Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

W 1114 2 
Naturprodutke pflanzlicher und tierischer Herkunft 
und Haustiere, die Geschichte ihrer Abstammung 
und ihrer Einführung in Ostafrika und weiterhin 
die wirtschaftliche Bedeutung der einzelnen Fak- 
toren für die Eingeborenen selbst und für die 
Zwecke der kolonisierenden Nation. Soweit die 
Kulturen gewisser Gewächse, wie z. B. der Sisal- 
agave, der Kautschukpflanzen usw., bereits für 
den deutschen Handel und die deutsche Industrie 
Bedeutung erlangt haben, greift der Verfasser 
weiter aus, indem er auch die Produktionsverhält- 
nisse in anderen Ländern, die Statistik, die 
Preisverhältnisse auf dem Weltmarkt und die 
heimische Bedürfnisfrage heranzieht. 
Mit bewundernswertem Fleiß hat sich Stuhl- 
mann in alle ihm zugänglichen geschichtlichen 
und naturwissenschaftlichen Dokumente vertieft, 
die ihm bei dem Studium der einzelnen Ein- 
wanderungen fremder Völkerstämme und der damit 
verbundenen Einführungen von Kulturpflanzen 
und Haustieren die Fährte weisen konnten, und 
deren Benutzung um so größere Ausdauer er- 
fordert, als sich das betreffende Material in zahl- 
losen Werken und Schriften verstreut findet. 
Das gleiche gilt für die linguistischen Studien, 
deren Ergebnisse den Wert des Werkes bedentend 
erhöhen. 
Über die Verbreitung verschiedener wichtiger 
Eingeborenen-Kulturen und die Ausdehnung ein- 
zelner Zweige der Viehzucht geben auch spezielle 
Verbreitungskarten Aufschluß. 
Aus der Zusammenfassung der Ergebnisse, 
welche den Schlußteil des Werkes bilden, ersehen 
wir zunächst, daß nur die wenigsten aller in 
Ostafrika jetzt vorhandenen Kulturelemente wirklich 
in Afrika heimisch waren; die weit überwiegende 
Mehrzahl und darunter die wichtigsten Elemente 
hatten ihre Heimat vielmehr in anderen Kon- 
tinenten. Mit besonderem Interesse wird jeder 
die einzelnen Kapitel der „Ubersicht über die 
Geschichte der materiellen Kultur in Ostafrika“ am 
Schluß des Buches lesen, nicht nur des hier in 
so ansprechender Form gebotenen Tatsachen- 
materials wegen, sondern auch, weil die gedanken- 
reiche Behandlung des Stoffes in vielfacher 
Richtung Anregung bietet. 
Damit soll allerdings nicht gesagt sein, 
daß der Verfasser in allen seinen Anschauungen 
Zustimmung finden wird. Namentlich dürfte seine 
ablehnende Haltung gegenüber den, auf Ein- 
führung der Pflugkultur zur allmählichen Ver- 
drängung des Hackseldbaues und damit zur Er- 
höhung der Erträge der Landwirtschaft gerichteten 
Bestrebungen auf Widerspruch stoßen. Aber in 
dieser, wie in anderen Fundamentalfragen 
der Kolonialwirtschaft stehen sich bekanmtlich ent- 
gegengesetzte Ansichten noch unvermittelt gegen- 
über, und man wird niemand, der ernst über 
diese Fragen nachgedacht, das Recht absprechee 
können, seinen Standpunkt darzulegen. 
Jedenfalls kann das Stuhlmannsche Aiert 
Anspruch darauf erheben, nicht nur in der deutschen 
Kolonial-Literatur, sondern in der gesamten wissen- 
schaftlichen Afrika-Literatur, in der es einen Vor- 
läufer seiner Art nicht gibt, unter die hervor- 
ragendsten Erscheinungen gezählt zu werden, und 
man kann ihm nur aufrichtig die weitesie Ver- 
breitung wünschen. W. Busse. 
Eine Reise durch die deutschen Kolonien. 
Herausgegeben von der illustrierten Zeirschriir 
„Kolonie und Heimat“. I. Band: 
Deutsch-Ostafrika. Mit 2 Karten und 
169 Abbildungen, darunter 23 ganzseitigen 
Bildern. Berlin, Verlag kolonialpolirischer 
Zeitschriften G. m. b. H. Preis . 5,—, in 
Leinwand gebunden, mit farbiger Deckel- 
zeichnung. 
Der koloniale Unterricht leidet zur Zeit noch 
unter dem Mangel an kurzgefaßten Lehr= und 
Anschanungsmitteln. Auch der Kolonialfreund, 
der in seiner Familie das Interesse an den Kolonien 
wecken und nebenbei sich selbst einen allgemeinen 
üÜberblick verschaffen will, kommt in Verlegenheit. 
wenn er ein passendes, mit dem erforderlichen 
Bilderschmuck versehenes Buch sucht, das diesem 
Streben gerecht wird. 
Diesem Mangel will die Zeitschrift „Kolonie 
und Heimat“ durch Herausgabe von Bilder- 
sammlungen abhelfen, denen die Idee einer 
„Reise nach unsern Kolonien“" zugrunde ge- 
legt ist. Sie werden in zwangloser Reidenfolge 
erscheinen; jede Sammlung wird ein in sich ab- 
geschlossenes Bild der betreffenden Kolonie bieren. 
Landschaft, Tier= und Pflanzenleben, Bevölke= 
rung, Handel und Wandel, insbesondere unsere 
Kolonialarbeit werden im Bilde vorgeführt. Jedes 
einzelne Blatt soll typisch sein für das Gebiet, 
um das es sich handelt. In kurzen in sich ab- 
geschlossenen Aufsätzen wird neben dem Bilde in 
unterhaltender Form das Maß an Erläuterungen 
gegeben, welches für die Allgemeinheit wissens- 
wert ist. » 
Schonindemekstcheil(Ostafrita)m 
darauf Wert gelegt, daß die Richtlinien der wirt— 
schaftlichen Zukunft der Kolonien, soweit fie sich 
bis jetzt übersehen lassen, deutlich zutage treien. 
Bei aller Billigkeit ist der vorliegende stan— 
liche Band vornehm ausgestattet, auf Kunidruck- 
papier gedruckt und in Leinwanddecke mit far- 
bigem Bild gebunden; er stellt daher ein präch- 
  
tiges Weihnachtsgeschenk dar. Der Verlag dat
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.