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befallen worden. Infolgedessen werden hier die
Kautschukbäume in dem Kakao dichter gepflanzt,
als es sonst bei Schattenbäumen üblich ist, so daß
der Kakao eventuell nur als Zwischenkultur zu
betrachten ist.
Die dreijährigen Liberia-Kaffeebäume in
Tobera und Gunanur lieferten ihre Jungfern-
ernte. Es wurden bis Ende März 1906 etwa
1700 kg Kaffee aufbereitet, wovon 696 kg in
dem Lokalkonsum Verwendung fanden. Die Ernte
nahm im laufenden Geschäftsjahre unnnterbrochen
ihren Fortgang und bis Ende September waren
über 3 Tounen aufsbereitet und zum Teil versand-
fähig. Der Kaffee läßt in seiner Entwicklung
nichts zu wünschen übrig. Obgleich auf eine
Rentabilität dieser Kultur für sich allein bei der
schlechten Marktlage nicht zu rechnen ist, so kann
sie doch als Zwischenkultur mit Kautschuk gewinn-
bringend werden.
Der Anbau von Lemongras wurde in
mehreren jungen Kokosplantagen ausgedehnt.
Auch das Zitronellgras wurde vermehrt. Eine
in Jomba gewonnene Probe von ätherischem Ol
lieferte den Beweis, daß man es dort mit echtem
Lemongras zu tun hat. Im laufenden Geschäfts-
jahre sind Schritte zur Ausnutzung der Lemongras-
bestände getan worden.
Die sogen. japanischen Chillies wurden gleich-
falls in mehreren jungen Kokosplantagen sowie
auch in jungen Ficusbeständen ausgepflanzt. Die
zuerst kultivierte Art erwies sich nicht als die am
Markte begehrteste, und es wurden daher zwei
andere, besser bewertete Arten in Kultur genommen.
Da die Ernte der Pfefferschoten viele Arbeits-
kräfte erfordert und außerdem künstliche Trockuung
nötig ist, so ist es nicht ganz sicher, ob diese
Zwischenkultur sich als rentabel erweisen wird.
Zu beachten ist jedoch hierbei, daß die Pfeffer-
sträucher das gefürchtete Alang-Alang unterdrücken
und somit auch die Feuersgefahr, die während
der Trockenzeit bei den dürren Gräsern in hohem
Maße vorhanden ist, vermindern. Dieser Nutzen
ist nicht zu unterschätzen.
Der Anbau von Knollenfrüchten, Mais,
Bananen usw., welche zur Verpflegung der Ar-
beiter dienen, wurde in gleichem Maße wie in
früheren Jahren betrieben. Ein mit Sumpf-
reis angestellter Versuch fiel ziemlich gut aus.
Zur Einführung der Kultur von Bergreis
wurden Schritte getan.
Besonders zu erwähnen ist die zu Anfang
des laufenden Geschäftsjahres wiederausgenommene
Kultur der Sisalagave, von welcher sich in
Konstantinhafen eine Versuchsplantage von 9000
Pflanzen befand. Mit Hilfe eines in Erimahafen
selbst angefertigten Raspadors wurde eine Partie
Sisalhanf hergestellt, welcher am Markte in Ham-
burg den sehr hohen Preis von 90 Mk. für
100 kg erzielte und sich somit als eine vorzüg-
liche Qualität erwies. Die Sisalagave wird nun-
mehr als Zwischenkultur zwischen Kokospalmen
zunächst auf der ganzen Pflanzung Konstantin-
hafen ausgepflanzt. Auf den Hektar kommen
1200 bis 1800 Pflanzen. Pflanzenmaterial ist
in genügender Menge vorhanden, desgleichen auch
eine zum Treiben von Maschinen ausreichende
Wasserkraft. Die Aussichten für die Sisalkultur
müssen als sehr günstige bezeichnet werden.
Von Kapok wurde noch eine kleine Ernte
gewonnen, welche als die letzte überhaupt zu be-
trachten ist, da die Kapokbäume in großer Anzahl
niedergeschlagen werden mußten, um den heran-
wachsenden Palmen Platz zu machen.
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Im Laufe des Berichtsjahres hat sich der
Grundbesitz der Neu-Guinea-Kompagnie durch
Zukauf von 236 ha bei Fissoa an der Nordküste
von Neu-Mecklenburg und von etwa 100 ha auf
der südlichen Gardener Insel im Bismarck-Archipel
vergrößert. Das gesamte Unternehmen wurde
von Anfang September 1905 bis Ende März 1906
durch Direktor Dr. Preuß inspiziert. Abgesehen
von einigen unerfreulichen Vorkommnissen unter
dem enropäischen Personal konnte der allgemeine
Eindruck als ein befriedigender erklärt werden.
Die Entwicklung der Plantagen schreitet stetig
vorwärts. Die älteste, von der Neu-Guinen-Kom-
pagnie angelegte Kokospflanzung, Kenabot, ist
nunmehr in ihrem größten Teile ertragsfähig ge-
worden und hat 15 Tonnen Kopra monatlich ge-
liefert. Die nächstältesten Pflanzungen, Stephans-
ort und Raniolo, haben gleichfalls angefangen zu
tragen und in einer ganzen Anzahl der jüngeren
Pflanzungen fangen die ersten Früchte an, sich zu
zeigen. Jedoch lassen die bisherigen Erträge schon
jetzt den Schluß ziehen, daß im Durchschnitt von
sieben= bis achtjährigen Beständen nur ein Ertrag
von ½/10 bis ½, Tonne Kopra vom Hektar zu
erwarten ist, und daß volltragende Bestände im
Alter von 14 bis 15 Jahren durchschnittlich 3/4 bis
4% Tonne Kopra liefern werden. Die Kokos-
palmenkultur erfordert außergewöhnlich viel Ge-
duld, welche aber durch die lange Ertragsfähigkeit
der Bäume schließlich wieder belohnt wird.
In einer Anzahl von Pflanzungen sind Kopra-
trockenhäuser errichtet worden und es ist überall
die Herstellung einer besseren Kopraqualität sowie
die Trennung in Pflanzungs= und Handelskopra.
angestrebt worden.
Die Grasschneidemaschinen, mit welchen die
Kokosplantagen vom Alang-Alang gereinigt werden,
haben vielfach Eingang gefunden und ihr Einfluß
auf das Gedeihen der Palmen ist ein offensicht-