Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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& gönin plnevu genannt, bei dem Knaben und 
Jünglinge auf nin -— Bänken vor der ver- 
sammelten Gemeinde zur Schau sitzen und dann 
auf dem im letzten Bericht erwähnten Wurzeltisch, 
dem Kamba — Baum, nacheinander ihre erste 
öffentliche Ansprache halten. Andere in einem 
abseits gelegenen Männerhof gleichzeitig statt- 
findende Totenfestlichkeiten für die Frauen blieben 
streng geheim. Bei diesen, oära genannt, spielte 
ein mit leuchtenden Farben bemaltes Flecht= oder 
Bindewerk in Gestalt eines Riesenrades die Haupt- 
rolle. Es stellt den Aufgang der Sonne über 
dem brandenden Meere, über Wolken und Riffen 
dar, und heißt malanggan oder king makt, 
die „neue Sonne“, und wer seinen Kopf durch 
das Loch in der Mitte, die Radnabe, steckt, er- 
hält diesen Namen und muß noch eine Reihe von 
Wochen am geweihten Platze wohnen bleiben, 
bis er sich wieder vor den Frauen zeigen darf. 
Sah eine Frau noch bis vor wenig Jahren ein 
solches malanggan, war ihr der Tod durch Er- 
hängen sicher, den sie meist selbst von eigener 
Hand freiwillig erlitt. Denn eine Frau der Vor- 
zeit hatte auch also gehandelt, nachdem sie die 
Kunst der Anfertigung den Dämonen abgesehen 
und ihren Söhnen mitgeteilt hatte. 
Während die bekannten Schnitzwerke des 
Nordens meist leicht käuflich sind und auch von 
Frauen gesehen werden dürfen, ist das Sonnen- 
malanggan im Känabugebiet streng geheim und 
heilig. 
Es gelang nicht, trotz Aufbietung aller Mittel, 
eine solche Sonne für das Berliner Museum für 
Bölkerkunde zu erwerben; sie wurden am Fest- 
platz unweigerlich verbrannt. Da indes Frau 
Krämer, der man den Zutritt als einer Weißen 
nicht wehrte, Aquarelle und Zeichnungen von den 
genannten Sonnen angefertigt hat, so wird es 
wenigstens möglich sein, im Bilde diese eigen- 
artigsten Gebilde der Eingeborenenkunst und 
Phantasie zu zeigen. 
Es war eine der Hauptaufgaben der folgenden 
Zeit, solche und ähnliche Feste an den verschiedenen 
Plätzen zu beobachten, um möglichst viel Material 
zu sammeln, und so vergingen die Apriltage 
unter steten Märschen die Küste hinauf und hinab. 
Bald war man im Norden in Läsu und Lan- 
gania, bald im äußersten Süden des Gebiets, 
bald führte der Weg ins Innere auf die Berge, 
wo in Tegarot ein Fest der Weiberweihe und 
in Lembundan eine Ulifestlichkeit stattfand, die 
mit ähnlichen Teilfeiern an der Küste wertvolle 
Ausschlüsse über diese Art der malanggane brachten. 
Der anstrengendste Teil dieser Erkursionen war 
der Aufstieg nach dem großen Bergdorf Lelet, 
dessen zwei Hauptteile Lembin und Lenkamen 
ungefähr 1000 Meter hoch liegen, einige Sprengel 
  
etwas höher, einige etwas tiefer, in einem grofte 
weiten Kessel verstreut. 
Das Gebirge von Nord-Neu-Mecklenburg, da- 
Schleinitzgebirge, besteht in der Hauptsache au- 
einem Gebirgskamm, der als Rückgrat der Iniel 
von Nordwest nach Südost zieht und die Höbe 
von 1000 Metern kaum erreichen dürfte. Au 
der Strecke von Lamasong oder Panagundu 
(Ost) nach Lemau (West) ist der Kamm nach 
Krämers Messung rund 700 Meter hoch. Von 
hier aus südwärts erweitert sich die Insel spindel- 
förmig bis zur südlichen Landenge von nKarn, 
wo die Breite des Landes etwa 10 Kilome#r 
beträgt. Hier liegt ein Gebirgsstock, der die 
nördlich und südlich gelegenen Höhen deutllich 
überragt. Er erhält dadurch sein Gepräge, daß 
vom Hauptkamm sich eine Reihe von Ausläufein 
nordwärts zur Küste wendet, von denen der im- 
posante Basokämbang mit einem hohen, weitbin 
sichtbaren Kap bei dem Dorfe Bimbuve endet 
und den Südabschluß der malerischen Kandan- 
bucht bildet. Von dem Orte Kandan, in der 
gleichnamigen Bucht, stiegen Herr und Frau 
Krämer am 26. April an der westlichen Flanke 
des Basokambang hinauf, erst durch dichten Wald 
500 Meter hoch bis Bökanking, einem Sprengel 
der großen Buschdorfgemeinde Lévinko. Ter 
Stammplatz Lévinko wurde in 800 Meter Löhe 
erreicht. Die Häuser waren verlassen, da der 
Großhäuptling vor einigen Monaten gestorben 
war. Der Platz ist von seltener Schönheit; man 
sieht im Nordwesten unter sich die ganze Küme 
bis Fesoa, nordwärts in nächster Nähe die 
Fisher-Gardner-Insel, östlich landeinwärt 
liegt der Berg Bélemben, die höchste Erhebung 
im Nordteil des Gebirgstocks. Prächtige Furn- 
wälder umgeben den Platz. Das langsam an- 
steigende Plateau weiterhin südlich zeigt als 
Begetation meist Alangalanggras, Braken, Crcht 
deen, Liliaceen und Melastomaceen. Wenn man 
nach sieben Wegstunden, nach Passieren des Dortc= 
Katürn, den erwähnten Dorfteil Lembin errent: 
und einen dort zentral gelegenen niedrigen. nur 
mit niedrigem Buschwerk bestandenen Kegelberg. 
namens Latkälen, besteigt, so übersicht man das 
ganze kesselförmige, weite Hochfeld. Es sieht aus 
wie ein riesiger Krater, mit unzähligen Eruptions= 
kegeln von 50 bis 100 Mcetern Höhe, dazwischen 
Täler und Schluchten; trichterförmige Einbrüchr 
sind in Masse vorhanden, in Gestalt den Maarin 
der Eifel nicht unähnlich. Und doch ist alles 
Kalk, weit und breit, bis auf die Spiten der 
Gebirgskämme hinauf. Südlich liegt der Laudt- 
kamm mit dem wenig darüber sich erhebender 
tafelförigen Tumbumbo, an dessen Fuß Len- 
kämen liegt; östlich liegt der hohe Nordausläukfel 
des Basokambang und unmittelbar über Lembin
	        
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