Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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und die 3 bis 4 Wochen alten Pflänzchen aus- 
zupflanzen. 
Die Bodenlockerung während des Wachs- 
tums der Hirse wird überall dort, wo das Drillen 
im Gebrauch ist, mit Ochsenhacken verschiedenster 
Art bewerkstelligt. Ic nach Beschaffenheit des 
Bodens geht die Hacke ein oder mehrere Male 
zwischen den Saatreihen durch. Die erste Hacke 
erhält das Getreide ungefähr einen Monat nach 
der Aussaat, die zweite und dritte gewöhnlich 
vor Ablauf des zweiten Monats; das Hacken soll 
aber beendet sein, bevor die Knoten an den 
Halmen deutlich sichtbar werden. Wenn die Ent- 
wicklung der Pflanzen zu wünschen übrig läßt, 
kann auch noch gehackt werden, bis die Pflanzen 
4 Fuß Höhe erreicht haben. Wenn gehackt wird, 
soll der Boden reichlich trocken sein. Sorghum- 
formen von kurzer Entwicklungsdauer erhalten 
nur eine oder zwei Hacken. 
Auf steinigem Boden tritt ein leichter Pflug 
an die Stelle der Hacke. Auch wo die Saat 
breitwürfig ausgestreut wird, benutzt man den 
Pflug zur Lockerung und gleichzeitig zur Aus- 
lichtung, indem nunmehr Reihen geschaffen werden, 
zwischen denen der Pflug den lberschuß beseitigt. 
Handhacken sind namentlich auf bewässertem Land 
in Gebrauch. 
Auf die Methoden der Bewässerung hier 
einzugehen, halte ich für überflüssig, da dieses 
System für den Sorghumbau in unserer ost- 
afrikanischen Kolonie vorläufig kaum in Frage 
kommt. Wo die natürlichen Bedingungen die 
Irrigation des Geländes es zulassen, wird man 
solches Land zweckmäßiger für die Reis kultur aus- 
nutzen. Uberhaupt erscheint es recht fraglich, ob 
die Bewässerung Vorteile für die Sorghumkultur 
mit sich bringt. Zwar sollen nach den Erfahrungen 
in Indien die Erträge an Korn dadurch ge- 
steigert werden, aber das Korn gilt als minder- 
wertig gegenüber dem bei Trockenkultur ge- 
wonnenen. Ebenso verringert sich der Futterwert 
der Hirse, weil Bewässerung ein langes, hartes 
und faserreiches Stroh erzeugt, das eher für tech- 
nische Zwecke verwendbar ist, denn als Viehfutter. 
Ernte. Zur Zeit der Reife werden die Halme 
gewöhlich 4 bis 6 Zoll über dem Erdboden ab- 
geschnitten. Längere Stoppeln läßt man stehen, 
wenn man auf eine zweite, durch Stockaus= 
schlag erzeugte Ernte rechnet. Letztere liefern 
einige Sorten da, wo alsbald wieder stärkere 
Regenfälle eintreten. Auch wird bisweilen der 
Stockausschlag, in Blüte geschnitten, als Viehfutter 
geschätzt. 
Ich möchte hierzu bemerken, daß ich in Ost- 
afrika am Stockausschlag der Hirse niemals eine 
üppigere Vegetation des Krautes und stets nur 
  
dünne, kümmerliche Ahren wahrgenommen habe.') 
Lange Stoppeln von 3 bis sogar 6 Fuß Länge 
beläßt man auch an einigen Orten, wenn die 
Halme besonders stämmig gewachsen sind. Im 
allgemeinen bilden die frühen Sorten härtere 
Halme als die späten. 
In jedem Sorghumfelde findet man zur Ernte- 
zeit eine reichliche Zahl von Pflanzen oder Seiten- 
sprossen, die noch nicht ausgereift sind; solche 
werden gern zu Futterzwecken verwendet. 
Einige Sorghumsorten werden mit der Wurzel 
ausgerodet, wodurch aber das vollständige Trocknen 
des Strohs und Ausreifen des Korns nicht ganz 
so schnell erreicht wird wie beim Schneiden. 
Unter gewissen Umständen werden zunächst 
die Ahren abgeschnitten und eingebracht und dann 
allmählich erst das Stroh; so z. B., wenn Dieb- 
stähle häusig und Verwüstungen durch Vieh zu 
befürchten sind, wenn die Ahren ungleich reifen 
und dementsprechend geschnitten werden müssen, 
wenn (bei Mischkulturen) die Halme als Stützen 
rankender Leguminosen noch eine Zeitlang erhalten 
bleiben müssen usw. 
Nachdem das Korn genügend getrocknet ist, 
werden die Ahren in kugelförmigen Mieten zu- 
sammengepackt, die nur bei trockenem Wetter 
geöffnet werden, um das Korn auf einmal aus- 
zudreschen. Bei einigen Varietäten ist es nicht 
leicht, die Körner von den Spelzen zu trennen. 
Beim Dreschen läßt man entweder das Korn 
durch Ochsen austreten oder man schlägt die 
Ahren mit Stöcken oder aber man benutzt die 
„Rollsteine“". Diese sind ungefähr 3 Fuß lang 
und haben 1½ Fuß im Durchmesser und ein 
Gewicht von 900 bis 1000 engl. Pfund. Die 
Rollsteine werden von Ochsen gezogen, wobei 
2 bis 3 Leute ständig bemüht sind, mit leichten 
hölzernen Gabeln die Ahren unter den Roller zu 
bringen. Um zu verhindern, daß die Körner bei 
diesem Verfahren zermahlen werden, besprengt 
man die Ahren mit etwas Wasser. 
Die Erträge an Korn schwanken natürlich 
in sehr weiten Grenzen; je nach Witterung, 
Bodenbeschaffenheit, Bearbeitung und nicht zuletzt 
nach Ergiebigkeit der einzelnen Sorghumsorten 
werden 200 bis 1000 engl. Pfund vom Aocre 
geerntet. In den Zentralprovinzen rechnet man 
500 lbs als Durchschnittsernte. Die Unbestänu- 
digkeit des Klimas in Indien führt, ebenso 
wie in Ostafrika, bisweilen zu großen 
Ausfällen; solche treten z. B. bei spätreifenden 
Sorten dann immer ein, wenn die Regen zu 
frühzeitig aufhören. 
Sorghum als Viehfutter. Das Stroh 
*) Offensichtlich findet hierbei ein Rückschlag zur 
wilden Aleppohirse (Sorghum halepensc), der Urform 
unseres Gertreides, statt.
	        
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