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Träger Emin Paschas, die er am Kongo anwarb,
verschleppt worden. Es gibt jedoch noch andere
Krankheiten, die gleichfalls Halsdrüsenschwellungen
verursachen, wie z. B. Syphilis, Tuberkulose,
Kopfausschläge. Daher kann die Diagnose Schlaf-
krankheit im Anfangsstadium nur mit Hilfe des
Mikroskopes gestellt werden, indem man etweder
in dem durch Punktion gewonnenen Drüsensaft
oder im Blute des Verdächtigen Trypanosomen
nachweist.
Auf verschiedenen Dienstreisen suchte ich mir
einen Überblick über die Ausdehnung der Schlaf-
krankheit im Bezirk Misahöhe zu verschaffen, in-
dem ich an den hauwptsächlichen Verkehrswegen
die Bevölkerung auf Halsdrüsenschwellungen unter-
suchte und Drüsenpunktionen vornahm. Ich er-
fuhr, daß in dem schon vorher bekannten Herde
in Buem die Schlafkrankheit auch nach 1903 in
jedem Jahre ihre Opfer gefordert, ohne daß
etwas darüber zu weiterer Kenntnis gekommen
ist. Ich fand Schlafkranke auf dem Wege nach
Buem sowie auch südlich der Straße von Misa-
höhe nach Kpandu, in der Landschaft Gbele, von
der Wege über das Gebirge nach Buem führen,
in Palime und in einigen Landschaften seiner Um-
gebung; ferner zufällig bei einigen Leuten von
außerhalb des Bezirks Misahöhe und bei Leuten
von außerhalb des Schutzgebietes.
Bis Ende November 1908 habe ich auf
Halsdrüsenschwellungen erstmalig untersucht
27 000 Personen, auf Halsdrüsenschwellungen
zum zweitenmal 2578 Personen, Halsdrüsen-
schwellungen festgestellt bei 656 Personen, Drüsen-
punktion ausgeführt bei 272 Personen, Trypano-=
somen gefunden bei 80 Personen.
Von den 656 Personen mit Halsdrüsen-
schwellung, die alle namentlich aufgeschrieben
wurden, dürfte ein kleiner Prozentsatz wegen an-
derer Krankheiten endgültig aus dem Verdacht,
schlafkrank zu sein, ausscheiden. Die übrigen Per-
sonen, bei denen die Halsdrüsenschwellung nicht
mit Sicherheit auf eine der oben erwähnten
Krankheiten zurückgeführt werden kann, sind so
lange als der Schlafkrankheit verdächtig anzu-
sehen, bis eine mehrmalige mikroskopische Unter-
suchung (eine einmalige negative Untersuchung
kann nie ausschlaggebend sein, da die Trypano-=
somen periodenweise aus den Drüsen verschwinden),
nötigenfalls auch ein Tierexperiment sie als un-
verdächtig zu betrachten gestattet.
Die 80 Fälle von Schlafkrankheit verteilen
sich auf folgende Landschaften: Agome 11, Kpa-
lawe 4, Klonu 1, Towe 4, Lawie 2, Gbele 4,
Akposso 3, Leglebi 1, We 2, Njangbo 2, Wo-
adse 2, Kpandu 4, Liati 2, Fodome 2, Gbed-
schighe 2, Borada 13, Worawora 18, Kratschi 2,
Moschi (im Nordwesten des Schutzgebietes) 1.
Die Schlafkranken isolierte ich auf dem 12 km
von Palime entfernten und 460 m höäöher als
dieses gelegenen Hausberg. Zwei Kranke sind
auf dem Hausberg nicht eingetroffen, einer nach
kurzer Behandlung entflohen. Die Kranken er-
halten eine wollene Decke, täglich 20 Pfennig
Verpflegungsgeld und dürfen sich eine Begleit-
person mitbringen, die ebenfalls 20 Pfennig Ver-
pflegungsgeld bezieht und dafür für Einkauf der
Lebensmittel, Heranbringung von Wasser und
Feuerholz zu sorgen hat.
Noch bis vor wenigen Jahren war die Schlaf-
krankheit eine absolut tödlich endende Krankheit;
sich selbst überlassen, erlischt sie in Gegenden, in
denen die Glossina palpalis vorkommt, erst mit
dem Tode des letzten Menschen.
Durch die Verwendung des Atoxyls, einer
Verbindung des Arsens von bedeutend geringerer
Giftigkeit als dieses selbst, wurde die Behandlung
der Trypanosomenkrankheiten einen großen Schritt
vorwärts gebracht. Thomas und Breinl waren
die ersten, die es 1905 im Tierexperiment er-
probten und auf Grund ihrer günstigen Erfah-
rungen auch zum Versuche bei der Behandlung
der menschlichen Trypanosomiasis empfehlen.
Todd, Broden, Rodhain, Kopke wandten das
Atoxhyl dann zuerst beim Menschen an, später
Robert Koch an seinem großen Krankenmaterial
in Ostafrika.
Meine Schlafkranken behandelte ich nach Kochs
Vorschlag an jedem 10. und 11. Tage mit Atoxyl-
einspritzungen (je 0,5, Kinder dem Alter ent-
sprechend), was ich mit ziemlicher Regelmäßigkeit
auch durchführen konnte. Die Atoxyllösung
(20 v. H.) wurde kurz vor jedesmaligem Gebrauch
frisch angefertigt. Drei Personen, die schwere
Krankheitserscheinungen hatten, sind nach durch-
schnittlich zweimonatlicher Behandlung verstorben;
bei ihnen zeigte sich das Atoxyl ohne Wirkung
auf den Krankheitsverlauf. Bei drei Kranken,
die nervöse Symptome zeigten, find diese ge-
schwunden. Ein Kranker, seit sechs Monaten in
Behandlung, zeigt noch dasselbe stupide Verhalten
wie bei seiner Aufnahme. Bei einem Knaben,
der bei seiner Aufnahme sich im Stadium der
Schlafsucht befand, verschwand dies Symptom,
kehrte aber nach viermonatlicher Behandlung
wieder zurück, verschwand aber nach Erhöhung
der Atoxyldosis. Bei 68 Kranken, deren einziges
Symptom die Halsdrüsenschwellung war, ist diese
je nach der Länge der Behandlungsdauer voll-
ständig geschwunden oder stark zurückgegangen.
Es wurde ein Krankheitsfall ohne Schwellung
der der Untersuchung zugänglichen Lymphdrüsen
beobachtet; die Diagnose konnte bei dem als
krank bezeichneten Manne mit Leichtigkeit durch
die Blutuntersuchung gestellt werden. Ein älterer