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nannte einen Sendling Namens Monlai-Idriß
nach Adrar. Dieser gab sich als Scherif und
als Verwandter des Sultans von Marokko aus,
stellte sich auch als von diesem gesandt vor und legte
sich die Würde eines Kaid bei, während doch die
Emire von Adrar seit langen Jahren mit uns
Berträge geschlossen und sich unserem Schutze
anvertraut hatten.
Monlal-Idriß trieb sehr tätig Propaganda
gegen unsere Verwaltung, und es gelang ihm,
eine Anzahl Andersgläubiger der Idaualh, der
Trarza und der Brakna, welche sich seit unserer
Festsetzung in Mauretanien nach Adrar zurück-
gezogen hatten, auf seine Seite zu bringen. Zu
ihm gesellten sich dann noch einige Bou-Sba, die
immer auf eine Gelegenheit zum Rauben lauern,
ferner noch einige Meschdouf und Laghlal, mit
welchen er dann Ende September eine Harka
bildete, um an deren Spitze gegen Tagant zu
ziehen. Ende Oktober kam er vor die Feste
Coppolani und richtete an den Kommandanten
die Anfforderung, Tagant zu räumen. Eine
durch den Hauptmann Tissot gegen ihn ausge-
sandte Aufklärungspatrouille wurde überrumpelt
und wir hatten dabei den Verlust von zwei
Offizieren, die Herren de Franssu und Andrieux,
zwei Unteroffizieren, der Sergeanten Fleurette
und Philippe, und einiger Schützen zu beklagen.
Infolge dieses unerwarteten Erfolges ging alles,
was es an Räubern in der Gegend gab,
öu den Banden des Mounlai-Idriß über,
und der Posten Tidjikia wurde belagert. Er
wurde am 17. November angegriffen. Der
Angriff aber wurde enutschieden zurückgewiesen
und der Feind in die Flucht geschlagen, nachdem
er 70 Tote am Platze gelassen hatte. Unterdessen
war in Saint-Louis rasch eine Hilfstruppe aus-
gerüstet worden, welche unter der Führung des
Oberstleutnants Michard am 2. Dezember Tidjikja
glücklich erreichte. Bei seiner Annäherung hatten
sich übrigens die Banden des Moulai-Idriß zu-
rückgezogen, wobei sie sich wieder nordwärts nach
Rachid, ungefähr 30 km von der Feste Coppolani,
wandten. Man hat unnn allen Grund, anzu-
nehmen, daß es den Streitkräften, die dem Oberst-
leutnant Michard zur Verfügung stehen, gelingen
wird, Tagant bald ganz von den Aufständischen,
die uns der Scheich Ma-el-Ainin, im Namen und
unter der angeblichen Obrigkeit des Sultans von
Marokko, auf den Hals gehetzt hat, zu säubern.
So schmerzlich auch die Ereignisse infolge des
Todes unserer Offiziere und Unteroffiziere sein
mögen, so ist doch zu bedenken, daß es sich nur
um zwei Fälle von Rebellion handelt, die an
unserer äußersten Grenze und dazu noch in
Gegenden, in welchen wir noch recht wenig
Tätigkeit entfaltet hatten, Platz gegriffen haben.
Es ist aber von Wichtigkeit, die Beobachtung zu
machen, daß sie im übrigen keine Rückwirlung
auf die islamitische Bevölkerung, die schon länger
unter unserer Herrschaft ist, ausgeübt haben.
Wenngleich diese Ereignisse untereinander
keinen tatsächlichen Zusammenhang haben, so ver-
dienen sie doch in einem Punkte unsere Aufmerk-
samkeit. Sie geben ebenso wie die Zwischenfälle,
welche sich in den letzten Jahren in den ver-
schiedenen islamitischen Ländern im afrrikanischen
Süden, in Agypten, in Tripolitanien und in
Marokko ereignet haben, und wie die Ereignisse,
welche sich im verflossenen Jahre in Banamba
und in Bondonkon entwickelt haben, Zeugnis für
eine seit etwa zwei Jahren in der islamitischen
Welt stattfindende Gärung. Es würde auch zu
weit führen, an dieser Stelle ihren Ursachen in
einer Richtung nachzugehen, welche mehr in das
Gebiet der europäischen als derjenigen der Lokal-
politik gehört. Diese Bewegung muß im Ange
behalten werden. Zu dem Zwecke hat der Gon-
verneur Roume seinen Untergouverneuren auf-
getragen, die fremden Marabuts aufs strengste zu
beobachten und nur den Tolbas, welche zu Mok-
kadem gehören, und den Sekten, die für unsere
Sache gewonnen sind, das Umherziehen zu er-
lauben. Er läßt ferner gegenwärtig durch den
Administrateur Arnand eine große Umfrage über
die Lage des Islams in Französisch-Westafrika
veranstalten und hat sich eutschlossen, bei dem
Gencralgouvernement eine besondere Abteilung zu
schaffen, welche die Ermittlungen über den Islam
äu ordnen und die an alle Punkte des Landes
ergehenden Befehle gleichmäßig zu gestalten hat.
Es ist in der Tat sehr wichtig, daß wir in
Französisch-Westafrika eine zielbewußte
islamitische Politik treiben, die den Glanben
der einzelnen Stämme achtet, die ihn aber auch
in Bahnen lenkt zum Nutzen des Fortschrits und
der abendländischen Zivilisation und ihn mithelfen
läßt an der Ausdehnung und Größe Frankreichs.
Übereinkunft zwischen Frankreich und Groß-
britannien, betreffend die Neu-Hebriden.
Eine zwischen Frankreich und Großbritannien
unterm 27. Februar 1906 abgeschlossene Über-
einkunft hat das nachstehende, von den beider-
seitigen Bevollmächtigten am 27. Februar 1906
unterzeichnete Protokoll, betreffend die Neu-
Hebriden, bestätigt:
PDrotokoll.
usw.
Allgemeine Bestimmungen.
Artikel 1.
Gemeinsame Verwaltung.
1. Die Inselgruppe der Neu-Hebriden, ein-
schließlich der Banks= und Torres-Inseln, soll ein