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Da die eingewanderten Russen, wie vorher
erwähnt, fast durchweg der jüdischen Rasse an—
gehören und auch unter den in der vorstehenden
Tabelle aufgeführten drei anderen Nationalitäten
ein erheblicher Teil jüdischen Elements sich be—
findet, so scheint es nicht zu hoch gegriffen, wenn
man annimmt, daß etwa 5/ bis ¾ aller in den
letzten Jahren hier Naturalisierten Semiten ge-
wesen sind. Es wird diese Erscheinung auch für
das erste Halbjahr 1908 durch die statistische Ver-
öffentlichung der Cape Government Gazette
(Nr. 9082 vom 10. Juli v. Is.) bestätigt, aus
der sich an der Hand der namentlichen Liste der
in diesem Zeitraum Naturalisierten mit ziemlicher
Sicherheit feststellen läßt, daß von 218 Naturali-
sierten etwa 166 jüdischen Stammes gewesen sind.
(Nach einem Berichte des Kais. Generalkonsulats
in Kapstadt.)
Katvorschriften der britischen siolonite Fioschi.
Nach den Bestimmungen des Kaigesetzes der
britischen Kolonie Fidschi vom Jahre 1882 und
der Novelle dazu vom Jahre 1908 können neben
den Regierungskais, deren Gebrauch durch diese
Gesetze in erster Linie geregelt ist, mit Genehmi-
gung des Gouverneurs Privatkais angelegt werden.
Ihre Benutzung darf nur auf Grund besonderer
Konzession stattfinden. Die Benutzung nicht-
konzessionierter Privatkais zum Löschen eingeführter
Waren zieht die Erhebung der dreifachen Gebühr
und außerdem die Bestrafung des Schiffsführers
nach sich. Postdampfer genießen zum Zwecke
des Landens der Post und der Passagiere an den
Regierungskais für eine gewisse Liegezeit Ge-
bührenfreiheit, sind aber gebührenpflichtig, sobald
sie Ladung löschen oder laden. Für Transit-
ladungen ist keine Gebühr zu entrichten.
Literatur-Verzeichnis.
(Die eingercichten Bücher, deren Besprechung sich die Redaktion
durchaus vorbehält, werden unter keinen Umständen zurückgesandt.)
Kolonial-Handels-Adreßbuch 1909. 13.Jahr-
gang. Herausgegeben vom Kolonial-Wirtschaft-
lichen Komitee, Berlin NW., Unter d. Linden 43.
Preis."2,50, einschl. des Versandportos. / 2, 0.
Das Kolonial-Handels-Adreßbuch ist auch
diesmal in dankenswerter Weise vervollkommnet
und erweitert. Seine Ubersichtlichkeit hat insofern
eine Verbesserung erfahren, als der wirtschaftliche
Teil unter Abschnitt II „Handel und Verkehr“
zusammengestellt ist; dieser Abschnitt ist in der
Weise umgearbeitet worden, daß jetzt das die
einzelnen Kolonien betreffende Material unter der
betreffenden Kolonie vereinigt ist. Der Abschnitt II
enthält eine Übersicht über das in den deutschen
Kolonien arbeitende Kapital, über Farmer und
Ansiedler sowie über Schiffs= und Eisenbahnver-
bindungen, Post und Telegraphie, Fahrpläne,
Tarife und Zölle.
Um die Orientierung zu erleichtern, ist der
allgemeinen Inhaltsübersicht ein Sachregister sowie
ein alphabetisch geordnetes Verzeichnis der Firmen
und Gesellschaften hinzugefügt.
liber den Warenaustausch unserer Kolonien
unterrichten Tabellen der Ein= und Ausfuhr sowie
eine Statistik des Gesamthandels der Schutzgebiete.
Neu aufgenommen in das Adreßbuch wurden
verschiedene fremde Dampferlinien und deren Ver-
kehr mit unseren Kolonien, die inzwischen neu in
Betrieb genommenen Eisenbahnen in unseren
Kolonien, die Ugandabahn mit ihrem Dampfer-
betrieb auf dem Victoriasee und die Sibirische
Eisenbahn.
Das Interesse des heimischen Handels und der
heimischen Industrie zeigt eine Aufstellung der
Importeure- und Fabrikanten (Verarbeitung der
Rohstoffe) in Deutschland, der Verkaufsstellen
deutscher Kolonialerzeugnisse und der Exporteure
nach den deutschen Kolonien.
Karten der Kolonien mit wirtschaftlichen Er-
läuterungen erleichtern die Ubersicht. Dem Buche
sind außerdem Eisenbahn= und Baumwollkarten
von Togo, Kamerun und Deutsch-Ostafrika bei-
gegeben.
Dr. Genthe: Samoa. Reiseschilderungen.
Mit einer Karte. Herausgegeben von Dr. Georg
Wegener. Berlin 1908. Allgemeiner Verein
für Deutsche Literatur. Preis broschiert õ,
gebunden "6, 50.
Die samoanischen Reiseschilderungen des im
Jahre 1906 in Marokko ermordeten Verfassers
führen uns in eine Epoche, die zu den bedeutend-
sten unserer jungen Kolonialgeschichte gehört. Die
besten journalistischen Eigenschaften Genthes, wie
wir sie z. B. aus seinen Briefen über Korea
und Marokko kennen, sind hier mit besonderer
Frische wirksam, denn seine Fahrt nach Samoa
war die erste große Reise, die er im Dienste der
„Kölnischen Zeitung“ unternahm. Neben der
Schilderung der politischen Wirren in Samoa
erwächst hier ein köstliches Gemälde des kleinen
Archipels und seines Volkes, wie es zur Zeit des
endgültigen Uberganges in die deutsche Herrschaft
war. Besonders reizvoll ist das poetische Ver-
ständnis, mit dem sich der Verfasser in all die
Schönheit und Eigenart der Natur, des samoa-
nischen Volkes, seiner Sitten und Gebräuche versenkt.