G 1008 2S
niederließ, soll die Zahl der Eingeborenen noch
120 betragen haben. Von diesen starben kurz
darauf gegen dreißig Leute an einer, wahr-
scheinlich durch die melanesischen Arbeiter ein-
geschleppten, Epidemie. Eine vorgenommene
namentliche Zählung ergab 42 Meänner,
36 Frauen, 11 Knaben unter 18 Jahren,
5 Mädchen, also eine Gesamtzahl von 94 Köpfen.
Hierzu kam noch ein Mann, welcher sich als
angeworbener Arbeiter außerhalb der Inselgruppe
befand. Säuglinge waren nur zwei, ein Knabe
und ein Mädchen, vorhanden, weitere Kinder
unter zehn Jahren gab es nicht. Sechs Frauen
waren schwanger. Bestehende Ehen gab es 27,
darunter zwei Doppelehen. Nur sechs Ehen
hatten lebende Kinder, und zwar eine Ehe zwei,
die übrigen Ehen je eines. Dagegen hatten die
meisten Ehen verstorbene Kinder aufzuweisen,
teils eines, teils zwei, eine Ehe sogar vier.
Nach Angabe des Forsaythschen Angestellten
sterben die meisten Kinder in den beiden ersten
Jahren nach der Geburt.
An dem Rückgang der Bevölkerung trägt
wohl zum Teil die Anwerbung, die in früheren
Jahren in stärkerem Maße stattgefunden hatte,
die Schuld. Die weichlichen Eingeborenen sind
rauherem Klima und größeren Anstrengungen
nicht gewachsen und erliegen denselben rasch.
Es wurde auf Nukumanu nur noch ein einziger
Eingeborener angetroffen, der bei Weißen ge-
arbeitet hatte. Der Hauptgrund des Rückganges
ist jedoch in der durch dauernde Inzucht be-
wirkten Degeneration der Rasse zu suchen. Dieser
Niedergang, vielleicht gelegentlich durch eine
Blutsauffrischung von den benachbarten Lord-
Howe-Inseln her unterbrochen, kann auf die
Dauer nicht aufgehalten werden, und man muß
sich wohl mit dem Gedanken vertraut machen,
daß in nicht allzuferner Zeit auch der letzte
Rest der ursprünglichen Bevölkerung von den
Inseln verschwunden sein wird.
Nach eintägigem Aufenthalt verließ die
„Sumatra“ am Mittag des 23. Juli die Tas-
man-Inseln wieder und nahm Kurs nach den
Carteret-Juseln, wo sie am Nachmittag des
24. Juli ankam. Das Atoll besteht aus zwei
größeren Inseln, Jehanu und Pihil, und vier
kleineren Inseln, Jengaine, Jesila, Jolasa und
Ibnuene. Sämtliche Inseln mit Ausnahme von
Ibnene sind bewohnt. Die jetzigen Bewohner,
tiesschwarze, kräftige Leute, sind aus Buka ein-
gewandert. Früher soll die Gruppe ebenso wie
die Tasman= und Mortlock-Inseln, von Polynesiern
bewohnt gewesen sein, welche aber von den vor-
dringenden Buka-Leuten vernichtet wurden. Die
Bevölkerung ist sehr dicht. Eine vorgenommene
namentliche Zählung ergab für die Inseln
Jehanu, Pihil, Jesila und Jolasa eine Bevölkerung
von 285 Seelen, nämlich 67 Männer, 90 Frauen.
59 Knaben und 69 Mädchen. Eine Zöählung
der Einwohner der etwas abseits gelegenen Iniel
Jengaine (Green-Island) konnte wegen Zeu-
mangels und schlechten Wetters nicht vorgenommen
werden. Eine Zusammenstellung auf Grund der
unvollständigen Angaben einiger Eingeborenen
ergab für Jengaine eine Einwohnerschaft von
62 Köpfen, so daß die Gesamtbevölkerung der
Gruppe sich auf mindestens 350 Seelen beläuft.
Hiervon befanden sich 15 als angeworbene
Arbeiter außerhalb der Inseln, und zwar 12 bei
der Firma Forsayth, 3 bei der Firma Herns-
heim & Co. Die Einwohner machen einen ge-
sunden, kräftigen Eindruck. Frauenmangel in
nicht vorhanden, viele Männer haben zwei, einer
sogar vier Frauen. Die Zahl der Kinder in
ebenfalls groß, so daß ein Rückgang der Be-
völkerung nicht zu befürchten ist.
Die Bevölkerung ist zerteilt in vier Dori-
schaften, von denen je eine einem Häuplling
untersteht. Auf der Insel Jehanu liegen zwei
Dörfer, Jorlehan unter dem Häuptling Stalle
und Tanamki unter dem Häuptling Taweang.
Der dritte Häuptling, Piraz, wohnt auf der Imel
Pihil, der vierte, Boizimaro, auf der Juul
Jengaine. Stalle und Piraz erhielten Oäuptlings-
mütze und Stock, dem Häuptling Taweana wurde
in Aussicht gestellt, daß er und Boizimaro bei
nächster Gelegenheit ebenfalls die amtlichen
Häuptlingsabzeichen erhalten würden.
Die Inseln wurden im Jahre 1885 durch
die Firma Forsayth von den Eingeborenen
käuflich erworben. Die Firma unterhält auf der
Insel Jehanu eine mit einem Chinesen besete
Handelsstation. An die Anlagen von Pflanzungen
seitens der Firma Forsayth ist kaum zu denten,
da die Inseln, die nur eine Gesamtfläche von
etwa 60 ha besitzen, wohl zum größten Teil-
zur Lebenshaltung der dichten Bevölkerung er-
forderlich sind. Der Hauptwert der Inselgrup##
für die Firma Forsayth wird nach wie vor in
ihrer Bedeutung als Handels= und Anwerbe-
gebiet liegen.
Von den Carteret-Inseln aus ging die Fahrt
über Tjob (Ernst-Günther-Hafen) nach Kieta und
von dort über Numanuma durch die Bukastraße
und die Westküste der Insel Buka entlang nach
dem Königin-Karola-Hafen. Dort bestieg der
Berichterstatter am 29. Juli wieder die „Sumama-
und kehrte nach Herbertshöhe zurück.
M