Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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zur Verladung gelangen und dürfte seine Fahrten 
auf dem Rufidji schon im November aufnehmen. 
Der Dampfer ist 25 m über alles lang, 5 m breit 
und wird vermöge seines außerordentlich geringen 
Tiefganges von nur 32 em durchaus in der Lage 
sein, das ganze Jahr hindurch, also auch in der 
wasserärmeren Zeit, seinen Zweck zu erfüllen. Der 
Dampfer ist für Holzfeuerung eingerichtet. Um 
den Tiefgang des Dampfers nicht zu erhöhen, 
darf derselbe weder Güter noch Passagiere be- 
fördern. Erstere werden vielmehr, wie es auch 
auf dem Chinde-Fluß und Zambesfi geschieht, in 
großen Prähmen untergebracht, die längsseit des 
Dampfers festgemacht und geschleppt werden; 
letztere sollen in Hausbooten im Schlepp des 
Dampfers befördert werden. Zugleich mit dem 
Flußdampfer werden in Hamburg auch zwei 
Prähme von je 15 tons Inhalt nach Ostafrika 
zur Verladung gelangen. Die Prähme haben 
folgende Hauptabmessungen: Länge 20 m, Breite 
4,5 m, größter Tiefsgang 0,28 m. Die Luken 
sind wasserdicht zu verschalken. Der Bau weiterer 
Prähme und der Hausboote soll, wenn erforderlich, 
durch die Flottille in Daressalam erfolgen. 
Am 1. Juli v. Is. wurden 26 Schüler aus 
dem Bezirk Mohorro eingestellt, um in der Kultur, 
Boden= und Erntebereitung, Gespannarbeiten usw. 
ausgebildet zu werden. Außer den Schülern be- 
schäftigt die Pflanzung noch etwa 100 Arbeiter 
und Kinder. Bei Arbeiten mit Pflug, Egge, Ein- 
spannen von Zugtieren zeigen die Schüler sowohl 
als auch andere jüngere Leute großes Interesse, 
und es ist beobachtet, daß es zwar verhältnis- 
mäßig lange dauert, den Eingeborenen etwas 
beizubringen, sedoch was sie erst einmal gelernt 
haben, auch nicht vergessen. Ein deutscher Ochsen- 
knecht pflügt in derselben Arbeitszeit nach den 
Erfahrungen des Leiters der Schule nicht eine 
Furche mehr. Das Vieh hält sich am Rufidji 
sehr gut; das schnell wachsende Gras hat einen 
derart hohen Nährwert, daß das Gespannvieh 
dort ohne Kraftfutter auskommt und dabei sehr 
gut aussieht. Der Dung vom Arbeitsvieh wird 
gesammelt, zu Kompost verarbeitet und die leich- 
teren Stellen in den Feldern werden, wo erfor- 
derlich, mit ½8 Düngung gedüngt. Vorausgesetzt, 
daß nicht unvorhergesehene Fälle eintreten, kann 
im kommenden Jahre mit einer Ernte von etwa 
100 000 Pfund Baumwolle (roh) und 1800 Zent- 
ner Mais gerechnet werden. Wenn es gelingt, 
noch mehr Gespannvieh aufzutreiben, ist es mög- 
lich, die Unkosten auf die Hälfte herabzuschrauben. 
Am Rufidji ist der Baumwollbau als 
Volkskultur eingeführt. Anfang Januar 
haben die Eingeborenen ihre Felder gehackt, um 
Mais und dann im März Baumwolle zu pflanzen. 
Wiederholt waren die Leute auf der Baumwoll= 
schule und erkundigten sich nach Pflanzweite usw. 
  
Im Bezirk Mohorro kamen in diesem Jahre 275 
Zentner Saat zur Verteilung. Einige Leute haben 
sich zusammengeschlossen und größere Flächen ge- 
hackt, um dieselben zu bepflanzen und den Erlös 
zu teilen. Bei der letzten Ernte wurden in 
Mohorro pro Pfund Rohbaumwolle bis zu 
15 Heller gezahlt, und die Leute haben eingesehen, 
daß der Baumwollbau für sie eine schöne Neben- 
einnahme ist. Der Leiter der Baumwollschule 
schätzt die nächstjährige Ernte der Eingeborenen 
am Rufidji auf etwa 300 000 Pfund. 
Infolge der zunehmenden Baumwollproduktion 
haben nicht nur die dortigen Inder, sondern auch 
mehrere europäische Firmen den Aufkauf von 
Baumwolle aufgenommen. Es muß hervorgehoben 
werden, daß das Bezirksamt zu Mohorro die 
Baumwollbaubestrebungen am Rufdji von Anfang 
an tatkräftig gefördert hat. 
Außer in der Kolonie gewonnener Baum- 
wollsaat sind zu Beginn der diesjährigen Pflanz- 
zeit 255 Sack Abassi-Saat, 724 Sack Mitafis= 
Saat und 36 Sack Joanowich-Saat durch das 
Komitee aus Agypten bezogen worden. Da diese 
Mengen nicht ausreichten, mußten weitere 250 
Sack Mitafis-Saat in Agypten bestellt werden. 
Von der aus Agypten eingeführten Saat wurden 
70 Sack Abassi-Saat, 565 Sack Mitafifj-Saat und 
22 Sack Joanowich-Saat den einzelnen Kommunen 
und der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft zur 
kostenlosen VBerteilung an Eingeborene zur Ver- 
fügung gestellt. Außerdem erhielten zahlreiche 
weiße Kleinsiedler zu kleineren Kulturversuchen 
insgesamt 31 Sack Abassi-Saat, 32 Sack Mitasif- 
Saat und 2 Sack Joanowich-Saat. Der Rest 
wurde an europäische Pflanzungen und Anfiedler 
zum Selbstkostenpreise abgegeben. 
Die mit Caravonica-Saat angestellten Kultur- 
versuche haben leider kein Resultat ergeben; die 
Saat ist zwar gut aufgegangen, indessen sind die 
Pflanzen infolge der letztjährigen ungünstigen 
Niederschlagsverhältnisse eingegangen. 
*# 
lber eine Bereisung der Bezirke Moro- 
goro und Kilossa berichtet der Beamte des 
Kolonial = Wirtschaftlichen Komitees, Landwirt 
Migdalski, folgendes: 
„Eine sehr saubere Pflanzung bei Morogoro 
besitzt der Ansiedler Meyer. Die unter Kultur 
gebrachte Fläche beträgt etwa 80 ha und ist be- 
reits mit Kautschuk bepflanzt. Als Zwischenkultur 
hat Meyer 16 ha Baumwolle angebaut. 
Beachtung verdienen fast alle Negerschamben. 
Nur gar selten bekam man eine verunkrautete oder 
unsaubere Anpflanzung zu sehen; ich war erstaunt 
über die peinliche Sauberkeit auf den Neger- 
feldern. Der augenblickliche Stand der Neger-
	        
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