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Ich habe in der Kolonie nicht nur angenehme
Stunden und schöne Jagdtage verlebt, sondern
das Land hat mich auch sonst sehr interessiert,
insbesondere seine Entwicklungsmöglichkeiten als
Siedlungskolonie für Weiße. Wenige Nichtafrikaner
werden sich eine Vorstellung machen können, daß
hier unter dem Aquator ein Land existiert, in
dem der weiße Mann dauernd leben kann. Be-
vor ich hierher kam, bin ich der Meinung ge-
wesen, daß die Kinder der Weißen hier nicht ge-
deihen könnten. Ich habe aber nun eine ganze
Reihe von Ansiedlern besucht, besonders ehemalige
britische und holländische Südafrikaner, die sich
großer Familien mit Kindern jeden Alters er-
freuen, die im Lande geboren und niemals aus
demselben herausgekommen sind und dabei so
gesund und kräftig waren, wie man sich's nur
wünschen kann. Bei den Missionaren in Kijabe
sah ich Kinder, Mädchen und Knaben, die in
Afrika aufgewachsen sind und seit einem Jahr-
zehnt die Kolonie nicht verlassen haben; trotzdem
erfreuen sie sich der denkbar besten Gesundheit.
Freilich wird es auch ungesunde Gegenden geben;
wenn Sie sich danach umsehen, finden Sie solche
auch in den Vereinigten Staaten, aber Sie
dürfen deswegen noch nicht das ganze Land un-
gesund nennen. Es gibt sehr große Gebietsteile
hier im Lande, die gesund und brauchbar für
die Ansiedlung einer zahlreichen Bevölkerung sind.
Die Kolonie enthält also einige der wenigen Re-
gionen der Erde, die noch übrig geblieben sind
für neue Ansiedlungen von Weißen; es wäre ein
Jammer, diese zu vernachlässigen und nicht aus-
zunützen. Das Problem, das hier zu lösen ist,
ist vollständig verschieden von demjenigen in den
Küstenstrichen oder tief im Innern, wo die Ko-
lonie doch in der Hauptsache ein Land des
schwarzen, braunen oder gelben Mannes bleiben
wird, und wo in erster Linie die Hauptaufgabe
des Weißen in der Beaussichtigung der tiefer-
stehenden Rasse bestehen muß. Aber hier in
Nairobi ist jetzt die erste Bedingung, der Weißen-
Ansiedlung vorwärts zu helfen. Natürlich
müssen die Ansiedler von der rechten Art sein,
zäh und ausdauernd, um etwas zustande zu
bringen. Eine Kolonie ist nicht der geeignete
Aufenthaltsort für schwache und hilflose Menschen.
Mindestens jeder Zehnte, der hier in der Kolonie
untergeht, bietet das Beispiel für Menschentypen,
die hier nicht vorwärts kommen können. Die
Menschen, die hierher kommen, müssen von der
gleichen Sorte sein, wie jene Männer, die vor
dreißig Jahren im fernen Westen, in das Felsen-
gebirge und in die Prärien gezogen sind. Von
Zucker und Baumwolle an bis zum Weizen und
zur Wolle, Apfel und Erdbeeren, fast alles ge-
deiht hier, und ich bin der Uberzeugung, daß
besonders im letzten Jahrzehnt der Bau der
Uganda--Eisenbahn den Kredit der Weißen Rasse
erhöht hat. Sie haben damit einen dauernden
High Way geschaffen zwischen dem reichen Zentral-
afrika mit seinem rein tropischen Charakter und
dem Ozean. Ich bin selbst ein Expansionist; wir
erwarten nicht, daß der Panama-Kanal sich so-
gleich bezahlt macht, aber er mußte gebaut werden,
und dies war unsere Aufgabe. Ebenso war es
hier. In Ihrem eigensten Interesse lag es, eine
Schienenverbindung zwischen der Küste und Zentral-
afrika herzustellen. Ich stimme durchaus nicht
mit denen überein, die da erwarten, daß die
Bahn sich sofort rentiert. Gerade wie in unserem
eigenen Westen die großen Eisenbahnen nicht ge-
baut worden sind, weil der Verkehr sie bereits
erforderte, vielmehr um das Land zu erschließen
und vorzubereiten für ein Verkehrsbedürfnis der
Zukunft, so ist es der Fall mit Ihrer Bahn, die
Sie vorläufig doch nur zu dem Zweck gebaut
haben, die Kolonie zu entwickeln und zu heben.
Es wird lange Zeit vergehen, bis sich diese An-
lage bezahlt macht. Mir scheint diese Kolonie
noch eine große landwirtschaftliche und industrielle
Zukunft zu haben. Inzwischen nimmt sie jeden-
falls eine einzigartige Stellung als anziehendster
Sportplatz der Welt ein, wenigstens für Leute,
die den gleichen Geschmack wie die meisten unter
uns Anwesenden haben. Ihre Aufgabe ist natür-
lich keine leichte, aber ein neues Land zu kulti-
vieren ist immer schwer und Sie haben berech-
tigten Anspruch auf die herzlichste Unterstützung
und Ermutigung. Zweifellos sind hier hervor-
ragende Aussichten für Kapitalisten vorhanden,
denen jedoch glänzende Reizmittel geboten werden
müssen, damit sie ins Land kommen; denn man
darf nicht erwarten, daß sie ohne diese kommen.
Ebenso dürfen Sie aber nicht entsetzt sein, wenn
der Kapitalist Geld macht. Versprechen Sie nicht
zu viel und lassen Sie keine Korruption einreißen.
Stellen Sie die Dinge nicht besser hin, als sie
in Wirklichkeit sind. Behandeln Sie die Kapita-
listen gut, denn es ist in Ihrem Interesse. Ent-
gegenkommen macht sich bezahlt, Leute mit Mit-
teln können hier unschätzbare Arbeit leisten. Es
gibt keinen nützlicheren Kolonisten, als den be-
mittelten Ansiedler, z. B. Lord Delamere, der
hier für die kleinen Farmer Bahn bricht, indem
er Versuche macht, die diese selbst nicht ausführen
können und die Ihnen zu gute kommen. Der
Gründer einer guten Bank, der Unternehmer
eines Elektrizitäts= oder Bergwerks, der Industrielle,
der hier eine Fabrikanlage in Betrieb setzt, ist
ein öffentlicher Wohltäter und verdient reich be-
lohnt zu werden. Bei alledem hoffe ich, daß
Sie nie aus den Augen verlieren werden, daß
eine Ansiedlungskolonie für Weiße am Ende doch