Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Holznutzung gerichteten Unternehmungen in Ost- 
afrika sind noch jung, versprechen aber bei sorg- 
samer und vorsichtiger Geschäftsführung günstige 
Entwicklung. Die staatliche Aufsicht beschränkt 
sich nicht nur auf die Regelung der Nutzung, 
sondern gilt auch dem Schutze des Waldes be- 
sonders gegenüber der Schädigung durch Feuer. 
Die von alters her übliche Methode des Gras- 
brennens hat große Mengen einstigen Waldes 
teils vernichtet, teils in wertlosen Busch ver- 
wandelt. Ostafrika hat soviel freies Gebiet, daß 
auch bei weiterer Zunahme der Eingeborenen 
und Ansiedler genügend Land für Farm= und 
Plantagenbetrieb zur Verfügung steht. Um so 
wichtiger ist es, daß aller noch vorhandener 
Wald erhalten wird. 
Hand in Hand mit einer geregelten Nutzung 
ist auf die Verbesserung des Bestandes in der 
Zusammensetzung und der Produktivität hinzu- 
wirken. Nach Ansicht des Referenten ist die 
einzig mögliche und allein richtige Methode, die 
Nutzung in der dem wirklichen Zustande des 
Naturwaldes entlehnten Plenterwirtschaft einzu- 
richten. Sowohl zur Ergänzung und Verbesse- 
rung der Wälder sollten vor allem die wertvollen 
Holzarten der heimischen Flora verwendet werden. 
Für den Exporthandel nach Europa werden nach 
den bisherigen Erfahrungen Hölzer von viel- 
seitigem Gebrauchswert wichtiger sein als die 
hochwertigen, aber nur begrenzt begehrten Luxus- 
hölzer. Für Ostafrika bilden aber vielleicht mehr 
als Europa das südwestliche Asien und das wald- 
arme Gebiet Afrikas nördlich und südlich vom 
Schutzgebiet die wichtigsten Absatzgebiete. Das 
dort begehrte Holz wird also für die Wahl der 
anbauwürdigen Art mitbestimmend sein müssen. 
Grundbedingung für eine lohnende Gestaltung 
des Holzabsatzes sind niedrige Kosten des primären 
Transportes. Der Ausbau fahrbarer Wege wird 
daher in Deutsch-Ostafrika eifrig betrieben. 
Togo ist in forstlicher Beziehung Ostafrika 
einigermaßen ähnlich, nur aber waldarmer. Von 
dem vermutlich einst reichen Wald sind, wesent- 
lich wohl infolge der Grasbrände, nur Reste in 
den Gebirgspartien und entlang der Flußläufe 
übrig; sie sollten auf das sorgfältigste erhalten 
werden. Holzausfuhrland wird Togo kaum je 
werden. Aber zur Deckung des wachsenden eigenen 
Bedarfs und weiter zur Hebung der Landeskultur 
wird neben der Erhaltung und Pflege des vor- 
handenen Waldes die Neubegründung stattfinden 
müssen. Die ersten Anfänge hierin verdienen 
Anerkennung und Förderung. 
In Kamerun wird der breite Urwaldgürtel 
jetzt durch die zwei im Bau befindlichen Eisen- 
bahnlinien erschlossen. Eine Waldwirtschaft und 
eine Forstverwaltung werden in neuerer Zeit in 
  
der Kolonie entwickelt und ausgestaltet. Hier 
hat Deutschland noch einen wertvollen Schatz an 
Wald und hier zumal ist es geboten, diesen 
Schatz vor Vergeudung zu schützen und nur all- 
mählich nutzbar zu machen. Die Aufgabe der 
staatlichen Forstwirtschaft wird zunächst sein, die 
Beschaffung und Anzucht von Saat= und Pflanz- 
material für den Bedarf bei Ergänzungskulturen 
und für Neuaufforstungen. Vor allem wichtig 
ist auch hier die Schaffung eines allgemeinen 
Waldschutzes. Dies alles ist bereits ins Auge 
gefaßt und in den Anfängen schon verwirklicht. 
Die Nutzbarmachung der nutzbaren Hölzer fällt 
den privaten Unternehmungen unter Kontrolle 
der Verwaltung zu. Diese fangen an, sich zu 
betätigen und suchen sich zunächst die dem Ver- 
kehr zugänglichen Gebiete nahe der Küste und 
entlang den Eisenbahnen und Flüssen. Der Aus- 
bau von Aufschlußwegen seitens der Regierung 
wird diese Bestrebungen fördern. 
Faserstoffe in den deutschen Kolonien. 
Über Faserstoffe in den deutschen Kolo- 
nien berichtet Dr. Hindorf: 
Bei dem großen Umfange der Neuanpflanzungen 
von Sisalagaven in Deutsch-Ostafrika wird 
die dortige Ernte in den nächsten Jahren eine 
ganz bedeutende Steigerung erfahren. Voraus- 
sichtlich wird in nicht zu ferner Zeit die gesamte 
Erzeugung von Sisalhanf in Deutsch-Ostafrika 
10 000 t jährlich überschreiten, so daß alsdann 
der Gesamtbedarf Deutschlands an Sisal in 
Deutsch-Ostafrika gedeckt wird. Von den anderen 
deutschen Kolonien scheint besonders Togo 
für den Sisalanbau gute Aussichten zu bieten, 
wo größere Anbauversuche gute Erfolge zeitigten. 
Kapok wird ebenfalls aus Deutsch-Ostafrika aus- 
geführt, und der Export ist in ständigem Steigen 
begriffen. Hingegen wird den Kokosfasern 
noch zu wenig Beachtung geschenkt, so daß 
Deutschland seinen großen Bedarf an roher 
Kokosfaser und an Erzeugnissen aus Kokosfasern 
fast vollständig aus dem Auslande decken muß. 
Dabei sind in den deutschen Kolonien, vor allem 
in Ostafrika und der Südsee, sehr reiche Bestände 
an Kokospalmen, jedoch geht die Kokosfaser 
größtenteils verloren. Die Versuche zur Aus- 
beutung der wildwachsenden Bestände der Faser- 
bananen und verschiedenen Sansivieren- 
Arten sind noch nicht abgeschlossen. Interessant 
ist der Hinweis auf eine in ganz Mittelafrika 
heimische wilde Seidenraupen-Art, deren 
Nester ein wertvolles Material für die Schappe- 
Seiden-Industrie bilden. Durch Gewinnung dieser 
Seide würde den Schappe-Seiden-Fabriken, denen 
es bisher an genügendem Rohmaterial mangelte,
	        
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