G 111 20
nächst erforderlichen Summen sicherzustellen und
die Leitung der Arbeiten in die Hände des unter
Führung der Metallgesellschaft stehenden südwest-
afrikanischen Minen-Syndikats überzuführen. Die
Ausbeutung soll in der Form einer neuen
Kolonialgesellschaft vor sich gehen, an deren Ver-
mögen und Nutzen der Fiskus mit ½ beteiligt
ist, ohne selbstverständlich seinerseits eine Kapital-
aufwendung zu machen.
Ferner wurden im letzten Jahre die Fund-
stellen in Otjisongati betrieben. Zu einer größeren
Entwicklung ist es nicht gekommen, weil eine
Einigung zwischen den Interessenten nicht erzielt
wurde.
Über das Resultat der Untersuchung der
Gorob-Mine ist nicht viel bekannt, sie liegt sehr ab.
Die South-African Territories hat im Süden
des Schutzgebietes kleinere Kupfervorkommen an-
getroffen; daß sie einen Abbau lohnen, konnte
nicht festgestellt werden.
Die Wahrscheinlichkeit, im Schutzgebiet Kohlen
zu finden, ist in der letzten Zeit gewachsen, nach-
dem man die in nordsüdlicher Richtung von
Grootfontein in der Richtung auf Keetmanshoop
hinziehende Randformation als Karoo-Ausläufer
erkannt hat. Die Entdeckung brauchbarer Kohle
würde allerdings einen außerordentlichen Fort-
schritt für das Schutzgebiet bedeuten. Deshalb
hat auch die South-West-Africa-Co., welche von
allen im Schutzgebiet ansässigen Gesellschaften die
größte Rührigkeit entfaltet und die Aufwendung
von Mitteln nicht scheut — wie die Erbauung
der Bahn Otavi— Grootfontein beweist — nun-
mehr unter Leitung eines englischen Geologen
größere Bohrversuche auf Kohle angesetzt, nach-
dem gute äußere Indikationen gefunden waren.
Ebenfalls von dieser Gesellschaft ist die Aus-
rüstung einer Expedition in die Wege geleitet,
welche das Kaokofeld erneut untersuchen wird.
Es soll dabei der Versuch gemacht werden,
unter Heranziehung chilenischer Sachverständiger
auch auf Nitrate zu prospektieren, für welche auf
Grund der bekannten, jetzt abgebauten Guano-=
Vorkommen und der starken Salpeterhaltigkeit der
Reviere gewisse Anzeichen vorliegen. Im übrigen
wird das Schutzgebiet weiterhin systematisch durch
das Minensyndikat bearbeitet, dessen Laboratorium
auch fristzeitig in Swakopmund eröffnet und be-
setzt worden ist.
Großes Aufsehen haben die bei Lüderitzbucht
gefundenen Diamanten verursacht, weshalb ich
hierbei etwas ausführlicher verweilen will. Un-
mittelbar hinter diesem durch Felseninseln aus
vulkanischen Gesteinen gebildeten guten Südhafen
breitet sich der Namibgürtel aus, der an dieser
Stelle etwa 90 km weit ist. Es ist dies eine
wasserlose, hügelige Dünenformation aus zum
Teil feinstem Sand und nahezu ohne jede Vege-
tation. In dieser Wüste fand ungefähr im Be-
ginn des vergangenen Jahres ein früher bei
den Diamantminen in Kimberley tätiger Kap-
neger, welcher bei der Eisenbahn Arbeit genom-
men hatte, einige Diamanten und machte von
seiner Entdeckung dem Bahnmeister Stauch
von der Lenzunternehmung Mitteilung. Nach-
forschungen ergaben, daß auf der Oberfläche in
einem grobkörnigen Sande, vermischt mit kleinen
Achaten und anderen Halbedelsteinen, Diamanten
vorkamen, welche zwischen ½, und 31 Karat
schwanken und im Durchschnitt nicht über ½ Karat
schwer sind. Die Steine sind ziemlich voll-
kommene Oktasder von gutem Wasser. Der
Streifen, welcher sich halbmondförmig um Lüderitz-
bucht herumlegt, beginnt südlich unterhalb der
Elisabethbay und setzt sich nördlich bis an das
Meer in die Nähe von Anichab fort. Die
weiteste Längenausdehnung, innerhalb deren
Diamanten gefunden sind, beträgt etwa zehn deutsche
Meilen. Der Streifen ist von wechselnder Breite.
Die Steine finden sich an der Oberfläche und
bis etwa 30 cm in die Tiefe. Tiefer finden sich
wohl einzelne Stückchen, doch hat man den
Abbau dort bisher nicht für lohnend erachtet.
Die zunächst als aussichtsreich erscheinenden Felder
wurden alsbald von Stauch und Genossen be-
legt. Als der Fund in Lüderitzbucht bekannt
wurde, bildete sich aus den dortigen Bürgern
ein Syndikat Kolmanskop, das gleichfalls eine
größere Anzahl von Feldern abgesteckt hat.
Seitens des Kolonialamts wurde, ungeachtet der
Tatsache, daß das Vorkommen im Bergbaugebiet
der Kolonialgesellschaft lag, sofort die Belegung
von etwa 30 Feldern bei dieser vorgenommen.
Außerdem hat eine kleinere Gruppe, Weiß, und
eine andere, Schmidt, Felder belegt. Daneben
befindet sich noch ein größerer Streifen im
Besitz des Fiskus, welchen die Kolonialgesell-
schaft als Gegenleistung für die Erbauung
der Lüderitzbahn abgetreten hat. Diese Ab-
tretung hat dann später Veranlassung gegeben
zu der im Eisenbahngesetz ausgenommenen Miert-
erhöhungsklausel. Auch dieser Streifen führt
eine erhebliche Menge Diamanten. Die Steine
kommen nun nicht etwa auf diesem ganzen un-
geheuren Arcal vor, sondern nur in gewissen
Vertiefungen. Über den Umfang des Gesamt-
vorkommens wird man sich erst dann ein Bild machen
können, wenn eine genaue Vermessung stattgefunden
hat. Heute kann man nur von einem sehr erheblichen
Vorkommen sprechen. Die Ausbente hat erst
mit einiger Regelmäßigkeit mit dem Monat Sep-
tember eingesetzt; vorher sind im ganzen nur
2720 Karat gefördert worden. Seit 1. Sep-
tember ist die Ausbente wie folgt gestiegen: