausgesetzt ist. Auch der Lava- 
ansfluß in die See bei Asuisui, welche kochende 
Wassersäulen, zuweilen 500 Fuß hoch emporsendet, 
erzeugt giftige Gase, welche durch den Wind auf 
Matautu zugetrieben werden und hier die Bänme 
schädigen. Auf diese Weise wurden die Blätter
	        
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