Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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wird Kakao exportiert. Eine Kalamität bildet 
auch hier die Arbeiterfrage. Steter Mangel an 
Arbeitern schädigt die Unternehmungen schwer. 
So verfügte eine Pflanzung von 1800 Hektar 
nur über 300 Arbeiter, eine andere über noch 
weniger. Bedenkt man, daß der Wald erst aus- 
geschlagen, die Schattenzweige der übrigbleiben- 
den Bäume gekappt werden müssen, daß ferner 
das mit unglaublicher Schnelligkeit empor- 
wuchernde Unkraut fast allen Anstrengungen 
spottet, eine heute gereinigte Partie z. B. in vier 
Wochen bereits wieder meterhoch überwachsen ist, 
so kann man die Sorgen der verantwortlichen 
Beamten begreifen. Die Arbeiter werden vom 
Staate meist für ein Jahr engagiert. Die Pro- 
dulte werden per Kanu den Aruwimi herunter- 
geschafft. Manches Boot geht hierbei in den 
Schnellen verloren. 
Der Fluß hat, abgesehen von wenigen durch 
bewaldete Inseln bedingten Verengungen, eine 
stattliche Breite, die zwischen 400 und 1000 m 
schwankt; er gewinnt dann ein seenartiges Aus- 
sehen. Seine gewaltigen Wassermassen können 
sich also mit denen der größten europäischen 
Ströme messen. Wir befuhren ihn zur Zeit der 
kleinen Regenperiode, die sein Niveau um 1 m 
gehoben hatte und ein schnelles Vorwärts- 
kommen ermöglichte. Seine vielen Stromschnellen 
schalten ihn jedoch aus der Reihe der schiffbaren 
Flüsse aus. Ein Dampferverkehr findet nur in 
Einem untersten Laufe statt. Gefährlich bleibt 
die Passage durch die Schnellen stets. Mit dem 
Berlust von einigen Booten wird sogar etats- 
mäßig gerechnet. Eine unangenehme Stelle hatten 
wir unterhalb Kalagwa zu überwinden. Da 
sich der Fluß hier durch klippenreiche Inseln 
windet, werden diese Schnellen sehr gefürchtet. 
Jedes Boot nahm daher im genannten Neger- 
dorf einen mit den Eigentümlichkeiten des Wassers 
vertrauten Piloten an Bord. Während die an- 
deren Boote glücklich durch die Wellen und den 
schäumenden Gischt des reißenden Stromes hin- 
durchsausten, gerieten die Boote des Leutnants 
v. Wiese und des Dr. Schubotz in Gefahr. Zwi- 
schen unsichtbaren Felsen eingeklemmt, neigten sie 
sich bedenklich auf die Seite. Erst nach längeren 
Bemühungen gelang die Befreiung aus dieser 
mißlichen Lage. 
Die imposantesten Katarakte sahen wir bei 
Panga, das wir am 2. Mai erreichten. Diese 
Fälle haben gewaltige Höhen, das Brausen der 
sich überstürzenden Wassermenge erfüllt weithin 
die Luft. Sie werden nur durch einzelne be- 
waldete Felsstücke getrennt und nehmen sonst die 
gesamte Breite des Stromes ein. Im Lichte der 
scheidenden Sonne boten fie ganz prachtvolle, 
malerische Motive, die wir mit vorzüglich ar- 
  
beitenden Apparaten nach Möglichkeit festzuhalten 
versuchten. Da die Katarakte für unpassierbar 
gelten, wechselten wir hier Boote und Mann- 
schaft. Im Geiste nahm ich Abschied von meinem 
schönen Kanu, das mich seither trotz eines ganz 
hübschen Leckes sicher getragen hatte. Um so 
größer war meine Überraschung, als ich es am 
Nachmittag unter den neuen Booten jenseits des 
Falles wohlbehalten vorfand. Die Leute hatten 
es fertig gebracht, das Boot an langen Lianen 
und Tauen vom Ufer aus durch den tosenden 
Fall zu dirigieren. 
In Panga machten wir ferner die Bekannt- 
schaft des im Kongostaat berühmten Entdeckers 
der Kilo-Goldminen, Mr. Hannam, eines ge- 
borenen Anstraliers. Er prospektierte auch hier 
mit zwei Agenten auf südlich gelegenen Inseln. 
Die bisherigen Goldfunde scheinen auch hier zu- 
friedenstellend zu sein. 
Die Gegend war am 5. April von einem 
stärkeren Erdbeben heimgesucht worden, das, in 
Richtung Nordost nach Südwest laufend, einigen 
Bauten verderblich geworden war. In der Mauer 
des Messegebäudes klaffte noch ein gewaltiger Riß. 
Menschenleben aber waren nicht zu beklagen. 
Am folgenden Morgen war es eisig kalt; 
dichter Nebel hinderte jeden Ausblick, dazu hatten 
wir eine fast achtstündige Fahrt, so daß der Lager- 
platz Banalia freudig begrüßt wurde. Eine 
lange, aber wenig Wasser führende Stromschnelle 
nimmt vor dem Posten die Breite des Flusses 
ein, der zahlreiche Muschelbänke enthält. Viele 
Leute betreiben dort die Fischerei, indem sie 
mehrere Minuten unter Wasser bleiben und so 
die Muscheln von den Bänken schlagen. 
Hier legten wir einen Ruhetag ein, den Leut- 
nant v. Wiese zum Sammeln ethnographischer 
Gegenstände, Dr. Schubotz und Mildbread zur 
Vervollständigung der zoologischen Sammlung 
(insbesondere durch Fische aus dem Aruwimi) 
und zur Erlangung umfangreichen botanischen 
Materials benutzten. Von den Eingeborenen 
wurden uns zwei lebende Antilopen gebracht, die 
aber nicht zu erhalten waren. Am Nachmittag 
erhielt ich noch den Besuch des italienischen 
Leiters eines zwei Stunden entfernten, im Walde 
gelegenen Postens, dessen Kautschukerträge eben- 
falls unter den obenerwähnten Umständen leiden, 
der sich sonst aber recht nützlich erwiesen hat. 
Die Fauna war während der Flußreise recht 
ärmlich gewesen. Außer einigen weiteren Ele- 
fanten, von denen einer vor uns das Flußbett 
durchschwamm, während ich einen anderen er- 
legte, sichteten wir nur wenige Flußpferde und 
Krokodile. Einige Flüge Papageien zogen wieder- 
holt über uns dahin, doch schien das Leben auf 
den Bäumen sonst fast erstorben. Das Tierleben
	        
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