Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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hari war eine Möglichkeit der Ausdehnung der 
Siedlungen, besonders auch wegen der unsicheren 
Zustände, nicht gegeben. 
Bei der freundlichen Aufnahme, die vor zwei 
Jahren meine Mitteilung über das Gedeihen der 
Dattelpalme, was ich auch jetzt nur bestätigen 
kann, überall gefunden hat, möchte ich nicht 
unterlassen, zu bemerken, daß der englische 
Beamte in Rietfontein vor kurzem in einem 
langen Dokument auf das häufige Vorkommen 
der beliebten Trüffel in der Kalahari hingewiesen 
hat. Ich habe keinen Zweifel, daß meine 
Freunde von der linken Seite des Reichstags 
sich dieses Artikels ebenso lebhaft bemächtigen 
werden wie seinerzeit der Dattelpalme. 
Das Ovamboland kommt für europäische Be- 
siedlung aus politischen Gründen zunächst nicht 
in Frage. Es ist aber auch ein Land, welches 
in klimatischer Beziehung Extremen unterliegt. 
Während es zu gewissen Zeiten infolge von 
großen Wassermassen unpassierbar ist, ist es zu 
anderen wieder außerordentlich dürr und trocken. 
Die jetzt dort herrschende Hungersnot ist 
nicht etwa, wie man wohl behauptet hat, eine 
Folge der Abwanderung von Arbeitern (mehr als 
1000 bis 1700 sind zu keiner Zeit im Schutz- 
gebiet tätig gewesen), sondern einer solchen 
Trockenperiode. 
Über das Kaokofeld und die Namibländer ist 
gleichfalls genaues noch nicht bekannt. 
Im Grootfonteiner Bezirk gedeihen alle euro- 
päischen Brotfrüchte, Weizen ebenso wie Mais, 
und der Wert gerade dieses Landes, das die 
South-West-Africa-Co. durch eine Eisenbahn er- 
schlossen hat, zeigt sich in dem außerordentlich 
gestiegenen Farmenpreis. 
Von Anfang an hat man erhebliche Er- 
wartungen auf die bergbauliche Entwicklung des 
Schutzgebietes gesetzt, besonders mit Rücksicht auf 
die reichen in dem Nachbargebiete Südafrikas 
vorkommenden Mineralschätze. So ist denn das 
Land wiederholt bergmännisch untersucht worden, 
und diese Untersuchung hat auch zur Eröffnung 
einiger Betriebe geführt. Neben diesen bestehen noch 
zahllose andere Fundstellen, die aber alle, wenigstens 
bis jetzt, nicht als genügend umfangreich an- 
gesprochen werden können, um einen Abbau zu 
lohnen. Es ist aber zu bemerken, daß entgegen 
der allgemeinen Annahme sehr große Teile des 
Schutzgebietes überhaupt unerforscht und von 
Weißen nicht betreten sind, wie ein großer Teil 
der Namib und ein großer Teil des Kaokofeldes, 
große Teile des Hererolandes, des Ovambo= und 
Okawango-Gebietes. Mein Eindruck ist deshalb 
gewesen, daß, wenn man auch unmittelbar eine 
weitere erhebliche Entwicklung des Bergbaues 
nicht in Aussicht nehmen kann, doch Metalle an 
  
sehr vielen Stellen vorkommen. Es würde 
einigermaßen verwunderlich sein, wenn sie nicht 
ab und zu auch Vorkommen bilden sollten, die 
der Bebauung wert wären; dies umsomehr, als 
bei der Entdeckung von Bergbaufeldern das fach- 
männische Urteil gewöhnlich noch nicht das letzte 
Wort bedeutet. Ist man doch 100 Jahre lang 
und mehr in der Nähe von Capetown über 
größere Zinnvorkommen an der Straße hinweg- 
gegangen, und hat sich nicht der ganze Kriegs- 
verkehr auf dem Baiwege über die diamant- 
führenden Streifen bei Lüderitzbucht bewegt? 
Zur bergmännischen Ausbentung gelangen in 
Südwest augenblicklich Kupfer, verbunden mit 
Blei, Eisen im wesentlichen als Zuschlag zu dem 
Kupfer und Diamanten. Besichtigt habe ich die 
Otavi-Mine in Tsumeb und die Gegend von 
Guchab, eine Grube der Otavi-Minen-Gesoll- 
schaft an der Linie Otavi— Grootfontein. Die 
Aufschlüsse sind zweifellos sehr gut und sichern 
der Grube ein Bestehen von vielen Jahren, be- 
sonders da sich auch die kleineren Stellen in 
Guchab und Otavifontein als nachhaltig zu 
erweisen scheinen. Die Gesellschaft hat im Jahre 
1907 15 000 Tonnen 40 prozentigen Kupferstein 
ausgeführt. In dem ersten Halbjahre ihres 
neuen Geschäftsjahres hat sie bereits das gleiche 
Gewicht exportiert, so daß man in diesem Jahre 
auf eine Ausfuhr von über 30 000 Tonnen Kupfer- 
stein kommen kann. Das ist bereits ein nicht unbe- 
deutender Prozentsatz des deutschen Konsums. Die 
Entwicklung der Mine hat unter Arbeiterschwierig- 
keiten, ebenso aber auch unter dem Wechsel des Per- 
sonals gelitten, und es mögen bei ihrer Aufschließung 
mancherlei Versehen nicht vermieden worden sein. 
Anderseits zeigt der finanzielle Abschluß — aller- 
dings unterstützt noch zum Teil durch hohe 
Kupferpreise — daß nicht nur die Mine, sondern 
auch die Bahn gut prosperiert, und daß aus 
diesem einen Unternehmen im letzten Jahre über 
2 Millionen Mark erzielt worden sind. 
Bergmännisch betrieben wird weiter die Khan- 
Mine durch die Firma C. Heckmann. Der Um- 
fang des Erzvorkommens steht aber noch nicht 
fest, und es sind bisher nur Probeverschiffungen 
vorgekommen. 
Bereits vor einer Reihe von Jahren hatte 
die Hanseatische Minen-Gesellschaft eine Expedi- 
tion in das Rehobother Gebiet ausgerüstet, welche 
am Spitzkopf ausgedehnte und anscheinend ab- 
bauwürdige Kupferlager feststellte. Der inzwischen 
ausgebrochene Krieg, der Mangel an verfügbaren 
Mitteln haben zu einem Abbau nicht geführt. 
Die Eröffnung eines solchen steht nunmehr bevor, 
nachdem es durch Verhandlungen zwischen den 
Interessenten und dem Reichs-Kolonialamt gelungen 
ist, die für die bergmännische Erschließung zu-
	        
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