Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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muß immer wieder betont werden, daß unsere 
gesamte Kolonialwirtschaft in ihren Anfängen 
steckt und voraussichtlich auch ferner noch Lehr- 
zeit und Lehrgeld erfordern wird. Das Kolonial= 
Wirtschaftliche Komitee und die Baumwollbau= 
Kommission sind bestrebt, Rückschläge zu verhüten. 
Übrigens hat auch das gegen unsere Kolonien 
kulturell weit vorgeschrittenere Amerika zehn Jahre 
gebraucht, um eine nennenswerte Menge Baum- 
wolle in den Welthandel zu bringen. 
Nur zähe Arbeit führt zu dem Ziele, der 
nordamerikanischen Monopolstellung dadurch ein 
Gegengewicht zu bieten, daß auch die deutschen 
Kolonien jährlich eine gewisse Baumwollmenge 
auf den Markt werfen. 
1* 
Bergbau in den deutschen Kolonien. 
Über den gegenwärtigen Stand des Berg- 
baues in den deutschen Kolonien berichtet Dipl. 
ing. Kuntz an das Komitee: 
Das Hauptinteresse für den Bergbau in den 
deutschen Kolonien erstreckt sich nach wie vor auf 
Südwestafrika, die in dieser Beziehung am 
weitesten entwickelte Kolonie. Zahlreiche neue 
Bergbaugesellschaften sind entstanden und alte 
raffen sich zu neuer Energie auf. Was zunächst 
die Kupfer9 gewinnung anlangt, so ist sie in den 
Otaviminen nach vorübergehenden Wasserschwierig- 
keiten wieder energisch aufgenommen worden. In 
Tsumeb stehen bis zur dritten Sohle (70 M)) noch 
230 000 Tonnen an, während die unterhalb 
dieses Horizonts vorhandenen Erzmengen zur 
Zeit mittels Bohrungen und Schächten auf 
Quantität und Qualität untersucht werden. Die 
Verschiffungen im ersten Halbjahr des neuen 
Betriebsjahres (April bis September) betrugen 
9700 t Erze, 1290 t Werkblei, 870 t Kupfer- 
stein, 2000 t Erze und 800 t Kupferstein liegen 
zum Versand bereit. An den neuerdings für 
den Abbau in Angriff genommenen Lagerstätten 
zu Asis und Guchab sind in der Ausstrichzone 
reiche Erze von 27 und 29 v. H. Kupfer ange- 
troffen worden. Schließlich sind auch Anzeichen 
von weiteren ähnlichen Vorkommen im dolomi- 
tischen Kalkstein der Otaviberge vorhanden. Die 
weitere Erforschung des Gebiets soll der neu zu 
gründenden Otavi-Exploration Co. Ltd. über- 
tragen werden. Eine Kupfergewinnung im 
kleineren Stil findet noch statt von der Khan- 
Kupferminen-Gesellschaft und dem Otjizongati- 
Minen-Syndikat. Von letzterem werden monatlich 
durchschnittlich 100 t Erz gewonnen, dessen Gehalt 
20 bis 27 v. H. beträgt. Auch ist Aussicht vor- 
handen, daß die Arbeiten auf den Gorop-Gruben 
(Anglo German Copper Co. Ltd.) und den der Han- 
  
seatischen Land= und Minen-Gesellschaft gehörigen 
Kupfervorkommen in der Nähe von Rehobott 
wieder aufgenommen werden. Letztere Geiell- 
schaft hat an Stelle der alten verfallenen eine 
neue Konzession und zwar auf vier Jahre für 
Kupfer und auf zwei Jahre auch für andere CExze 
erhalten für das Gebiet der Rehobother Bastards 
und der Khauas-Hottentotten, bei welcher der 
Landesfiskus zu einem Fünftel frei beteiligt is. 
Die Kaoko-Land= und Minen-Gesellschaft hat Er- 
peditionen zur geologisch-bergmännischen Unter- 
suchung ihres großen Gebietes ausgesandt; ebemo 
die von der South African Territories zur Ver- 
wertung der Mineralschätze ihres Gebietes neu- 
gegründete Kharas-Exploration Co.; die vier von 
der letztgenannten Gesellschaft ausgesandten Er- 
peditionen haben besonders die Aufsgabe, nach 
Diamantgestein und nach Kohle zu suchen. Außer 
diesen größeren sind noch eine Anzahl kleinerer 
Bergbau= und Schürfgesellschaften vorhanden und 
zum Teil neu gegründet worden. 
Einen Wendepunkt in der Entwicklung der 
Kolonie scheint die Entdeckung der Diamanten 
zu bedeuten, soviel sich bisher übersehen läßt. 
Tausende von Interessenten aller Art sind in 
jener Wüstengegend zusammengeströmt und immer 
noch kommen neue hinzu. Eine große Anzahl 
(über 80) von Diamantengewinnungs-Gesellschaften 
hat sich gebildet; die Werte von etwa 25 diejer 
Gesellschaften werden zur Zeit an der in der 
Lüderitzbucht entstandenen Börse gehandelt. Die 
anfänglich starke Opposition gegen die Regie- 
gesellschaft hat sich gelegt; die Streitfragen scheinen 
zum großen Teil eine glückliche Lösung gefunden 
zu haben, wenn auch noch einige schwierige 
Fragen der Erledigung harren. Zur Ausbeutung 
der staatlichen Diamantfelder ist die Diamant= 
Pachtgesellschaft in Berlin als Kolonialgesellschaft 
gegründet worden, zur Ausbeutung des Sperr- 
gebietes der Kolonialgesellschaft für Südwestafmika 
die Deutsche Diamanten-Gesellschaft m. b. H. Die 
Abgaben, denen die Diamantengewinnung unter- 
liegt, betragen nahezu 50 v. H. des Wertes der 
gewonnenen Diamanten. Die Gewinnungzkosten 
bewegen sich je nach den örtlichen Verhalmissen 
zwischen 2 und 10 . pro Karat. 
Seit Beginn der Tätigkeit der Regiegesellschaft 
Anfang März sind bis Anfang Oktober im ganzen 
etwa 273.701 Karat abgeliefert worden, deren 
Erlös 7 981 312 .& betrug, wovon dem Fiekus 
etwa 3 670 000 .„ zugeflossen sind. Die Prebe 
sind allmählich immer mehr gestiegen und be- 
trugen bei den neun ersten Sendungen per Karat 
im Durchschnitt 22,42 3, 27,29 .7, 27,50 .9. 
26,92 % 28,53 K, 28,11 J 28,43 X, 
30,20 , 33,69 .¼. Gegenwärtig beträgt die 
Monatsausbeute ungefähr 45 000 Karat, und #
	        
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