Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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ein größeres Arcal in Anspruch als irgend ein 
anderes Getreide, ausgenommen den Reis. Bei 
der Abschätzung der Bedeutung des Aubaus 
dieser beiden Früchte für die Landwirtschaft und 
die Volksernährung ist allerdings nicht zu über- 
sehen, daß einerseits die gleiche Fläche Reis 
bedeutend größere Erträge liefert, als Sorghum, 
anderseits letzteres vielfach nur als (allerdings 
erstklassiges) Biehfutter angebaut wird. Immerhin 
ist die Kultur des Sorghums als Getreide von 
größter Wichtigkeit. 
Klima und Witterung. Ein Grundzug 
des Klimas in den wichtigsten Getreidedistrikten 
Vorderindiens und Ostafrikas liegt in dem Wechsel 
mehrjähriger Trockenperioden mit Perioden regen- 
reicherer Jahre. In der Präsidentschaft Madras ist 
die Geringfügigkeit der Regenfälle ständiger 
Charakter des Klimas; mit wenigen Ausnahmen 
beträgt die Höhe der jährlichen Niederschläge nur 
20 bis 25 englische Zoll = 508 bis 635 mm. 
Schwere Regen während der Blütezeit gelten als 
schädlich, da sie oftmals den Pollen mehr oder 
weniger abspülen und damit die Befruchtung 
verhindern. Schwüles und wolkiges Wetter ohne 
Winde soll während der Fruchtreife die Ein- 
nistung schädlicher Insekten begünstigen, namentlich 
einer grünen Motte, welche die Ahre gewisser 
Sorten befällt. Auf die selbstverständlich bestehende 
Abhängigkeit der Methodik des Getreidebaus von 
Klima und Witterung wird im Folgenden wie- 
derholt verwiesen werden. 
Bodenverhältnisse. Die Auswahl der 
Sorghumsorten richtet sich in erster Linie 
nach der Beschaffenheit des Bodens: die 
frühen Sorten werden in der Präsidentschaft 
Madras gewöhnlich auf leichtere Böden gepflanzt, 
auf den mittelschweren und lehmigeren Böden 
findet man gewöhnlich die „Middle scason rarie- 
ties“ und die späten Sorten auf den schweren Böden. 
Reiche Ernten liefern die roten und schwarzen 
„Baumwollböden“, während stark sandige Böden 
nur bei Bewässerung gute Erträge bringen, im 
übrigen aber versagen; zudem sollen die Sorghum- 
pflanzen auf leichtem Sandboden oft den Angriffen 
der weißen Ameisen und gewisser anderer In- 
sekten unterliegen. Auch gewisse sandige, aber 
stark verkrustende Laterite sollen spärliche Ernten 
liefern. Auf Kalk erzielt man ebenfalls nur bei 
Bewässerung reichliche Erträge. 
Wie die Verteilung der Regenfälle, so ist auch 
die Beschaffenheit des Bodens von Einfluß auf 
die Qualität des Korns und des Strohs: beide 
doppelt soviel als auf Weizen, Reis und Gerste zu- 
sammen. Auch in Berar nimmt die Hirse eiwa ein ½ 
des gesamten Kuliurgeländes in Anspruch, und ihr 
Anbau übertrifft an Ausdehnung den sämtlicher anderen 
etreide. 
  
Produkte sollen z. B. auf den roten Böden wohl- 
schmeckender und nahrhafter ausfallen als auf 
den schwarzen Baumwollböden, und leichtere 
Böden geben größeres und volleres Korn als 
die letztgenannten. 
Zuchtformen und Varietäten. Die bo- 
tanische Kenntnis und Systematik der zahllosen 
Sorghumformen Indiens scheint noch im 
argen zu liegen, so daß ich darauf verzichte, 
einzelne Varietäten und Formen anzuführen. 
Einige Varietäten, so z. B. die im Küstenlande 
Deutsch-Ostafrikas weitverbreitete lockerrispige Va- 
rietät Roxburghii Hack. hat übrigens unsere 
Kolonie mit Indien gemein, während die im 
Zentrum Ostafrikas und im Seengebiet bevor- 
zugten kompaktrispigen Formen sich jedenfalls in 
Afrika selbst herausgebildet haben. Wie ander- 
wärts, so werden auch in Indien Varietäten mit 
lockeren und solche mit kompakten Rispen, zucker- 
reiche und zuckerarme Formen angebaut. Sämt- 
liche Kulturformen sind von den Eingeborenen 
mit besonderen Namen belegt worden. 
Die indischen Früh= und Spätsorten unter- 
scheiden sich in der Ausbildung des Wurzelsystems, 
Größe, Dicke und Härte des Halms — und damit 
in ihrer Verwertung für Futterzwecke — ferner 
im früheren oder späteren Absterben der Blätter, 
in ihrer Eignung für bestimmte Bodenarten, in 
ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit, wie 
gegen Krankheiten und Schädlinge und selbst- 
verständlich in den Erträgen und der Güte des 
Korns. Die frühen Sorten geben geringere 
S C„The early crop produces food for a 
Die Dauer der Entwicklung bis zur 
Fruchtreife schwankt zwischen 3 und 6 Monaten, 
ist aber kein beständiger Charakter der einzelnen 
Varietäten, sondern richtet sich nach dem Termin 
der Aussaat. So kann man die Entwicklungs- 
dauer gewisser Sorten durch späte Aussaat oder 
durch Bewässerung um einen Monat verkürzen. 
Fruchtwechsel. Bemerkenswerterweise unter- 
scheiden auch die Eingeborenen Indiens zwischen 
den Boden stärkenden („restorative crops") und 
erschöpfenden Feldfrüchten Qexhaustive crops“). 
Zur ersteren Klasse gehören vornehmlich: Tabak, 
Paprika, Rizinus, Baumwolle, Indigo, italienische 
Hirse (Panicum miliaceum), Lein, Dolichos 
biflora Ohorsegram“) und der Korakan, Eleu- 
sine coracana.7) 
Die wohltätigen Einflüsse dieser Kulturen auf 
den Boden sind verschiedener Natur und kommen 
*) Sehr auffallend und nur durch das Attribur 
stärkerer Düngergaben erklärlich erscheint die Nennung 
des Korakans an dieser Stelle. In Ostafrika hat man 
die Erfahrung gemacht, daß dieses Getreide den Boden 
im höchsten Grade erschöpft.
	        
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