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Graslande üblich, durch den Vorgänger bestimmt,
sondern derjeuige, welcher durch Reichtum, Alter,
sowie kühnes Auftreten oder durch besondere
Kenntnis der Medizin sich auszeichnet, wird als
Oberhaupt betrachtet. Sehr hinderlich für die
Ausbildung der Häuptlingswürde scheint das
Erbrecht zu sein. Jeder frei geborene Sohn
pflegt schon bei Lebzeiten des Vaters selbständig
gemacht zu werden. Dadurch wird der Reichtum
und somit auch die Macht und das Ansehen des
Häuptlings geschwächt. Beim Tode des Vaters
brechen oft Erbschaftsstreitigkeiten und Unbotmäßig-
keiten gegen den Haupterben aus, der sich natür-
lich als Nachfolger betrachtet, wie das Beispiel
des Guyo und Menimbe zeigt.
Von tiefgehendem Einflusse auf die Entwick-
lung dieser Stämme scheinen die Eroberungszüge
des Häuptlings Sango von Bamum gewesen zu
sein, die etwa in den Jahren 1895—98 statt-
gefunden haben müssen. Sango war gezwungen,
ein weiteres Vordringen aufzugeben, da er sein
Volk gegen die Banssos schützen mußte, die in
Bamum eingebrochen waren. In diesem Kampfe
fiel Sango.“)
Sein Sohn und Nachfolger, der jetzige Häupt-
ling Joja, versuchte, nachdem er seine Herrschaft
gesichert hatte, die Eroberungen seines Vaters zu
erhalten. Joja befand sich mit seinen Bamum-
kriegern zur Zeit der v. Schimmelpfennig=
schen Expedition 1901 in der Nähe von Biongele.
Die Bamumzüge haben im Süden etwa die
Linie Biongele-— Guyo erreicht. Die Annahme
scheint berechtigt zu sein, daß die jetzigen Be-
wohner des Hochlandes das Grasland erstiegen
haben. Dort fingen sie gleich den Graslandbe-
wohnern an, feste Stammesverbände zu bilden und
die Häuptlingswürde zu erweitern. Beispiele
sind dafür Häuptling Biongele-Tumbi und die
Landschaft Diebem. Dieser Vorgang wurde durch
das Vordringen der Bamums gestört, und die
Stämme sind zum Teil in das Waldland zurück-
gedrängt worden.
Geringeren Einfluß hatte das Vordringen
von Wutes, die, von Ngute und Ngila gedrängt,
sich westlich des Mbam niedergelassen haben.
Durch diese Vorgänge sind die verschiedenen
Stämme nicht nur auf einen engen Raum zu-
sammengedrängt worden, sondern auch durchein-
ander geraten. Bei der verhältnismäßig engen
Besiedelung und bei der bestehenden Wechsel-
wirtschaft wird das Gelände für bequemen
Farmenban knapp. Noch mehr wird die Er-
scheinung zutage treten, sobald das Gelände
in Verwaltung kommt, die den inneren Streitig-
*) Siehe Bericht des Hauptmanns Glauning
„Bansso-Expedition“. Kolonialblatt 1900, Seite 705.
keiren ein Ende macht und so eine Volksver-
mehrung herbeiführt.
er Eingeborene baut in gut angelegten
Farmen: Jams, Koko, Kassada, Mais und Erd-
nüsse. Weiter bringt das Land am Nun und
seinen Nebenflüssen etwas Lianengummi hervor.
Gummibäume wurden in der Landschaft Eling
südlich Guyo und dicht südlich des Steilabfalls
im Waldlande festgestellt. Auch ziemlich große
Olpalmenhaine wurden auf der Hochfläche ge-
funden. An Haustieren züchtet der Eingeborene
zahlreiche Hühner, Schafe und Ziegen. Die
Flußuiederungen und die weiten Grasflächen
beleben Perl= und Waldhühner, Büffel und
Antilopen. Der Nun ist reich an Flußpferden.
Der Eingeborene scheint im Besitze von beden-
tenden Elfenbein-Vorräten zu sein. Der Elfen-
beinbestand muß aber trotzdem noch als ganz
erheblich eingeschätzt werden. Da der Eingeborene
den Haussa-Händler hauptsächlich mit Elfenbein
bezahlt, ist die Folge, daß in absehbarer Zeit
der Bestand an Elfenbein empfindlich verringert
wird. Dazu kommt noch, daß sich außerdem die
Haussas vielfach selbst an der Elefantenjagd be-
teiligen und so den Bestand mehr und mehr lichten.
Jedenfalls hat bei dem jetzigen Handelsver-
kehr weder der Europäer noch der Eingeborene
den rechten Nutzen. Der Haussa kauft Elfenbein
und Gummi für Spottpreise ein, ohne daß der
Eingeborene die Mittel für höhere Bedürfnisse
erhält, und anderseits verkauft er die Produkte
zu hohen Preisen an der Küste an die Europäer.
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Togo.
Die Eisenerzvorkommen bei Akpafu und
Santrokoffi.
Einem Berichte des Bezirksgeologen Dr. Koert
in Togo über die Eisenerzvorkommen bei
Akpafu und Santrokoffi ist folgendes zu ent-
nehmen: «
Das Hauptergebnis der Untersuchung war,
daß bei Akpafu von Eisenerzlagern, wie sie bei-
spielsweise bei Banjeli und Bassari (Mitteltogo)
vorkommen, nur schwache Spuren vorhanden sind,
in Gestalt von Roteisen führenden Zwischenlagen
in einem Komplex von Hornstein= und Eisenkiesel-
schichten. Jedenfalls sind diese Erzlagen wertlos
und wurden von den Eingeborenen des hohen
Kieselgehalts wegen auch nicht ausgebentet. Da-
gegen bauten die Eingeborenen bis vor kurzem
einen Brauneisenstein ab, welcher in nord-süd-
wärts streichenden Trümerzonen in den Hornstein-
schichten auftritt. Wenn nun auch das Erz
siellenweise in einer Mächtigkeit von mehreren
Metern auftritt, so dürfte doch eine Gewinnung