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muß immer wieder betont werden, daß unsere
gesamte Kolonialwirtschaft in ihren Anfängen
steckt und voraussichtlich auch ferner noch Lehr-
zeit und Lehrgeld erfordern wird. Das Kolonial=
Wirtschaftliche Komitee und die Baumwollbau=
Kommission sind bestrebt, Rückschläge zu verhüten.
Übrigens hat auch das gegen unsere Kolonien
kulturell weit vorgeschrittenere Amerika zehn Jahre
gebraucht, um eine nennenswerte Menge Baum-
wolle in den Welthandel zu bringen.
Nur zähe Arbeit führt zu dem Ziele, der
nordamerikanischen Monopolstellung dadurch ein
Gegengewicht zu bieten, daß auch die deutschen
Kolonien jährlich eine gewisse Baumwollmenge
auf den Markt werfen.
1*
Bergbau in den deutschen Kolonien.
Über den gegenwärtigen Stand des Berg-
baues in den deutschen Kolonien berichtet Dipl.
ing. Kuntz an das Komitee:
Das Hauptinteresse für den Bergbau in den
deutschen Kolonien erstreckt sich nach wie vor auf
Südwestafrika, die in dieser Beziehung am
weitesten entwickelte Kolonie. Zahlreiche neue
Bergbaugesellschaften sind entstanden und alte
raffen sich zu neuer Energie auf. Was zunächst
die Kupfer9 gewinnung anlangt, so ist sie in den
Otaviminen nach vorübergehenden Wasserschwierig-
keiten wieder energisch aufgenommen worden. In
Tsumeb stehen bis zur dritten Sohle (70 M)) noch
230 000 Tonnen an, während die unterhalb
dieses Horizonts vorhandenen Erzmengen zur
Zeit mittels Bohrungen und Schächten auf
Quantität und Qualität untersucht werden. Die
Verschiffungen im ersten Halbjahr des neuen
Betriebsjahres (April bis September) betrugen
9700 t Erze, 1290 t Werkblei, 870 t Kupfer-
stein, 2000 t Erze und 800 t Kupferstein liegen
zum Versand bereit. An den neuerdings für
den Abbau in Angriff genommenen Lagerstätten
zu Asis und Guchab sind in der Ausstrichzone
reiche Erze von 27 und 29 v. H. Kupfer ange-
troffen worden. Schließlich sind auch Anzeichen
von weiteren ähnlichen Vorkommen im dolomi-
tischen Kalkstein der Otaviberge vorhanden. Die
weitere Erforschung des Gebiets soll der neu zu
gründenden Otavi-Exploration Co. Ltd. über-
tragen werden. Eine Kupfergewinnung im
kleineren Stil findet noch statt von der Khan-
Kupferminen-Gesellschaft und dem Otjizongati-
Minen-Syndikat. Von letzterem werden monatlich
durchschnittlich 100 t Erz gewonnen, dessen Gehalt
20 bis 27 v. H. beträgt. Auch ist Aussicht vor-
handen, daß die Arbeiten auf den Gorop-Gruben
(Anglo German Copper Co. Ltd.) und den der Han-
seatischen Land= und Minen-Gesellschaft gehörigen
Kupfervorkommen in der Nähe von Rehobott
wieder aufgenommen werden. Letztere Geiell-
schaft hat an Stelle der alten verfallenen eine
neue Konzession und zwar auf vier Jahre für
Kupfer und auf zwei Jahre auch für andere CExze
erhalten für das Gebiet der Rehobother Bastards
und der Khauas-Hottentotten, bei welcher der
Landesfiskus zu einem Fünftel frei beteiligt is.
Die Kaoko-Land= und Minen-Gesellschaft hat Er-
peditionen zur geologisch-bergmännischen Unter-
suchung ihres großen Gebietes ausgesandt; ebemo
die von der South African Territories zur Ver-
wertung der Mineralschätze ihres Gebietes neu-
gegründete Kharas-Exploration Co.; die vier von
der letztgenannten Gesellschaft ausgesandten Er-
peditionen haben besonders die Aufsgabe, nach
Diamantgestein und nach Kohle zu suchen. Außer
diesen größeren sind noch eine Anzahl kleinerer
Bergbau= und Schürfgesellschaften vorhanden und
zum Teil neu gegründet worden.
Einen Wendepunkt in der Entwicklung der
Kolonie scheint die Entdeckung der Diamanten
zu bedeuten, soviel sich bisher übersehen läßt.
Tausende von Interessenten aller Art sind in
jener Wüstengegend zusammengeströmt und immer
noch kommen neue hinzu. Eine große Anzahl
(über 80) von Diamantengewinnungs-Gesellschaften
hat sich gebildet; die Werte von etwa 25 diejer
Gesellschaften werden zur Zeit an der in der
Lüderitzbucht entstandenen Börse gehandelt. Die
anfänglich starke Opposition gegen die Regie-
gesellschaft hat sich gelegt; die Streitfragen scheinen
zum großen Teil eine glückliche Lösung gefunden
zu haben, wenn auch noch einige schwierige
Fragen der Erledigung harren. Zur Ausbeutung
der staatlichen Diamantfelder ist die Diamant=
Pachtgesellschaft in Berlin als Kolonialgesellschaft
gegründet worden, zur Ausbeutung des Sperr-
gebietes der Kolonialgesellschaft für Südwestafmika
die Deutsche Diamanten-Gesellschaft m. b. H. Die
Abgaben, denen die Diamantengewinnung unter-
liegt, betragen nahezu 50 v. H. des Wertes der
gewonnenen Diamanten. Die Gewinnungzkosten
bewegen sich je nach den örtlichen Verhalmissen
zwischen 2 und 10 . pro Karat.
Seit Beginn der Tätigkeit der Regiegesellschaft
Anfang März sind bis Anfang Oktober im ganzen
etwa 273.701 Karat abgeliefert worden, deren
Erlös 7 981 312 .& betrug, wovon dem Fiekus
etwa 3 670 000 .„ zugeflossen sind. Die Prebe
sind allmählich immer mehr gestiegen und be-
trugen bei den neun ersten Sendungen per Karat
im Durchschnitt 22,42 3, 27,29 .7, 27,50 .9.
26,92 % 28,53 K, 28,11 J 28,43 X,
30,20 , 33,69 .¼. Gegenwärtig beträgt die
Monatsausbeute ungefähr 45 000 Karat, und #