Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Eintreffen in der Fruchtbörse durch Auktion ver- 
kauft werden. 
Ananas-Konservenfabrikation würde bei der 
Kostspieligkeit der Kultur auf der Insel nicht 
lohnend sein. Nur Ananasfrüchte, welche sich 
nicht zum Export eignen, wie zu reife Früchte 
oder beschädigte Ananas, werden zu Konserven 
und zwar zu einem wohlschmeckenden Ananas- 
geleekrant verarbeitet. 
In Kamerun liegen die Berhältnisse für eine 
voraussichtlich rentable Ananaskultur mit Ananas- 
Konservenfabrikation weit günstiger. Dort ge- 
deihen aroma= und saftreiche Ananasfrüchte im 
Freien ebenso wie in Florida, Kuba, auf den 
Philippinen, in Jamaika, Westindien, wo (z. B. 
in Johore) Ananaskonserven in größerem Maß- 
stabe erzeugt und über Singapore dem Weltmarkt 
zugeführt werden. In Kamerun kann die Ananas- 
kultur in den Pflanzungen intensiv betrieben 
werden. Die Rentabilität der Kakaopflanzungen 
würde dadurch beträchtlich erhöht werden können; 
ebenso dürfte jene Kultur im Interesse der Be- 
kämpfung der Pflanzenschädlinge liegen; ferner 
müßte in den Pflanzungen steiniges Gelände, 
welches sich für Kakao nicht geeignet erwiesen 
hat, für Ananaskultur wirtschaftlicher ausgenützt 
werden. 
Die Ananaskultur könnte mit Nutzen auch 
von den Eingeborenen in den Reservaten be- 
trieben, beispielsweise könnten die Wege mit 
Ananas eingefaßt werden. Grundbedingung da- 
für ist die Errichtung einer Fruchtkonserven- 
fabrik, welche die Früchte zu guten Preisen den 
Eingeborenen abkauft. 
Die Kameruner Ananasfrucht, von Professor 
Dr. Preuß im Botanischen Garten zu Victoria 
aus Westindien eingeführt, fand ich an Onalität, 
Aroma und Geschmack der Sao Miguel-Ananas 
mindestens gleichwertig, aber aromatischer und 
fruchtzuckerreicher als die westindische, Florida- 
Jamaika-Ananas, welche ich auf meinen Reisen 
in Amerika und England kennen lernte. 
Die Ananas gedeiht in Kamerun vorzüglich 
bei relativer Leichtigkeit der Kulturarbeit. Ver- 
suchsweise wurden auf dem Grundstück meiner 
Versuchsanstalt in Victoria, auf steinigem für K Kakao 
nicht geeigneten Gelände, Ananas ausgepflanzt, 
die nach dreizehn Monaten die erste Ernte saft- 
und aromareicher Früchte brachten. 
Mit den Victoria-Ananasfrüchten stellte ich 
versuchsweise Dosen-Ananaskonserven in fahrbaren 
Dampfkochkesseln her. Diese Konserven waren 
aromatischer und schmackhafter als die Johore- 
Ananaskonserven, wie man sie in Scheiben= und 
Würfelform in Berliner Warenhäusern kauft. 
Die Ananaskultur könnte in Kamerun zu- 
nächst an der Küste in den Pflanzungen und von 
  
den Eingeborenen in den Reservaten betrieben 
werden. Ferner möchte ich die Frage zur ein- 
gehenden Prüfung empfehlen, ob sich nicht das 
Eisenbahngelände von Duala nach Manenguba 
zur Rechten und Linken des Schienenstranges für 
Ananasaupflanzungen eignet. 
Die Eisenbahn-Bau= und Betriebsgesellschaft 
könnte dann mit hygienischem und wirtschaftlichem 
Nutzen einen Teil ihres Geländes unter Ananas- 
kultur setzen und Eingeborene als Kolonisten an- 
siedeln, wie es die großen Kaffeepflanzer in 
Sao Paulo (Brasilien) tun, um jahraus-ahrein 
Arbeitspersonal zur Unterhaltung ihrer Kaffee- 
pflanzungen und zur Aufbereitung der Ernten zu 
haben. 
In Verbindung mit der Ananaskultur würde 
dann, wie gesagt, in Duala der Bau einer den 
tropischen Verhältnissen angepaßten, mit modernen 
technischen Einrichtungen versehenen Fruchtkon- 
servenfabrik mit Kühlanlage und Eismaschinen- 
haus erforderlich. Damit würde gleichzeitig die 
für Duala wichtige Eismaschinenfrage und die 
Frage eines Kühlhauses für Konservierung von 
Nahrungsmitteln, wie Fleisch, Eier, Kartoffeln, 
Gemise (letzteres außerordentlich wichtig für die 
Verpflegung der Europäer) gelöst werden können. 
Die Fruchtkonservenfabrik in Duala müßte 
mit der Zeit in besonderen Fruchtdampfern mit 
Kühlräumen nach dem Vorbilde der Jamaika- 
fruchtdampfer, welche nach England und Amerika 
frische Jamaikafrüchte trausportieren, Ananas und 
Ananaskonserven, Bananen, Limonen, Mango- 
pflaumen nach Deutschland ausführen. Die 
Fabrik würde nach dem Vorbilde der deutschen 
Zuckerfabrik für ihre Fruchtkampagne nicht nur 
die im Eisenbahngelände von den Kolonisten an- 
zubauenden Ananasfrüchte kaufen, sondern auch 
die im Victoria= und Kamerunbergbezirk von den 
Pflanzungen und den Eingeborenen erzeugten 
Früchte. In der Fabrik müßten dann die 
Ananasfrüchte sortiert und zu Dosenkonserven, zu 
Dörrananasscheiben, zu Ananasgeleekraut, zu 
kohlensäurehaltigem Ananassaft verarbeitet werden. 
Die Ausfuhr auserlesener frischer Früchte wird 
erst möglich, wenn Kühlanlagen und Dampfer 
mit Kühleinrichtungen beschafft werden. 
a in Kamerun kohlensäurehaltige Qnellen 
vorhanden sind, würde ich auf Grund meiner 
Untersuchung des kohlensäurehaltigen Quellwassers 
vom Kriegsschiffhafen bei Victoria dringend 
raten, neben den Tiefbohrungen auf Petroleum 
auch auf Kohlensäure zu bohren. In dem Gut- 
achten über die Tiefbohrungen der Kamerun- 
Bergwerks-Aktiengesellschaft nach Petroleum be- 
richtet ja Herr Dr. Monke über reiches Vor- 
kommen von Kohlensäure. Wenn es glückt, bei 
den Bohrungen auf Petroleum auch eine ergiebige
	        
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