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Wertvolle Eisenerze find an der Otavibahn
gefunden und dienen als Zuschlag.
Über die Abbaubarkeit anderer Erze in Süd-
westafrika ist man bisher noch auf Vermutungen
angewiesen. Auf Kohle und Petroleum wird zur
Zeit dort gebohrt. Größere Expeditionen für die
Erkundung der noch unbekannten Bergwerksgebiete
des Kaokofeldes sind in Vorbereitung.
In Kamerun sollen jetzt die gefundenen Ol-
spuren weiter verfolgt werden, besonders da sie
sich über ein ziemlich weites Gebiet ausdehnen
und man im benachbarten Lagos, auf ähnliche
Indikationen hin, reiche Sprudel erschlossen hat.
Bielerlei Erzvorkommen finden sich im Ossidinge-
Bezirk. Es ist aber bisher nicht festgestellt, daß eines
derselben Ausbeute in größerem Umfange liefert.
Gold kommt in unseren Schutzgebieten an
vielen Stellen vor. Ausgebeutet wird es zur
Zeit nur im Sekenke-Revier in Ostafrika, wo das
Vorkommen hinreichend groß ist, um die Kosten
einer Stampfbatterie, die zur Zeit dort aufgestellt
wird, für wohl angewendet anzusehen.
Die Vorkommen von Gold in Togo scheinen
nicht unbedeutend, sind aber noch nicht hin-
reichend erkundet.
Dagegen macht sich jetzt eine lebhafte Schürf-
tätigkeit in Neuguinea geltend, wo in der Nähe
von Adolfhafen mehrere hundert Prospektoren mit
dem Auswaschen von Alluvialgold beschäftigt sind.
Glimmer wird im Bezirk Bagamoyo im Nguru-
gebirge und im Bezirke Morogoro im Uluguru-
gebirge bergmännisch abgebaut. Das Unter-
nehmen im Ulugurugebirge zeigt seit 1904 rasch-
steigende Resultate. Der Export geht ganz nach
Deutschland, wo der Artikel namentlich für die
Elektrizitätsindustrie wichtig ist. Auch in Kamerun
ist Glimmervorkommen konstatiert.
Der Fortgang all dieser Unternehmungen
hängt selbstverständlich ab
1. von der Schaffung der Verkehrswege und
2. von der Anzahl und der Geschicklichkeit der
Arbeiter. ·
Verkehrswege sind im Bau und liefern im
allgemeinen durchaus zufriedenstellende Anfangs-
erträgnisse, die überall schon den Betrieb decken
und bei den meisten der Linien heute schon eine
gewisse Rente in Aussicht stellen. Ein hoch er-
freuliches Resultat! Ich habe für dieses Jahr
weitere Eisenbahnlinien nicht angefordert, weil ich
es für richtig halte, zuerst eine Regelung der
Reichsfinanzen abzuwarten und dann durch eine
weitere Erfahrung den gesetzgebenden Körper-
schaften eine Unterlage zu geben, auf Grund
deren sie noch mehr als bisher zum Kolonial=
Eisenbahnbau eine freundliche Haltung einnehmen
können. Die einzelnen Resultate aufzuführen,
verbietet die Zeit.
Hinsichtlich der Neger darf gesagt werden, daß
die Behauptung von der unüberwindlichen Trägheit
des Negers getrost in das Reich der Fabel zurück-
verwiesen werden kann. Wer sich für diese Frage
interessiert, wird auf das Buch Ihres Landsmannes
Professor Weule „Negerleben in Ostafrika“ verwiesen.
Heute arbeiten über 60 000 Neger freiwillig in
Plantagen und an der Bahn, Hunderttausende in
ihren eigenen Kulturen. Wo dem Neger für seine
Arbeit ein angemessener Lohn bewilligt werden kann,
greift er mindestens ebenso gern zu wie der
Europäer, und von seinen Instinkten ist der nach
Erwerb und Besitz wohl der ausgesprochenste.
Unsere Kolonien sind aber dünn bevölkert.
Kamerun, so groß wie Deutschland, hat 2 Mil-
lionen Einwohner. Ostafrika, zweimal so groß
wie Deutschland, hat 5 Millionen Einwohner,
auf die man für Arbeit zählen kann. Der Rest,
die Bergbewohner, lassen sich in die Ebene nicht
verpflanzen. Es ist deshalb dringend notwendig,
durch Hebung der gesundheitlichen Verhältnisse
den Neger, welcher in seiner gegenwärtigen Lage
nicht besonders fruchtbar ist, zu vermehren, ihm
durch eine angemessene Behandlung Vertrauen
zu der deutschen Verwaltung zu geben und durch
Belehrung und Schule seine geistigen Kräfte zu
wecken, ganz besonders aber ihm Arbeitsmethoden
anzugewöhnen, welche seine Leistungen vergrößern.
Das ist in Kürze das Programm der Regierung
hinsichtlich der Eingeborenen.
Last not least ist hier zu gedenken der deut-
schen Beamten, Pflanzer und Kaufleute, denen
im letzten Grunde diese Fortschritte alle mitein-
ander zu danken sind. Wie in der Heimat viel
und hart gearbeitet wird, so geschieht das auch
in den Kolonien. Vor den Leistungen der Beamten
kann man allen Respekt haben. Sie befinden sich
auch in einer gesicherten Lage und dürfen bei den
verbesserten sanitären Verhältnissen auf eine Rück-
kehr in die Heimat rechnen. Anders liegt es mit
den anderen Berufsständen, welche zum Teil die
Fremde zu ihrer Heimat machen. Diese verlangen
und haben auch den Anspruch auf unsere warme
Sympathie und auf das Vertrauen der Heimat.
Wenn sie auch natürlich Menschen sind wie alle
anderen, die oft ihren eigenen Vorteil vor den
der Gesamtheit stellen, so muß doch mit ihrer
außergewöhnlichen Lage gerechnet werden. Ich
erbitte auch von Ihnen das Wohlwollen, das
Verständnis und die Sympathie für diese unsere
deutschen Vorposten.
Meine Herren! Am 24. April d. Is. wird
uns ein Vierteljahrhundert von dem Tage trennen,
den wir als den Geburtstag des deutschen Kolo-
nialwesens ansehen müssen. Am 24. April 1884
erging die telegraphische Weisung des Fürsten
Bismarck an den Konsul in Kapstadt, Herrn