Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Die Arbeiter der amtlichen Bauaufsicht er- 
halten 10 bis 12 Rp. Monatslohn und rund 
20 Heller Poscho. 
Baufirma und Unternehmer geben 6 bis 12 Rp. 
Lohn und Geldposcho von 15 Heller oder ent- 
sprechend Nahrungsmittel. 
Die Löhne der Aufseher schwanken zwischen 
14 und 20 Rp., die der Handwerker (Fundi) 
zwischen 20 und 60 Rp. monatlich; Inder= und 
Banjawen-Fundi erhalten bis zu 100 Rvp. 
Zu Eigenzwecken der Baufirma wird mit 
1. September der Personenzug bis Muinisa- 
gara durchgeführt. Außerdem verkehren zwei 
bis drei Oberbauzüge und auf der unteren Strecke 
zwei Schotterzüge und ein Sandzug. 
Ein regelrechter Automobilbetrieb konnte 
nicht aufrechterhalten werden. Von Kimagai 
ab wurde auf einige Kilometer ein Automobilweg 
aus Sansevieren und Busch hergestellt. Der 
Verkehr wurde mit einem Automobil bis 
Kimagai ausgedehnt. 
Die auf der Strecke Kilometer 140 bis 169 
gegrabenen Brunnen lieferten größtenteils salz- 
haltiges und brackiges Wasser, nur die Brunnen 
bei Kilometer 140 (2 m tief) und bei Kilometer 163 
haben verhältnismäßig gutes Wasser. Zur Zeit 
wird ein Brunnen bei Kilometer 168 + 200 
gegraben. 
Am 23. August entgleiste auf Bahnhof 
Kondoa eine Lokomotive wegen falscher 
Weichenstellung. 
*# 1 
Deutsch-HMeuguinea. 
Die deutsche Marine-Expedition 1907/09.) 
Dreizehnter Bericht (Schluß). 
Mitte März bis Ende Mai 1909. 
Kävieng, 31. Mai 1909. 
Die Mitte März täglich erwartete „Sumatra“" 
kam erst Anfang April, und so konnte erst um 
diese Zeit Dr. Schlaginhaufen nach Muliama 
zurückkehren. Des ungewissen Wartens müde, 
hatte er beabsichtigt, sein früheres Arbeitsgebiet 
auf dem Landwege zu Fuß zu erreichen, aber 
nicht allein schwere Regenfälle, sondern auch er- 
neute Erkrankung an Fieber hatten ihn daran 
verhindert. An einem besonders heftigen Tropen- 
fieber erkrankte um dieselbe Zeit Schilling, und 
nur durch hohe Chiningaben und kalte Einwick- 
lungen nebst Exzitantien war es möglich, das 
—....g — 
*) Aus der „Marine-Rundschau“ 1909, November- 
heft. Vgl. auch „Deutsches Kol. Bl.“ 1909, Nr. 14, 
S. 695 f. 
  
Schlimmste zu verhüten Seine Mitsendung nach 
Muliama wurde unmöglich, da er längere Zeit 
unter ärztlicher Aufsicht bleiben mußte und die 
ihn noch erwartende Arbeit in Fesoa, wo 
Waldens Sammelschätze lagern, wie die noch 
rückständige photographische Aufnahme des aus- 
gedehnten Nordteils der Insel große Anforde- 
rungen an seine Körperkräfte stellten. 
Schlaginhaufen wurde von der „Sumatra“ 
in Muliama abgesetzt, besuchte von dort aus zur 
Vervollständigung der früheren Aufzeichnungen 
noch einmal das südliche Siargebiet bis zur 
Blosseville-Insel hinab und fuhr dann mit der 
Ende April eingetroffenen „Langeoog“ von Mu- 
liama nach Namatanai. Von diesem Platz aus 
beabsichtigte er, die umliegenden Landschaften, 
südlich bis Muliama, nördlich bis Karu an 
beiden Küsten zu besuchen, um Siedlungs= und 
Kulturverhältnisse auch hier systematisch zu er- 
forschen und anthropologische Messungen zu machen. 
Herr und Frau Krämer wanderten nach der 
Abreise von Schlaginhaufen zwei Tagemärsche 
weit nach Süden, nach dem Dorfe Lémeris, wo 
sie an dem romantischen Strandgebiet von Pi- 
ning am Fuße hoher Felsenklüfte ihr Zelt auf- 
schlugen, während die schwarzen Jungen und der 
zum ersten Male mitgenommene chinesische Ex- 
peditionskoch Ah Tun in der Hohlkehle des ge- 
hobenen Kalkes nächtigen mußten. Die Mitnahme 
des Chinesen erwies sich als ein Fehlschlag, denn 
nach kurzer Zeit erkrankte er an Malaria, und 
an Stelle von Entlastung trat Arbeitsvermehrung 
ein; ja es mußte zeitweise für den Koch noch 
besonders gekocht werden. Pining ist ein sagen- 
reicher Platz, wo der heroische Urahne der Neu- 
Mecklenburger, der Sonnengott Möroa, der Bringer 
alles Guten und aller Kunst, einst auch auf seinen 
Wanderungen gerastet hatte. Ein Quellbach ent- 
strömt dort dem Felsensockel, und zwar von solcher 
Stärke, daß man nur unter Gefahr, ins nahe 
Meer getrieben zu werden, den kurzen Wasserlauf 
durchschreiten kam. Hohe Waldbäume und ein 
breiter Sandstrand schaffen Ruhe und Behaglich- 
keit in dem unbewohnten Küstenwinkel, zu dem 
man von dem Regierungsweg 20 m tief hin- 
absteigt. Oben liegt das Dorf Lémeris mit 
der Gemeinde Känabu, die diesem Sprachgebiet 
seinen Namen gbt und eine zungenförmige Halb- 
insel bevölkert, die in ihrer Gestalt auffallend der 
von Panagundu gleicht, nur daß diese flach 
und eben ist, jene einen Kalkblock von etwa 
20 m Höhe bildet. 
So in der Nähe des Festplatzes und durch 
die Felswand doch von ihm getrennt, war es 
möglich, alle Vorgänge während einer Reihe von 
Tagen unbemerkt zu beobachten. Es gelang, 
Zeuge des Festes der Männerweihe zu werden,
	        
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