Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

W 1001 20 
Metern hergestellten Wasserstraße — bis auf zehn 
oder zwölf Uferplätze dennoch insofern beein- 
trächtigt, als ein Verkehr von der Fahrrinne 
durch die sehr tiefen Sumpfwälder mit ihren 
vielen kleinsten Wasseradern bis zum festen Lande 
hin ohne kilometerlange Brücken oder Damm- 
bauten gar nicht möglich ist. Das Quellgebiet des 
wenig südlicher fließenden Longmapfok") weist 
übrigens eine völlig gleiche, viele Kilometer aus- 
gedehnte, lagunenähnliche Bildung auf, wie ich 
sie sonst an keiner anderen Stelle des Schutz- 
gebietes beobachtet habe. Als Fahrthindernisse 
kommen hier selbst für sehr tiefgehende Barkassen 
nur gestürzte Stämme, die überwuchernde Vege- 
tation und die massenhaften, sehr stark gebauten 
Reusenanlagen der Eingeborenen gelegentlich in 
Frage. Die meisten dieser Hindernisse find jedoch 
nunmehr von den niedergekämpften und dann zu 
dieser Friedensarbeit herangezogenen Flußmaka, 
unter monatelanger Mitwirkung der Maka-Expe- 
dition, größtenteils aus dem Wege geräumt. 
Der ursprüngliche Zustand dieser Flußstrecke wird 
am besten durch die Tatsache illustriert, daß 
seinerzeit die Njong-Expedition bei zwölf= bis 
fünfzehnstündiger Arbeit mit genügendem Werk- 
zeug, guten Kanus und ihrem vorzüglichen, im 
Wasser sehr sicheren Personal, zur Zurücklegung 
dieser nur etwa 120 km langen Flußstrecke acht 
volle Tage gebrauchte; nur zweimal konnte in 
dieser Zeit ein Landlager bezogen werden. Auf 
ein weiteres Vordringen flußaufwärts vom oberen 
Niong-Depot der Gesellschaft für Süd-Kamerun 
wurde damals unter so erschwerenden Umständen 
einstweilen verzichtet, zumal ein praktisches In- 
teresse zunächst nicht vorlag. Die Wassermengen 
genügen aber zweifellos noch eine ziemliche Strecke 
flußaufwärts in die Quellflüßchen hinein, um den 
Fahrzeugen ein Vorwärtskommen zu ermöglichen. 
Auf der Gesamtstrecke von Mbingame bis an 
das obere Ende der Schiffbarkeit sind die Fluß- 
ufer gut bevölkert und bringen auch noch einige 
Handelswerte hervor. Die Produkte der Ol- 
palmen, die am Njong (im Gegensatz zum Süden 
des Schutzgebietes) bis zu den Quellen in großen 
Mengen vorkommen, finden allerdings wegen der 
Schwierigkeit und Kostspieligkeit des Landtrans- 
portes von der Jaundestraße zur Küste nur im 
Binnenland Verwendung. Elefanten gibt es 
dort oben wesentlich weniger, als am Unterlauf 
des Flusses, jedoch weiter nach Osten immer mehr 
Kickrien. Sesam, Erdnüsse, Baumwolle und die 
ganz ausgezeichneten Reisanlagen der Nijong- 
expeditionsstellen bieten nach Erleichterung des 
Transports von Ulame zur Küste die Möglichkeit 
*) „mapfok“ sind die ganz einförmigen Bäume mit 
Mangrovenhabitus, die diese Sumpfwälder bilden. 
  
einer sehr schnell erreichbaren Massenproduktion, 
während jetzt nur das lokale Bedürfnis gedeckt 
wird. Auch die mit Tabak (für Farbige) und 
vor allem mit Kartoffeln gemachten vorzüglichen 
Erfahrungen fordern zur Produktion im Großen 
auf, wobei ich natürlich nur an eine Deckung 
des westafrikanischen Küstenbedarfs, nicht etwa an 
Export nach Europa denke. 
Zur Frage der Schiffbarkeit der Nebenflüsse 
des Njong nur wenige Worte! Das Mündungs- 
stück habe ich schon früher an dieser Stelle ein- 
gehend beschrieben.') Was das Kataraktengebiet 
anlangt, so kommt dieses überhaupt nicht in Be- 
tracht, weil hier auch die (recht unbedeutenden) 
Zuflüsse den Charakter von Gebirgswassern tragen 
und ihr Gefälle durchweg sehr erheblich ist. Die 
Zuflüsse des schiffbaren Mittel= und Oberlaufes, 
also der Strecke zwischen der Jaunde-Kribistraße 
und dem oberen Niongdepot der Gesellschaft 
Südkamerun, kann ich leider nur nach der Be- 
obachtung ihres untersten Mündungsstücks und 
nach einigen, infolge meiner Kenntnis der 
Mpangwe-Dialekte allerdings ziemlich zuverlässigen 
Erkundungen beurteilen. Es handelt sich übrigens 
dabei meist nur um Wasserläufe von 10 bis 20 km 
Länge und um die höchstens — aber wohl nur 
in der Regenzeit nach vorhergegangener Fluß- 
reinigung — 50 bis 80 km langen, dem Nijong- 
Quellgebiet zuzuzählenden Longmapfok-Sümpfe. 
Immerhin kämen diese, wenn auch lediglich für 
Transportkanus und nach vorhergegangenem 
Wegschaffen der massenhaft gefallenen Baum- 
stämme benutzbaren Nebenstrecken für den Handel 
Südkameruns bei dem dortigen teueren und un- 
zuverlässigen Trägermaterial zweifelsohne in Frage. 
Von West nach Ost gezählt handelt es sich hier 
um die nachstehend aufgeführten Flüßchen: 
Aus dem Norden: 
Akone (10 bis 15 km schiffbar), Mopfu (etwa 
15 km), Atua (etwa 15 km), Osopfa (etwa 
5 km), Nduku (12 bis 15 km), Apamba 
(15 bis 20 km), Emviala (etwa 10 km), 
Mpfumu (35 bis 40 km), Long-ndjimbe (20 
bis 25 km; 
Auf dem Südufer: 
Sso (10 bis 20 km), Ebom (6 km), Nsangela 
(10 bis 15 km), Ngumbo (etwa 15 bis 20 km), 
Agvungoo (etwa 20 km), Lala (10 bis 12 km), 
Nü (10 bis 12km), Longmapfok (50 bis 80 km), 
Ngoasso (15 bis 20 km), Apfom 5 bis 10 km). 
Die Untersuchung auch der bedeutenderen 
Wasserläufe dieser Liste, die auf Vollständigkeit 
— 
. 
*) Siehe „Deutsches Kolonialblatt“ 1907, Nr. 13 
615 ff.
	        
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