Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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in geringerer Zahl vorhanden. Besondere Auf- 
merksamkeit wurde der Beobachtung der Gewin- 
nung und Verarbeitung der roten Erdfarbe ge- 
schenkt. Im Gebiet der heißen Quellen auf der 
großen Insel tritt die Farbe als lehmartige Masse 
zutage. Zwei Stellen, an den Flüssen Danlam 
und Num, sind es namentlich, wo die Farbe ge- 
sammelt wird, um nach den Dörfern gebracht und 
dort durch Trocknen und mehrfaches Brennen 
verarbeitet zu werden. Die so zubereitete Farbe 
gelangt von den Feni-Inseln durch Tausch in die 
Gebiete des Bismarck-Archipels und der Salo- 
monen. Sie ist als Farbe für Kopf= und Bart- 
haare sehr geschätzt. Auch werden Gesicht und 
Körper häufig damil bemalt. An den Holz- 
schnitzereien fehlt sie selten und gibt im Verein 
mit Kalk und Kohle ihnen die charakteristische 
Dreifarbigkeit. 
Die Untersuchungen über die geistige Kultur 
  
beschränkten sich hauptsächlich auf Sprachauf- 
nahmen. Auch stieß man auf die Spur von 
Sagen, die zum Teil an eigentümliche Natur- 
erscheinungen, wie z. B. an die heißen Quellen 
und die an manchen Küstenstrecken angesammelten 
Steinblöcke anknüpfen. 
Unter den sammlerischen Ergebnissen, die der 
Aufenthalt auf den Feni-Inseln brachte, ist vor 
allem eine größere Sammlung von Menschen- 
schädeln zu nennen, die dadurch ihren besonderen 
Wert erhält, daß von jedem Individuum Name, 
Geschlecht und Herkunft festgestellt werden konnten. 
Die Eingeborenen bewahren nämlich den Schädel 
der Toten in Blätter gepackt eine Zeitlang im 
Männerhaus auf, und ein jeder kennt die Reste 
seiner verstorbenen Verwandten aus allen übrigen 
Paketen sicher heraus. Infolgedessen konnten über 
die einzelnen Schädel genaue Angaben gewonnen 
werden. 
  
Kolonialwirtschaftliche Mitteilungen. 
Deutsche Kolonilalgesellschaft für Südwestafrika.“) 
Wenngleich das Resultat des Berichtsjahres 
auch dieses Mal nicht unbefriedigend ist, so zeigt 
der Reingewinn dennoch einen Rückgang von 
108 064,79 “ gegen das Vorjahr. Er beträgt 
609 410,96 J¼ gegen 789 475,75 / für das 
Jahr 1906/07. Die Gründe hierfür sind bei 
der Besprechung der einzelnen Geschäftszweige 
des näheren angeführt. 
Der Gewinn-Vortrag aus dem letzten 
Geschäftsjahre von 318 528,17 ist wie 
folgt verwendet worden: 
Einer neu gebildeten Dispositions-Reserve 
für die durch die Absteckung unseres Farm- 
geländes in Deutsch-Südwestafrika, Wasser- 
erschließung daselbst usw. entstehend en k#sten sind 
zugeführt — M 
aus Beteiligungskonto abgeschrieben 9 # 17.-5 
318 528,17/ 
Das Handelsgeschäft unserer Zweignieder- 
lassung in Swakopmund hat, wie dieses schon 
im letztjahrigen Berichte angenommen wurde, 
nicht unerheblich nachgelassen. Es war dieses 
die Folge der weiteren Zurückziehung von Schutz- 
truppen und des dadurch bedingten verminderten 
Konsums sowie der damit in Zusammenhang 
stehenden schärferen Konkurrenz einer Reihe in 
der Aufstandsperiode entstandener Firmen. Man 
muß sich hierbei vor Augen halten, daß das 
*) Aus dem Bericht über das dreiundzwanzigste 
Geschäftsjahr. 
  
plötzliche Aufblühen des Handelsgeschäfts und im 
engsten Zusammenhange damit der umfassende 
Terrain-Verkauf in den Plätzen Swakopmund 
und Lüderitzbucht die natürliche Folge der Hin- 
aussendung der Schutztruppe zur Bekämpfung 
des Aufstandes in Südwestafrika und dem daraus 
entstehenden Konsum an Handelswaren, Errichtung 
von Geschäftsgebäuden usw. war. 
Wenngleich das Geländegeschäft in den 
Plätzen Swakopmund und Lüderitzbucht weiter 
zurückgegangen ist, so ist an die Stelle dessen 
ein größerer Umsatz an Farm-Grundstücken ge- 
treten, da nach Wiederherstellung des Friedens 
hauptsächlich aus dem Mutterlande eine große 
Anzahl Farmlustiger die Schritte nach Deutsch- 
Südwestafrika gelenkt hat. 
Der auf Beteiligungs-Konto gebuchte Anteil 
an der Lüderitzbucht-Gesellschaft L. Scholz & Co. 
m. b. H. ist in seinem Erträgnis ebenfalls zurück- 
gegangen und zwar aus den vorher entwickelten 
das Handelsgeschäft im allgemeinen betreffenden 
Gründen. 
Die auf dem gleichen Konto gebuchten Be- 
teiligungen an der Siedelungsgesellschaft für 
Deutsch-Südwestafrika, auf die inzwischen die 
Restzahlung von 9700 eingefordert worden 
ist und welche Gesellschaft in die Windhuker 
Farm-Gesellschaft m. b. H. umgewandelt wurde, 
sowie die an der Kaoko-Land= und Minen- 
Gesellschaft sind bis auf je 1 ¼“ zur Ab- 
schreibung gelangt. Neu gebucht auf dieses 
Konto sind 5000 4 als erste Einzahlung
	        
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