Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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ferner der relativ hohe Gehalt an löslichen 
Nichtgerbstoffen, welcher der Verwertung der 
Elefantenwurzel in der Extraktfabrikation hinder- 
lich ist. 
Die Pflanze wird als ein niedriger Strauch 
beschrieben, der überall, wo er vorkommt, üppig 
wächst, so daß eine Ausrottung kaum zu befürchten 
wäre; er soll auf gutem und schlechtem Boden 
gedeihen, vorzugsweise aber auf einem mit einer 
dünnen Erdschicht bedeckten Felsboden. Die 
Elefantenwurzel ist im mittleren und südlichen 
Teil von Deutsch-Südwestafrika verbreitet; nur in 
den Bezirken Otjimbingue und Keetmanshoop ist 
sie anscheinend weniger bekannt. Die Wurzel des 
Strauches ist allein für Gerbzwecke verwendbar; 
ihre Gewinnung soll am besten nach Absterben 
der Blätter geschehen. In den Bezirken Outjo 
und Rehoboth betrugen die Gewinnungskosten 
für 100 kg 4 bis 8 /7, hierzu kommen die 
Kosten des Landtransports bis zum Verschiffungs- 
hafen, die mit 20 bis 24 pro 100 kg an- 
gegeben werden, außerdem die Seefracht und die 
Kosten der Zerkleinerung. Im verwendungs- 
fertigen Zustand würden also 100 kg Elefanten- 
wurzel auf 44 bis 56 zu stehen kommen. 
Da man nun auf Grund der bisherigen Unter- 
suchungen einen durchschnittlichen Gerbstoffgehalt 
von 18 v. H., wie ihn das Quebrachoholz besitzt, 
annehmen muß, so würde also 1 kg Gerbstoff der 
Elefantenwurzel 2,86 /“ kosten, während Eichen- 
Gerbstoff für 1 J/, Myrobalanen-Gerbstoff sogar 
schon für 0,40 /“ das Kilogramm zu haben ist. 
Die Deutsche Versuchsanstalt für Leder- 
industrie zieht aus dieser Berechnung den Schluß, 
daß die Elefantenwurzel unter solchen Um- 
stän den mit anderen Gerbmaterialien hier- 
zulande kaum wird konkurrieren können. 
Um dies zu ermöglichen, müßte eine wesentliche 
Verringerung der Gestehungskosten durch Er- 
mäßigung der Transportauslagen, insbesondere 
der Seefracht, die zur Zeit 19 . pro Tonne 
beträgt, eintreten, so daß sie zum Preise von 
12 bis 14 / pro 100 kg geliefert werden kann. 
Ob eine derartig bedeutende Kostenreduktion zu 
erreichen sein wird, erscheint aber sehr fraglich. 
Um eine Herabminderung der Transportkosten 
des Gerbstoffs zu erzielen, könnte man eventuell 
die Fabrikation von Extrakt im Ursprungs- 
lande in Erwägung ziehen. Dem steht aber 
der bereits oben erwähnte Umstand entgegen, der 
keine genügende Gerbstoffanreicherung durch die 
lberführung in Extrakt erlaubt. Nach einer gut- 
achtlichen Außerung des genannten Instituts 
würde nämlich ein aus der Elefantenwurzel her- 
gestellter Extrakt einen Gerbstoffgehalt von höchstens 
30 v. H. erreichen, während Quebracho-Extrakte 
einen solchen von 55 bis 70 v. H. besitzen. 
  
An zweiter Stelle ist die sogenannte „Ganib- 
wurzel“", Hydnora longicollis, zu erwähnen, 
ein auf den Wurzeln der Acacia horrida 
schmarotzendes Gewächs, dessen apfelgroße Früchte 
von den Hottentotten gegessen werden. Die un- 
reifen Früchte, wie die Thallome, auf denen die 
ersteren aufsitzen, enthalten ebenfalls Gerbstoff. 
Auch mit dieser Wurzel sind schon mehrfach 
chemische Analysen in Deutschland vorgenommen 
worden, die mit einer Ausnahme, in der es sich 
nachweislich um auf dem Transport verdorbenes 
Material gehandelt hat, recht günstige Resultate 
ergeben haben; sie gehen aus nachfolgender Zu- 
sammenstellung hervor: 
  
  
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IV. IKolonial-i Desgl.? 132,0 7,5 13,0 — 417.5 
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Nach Angabe der Deutschen Versuchs— 
anstalt für Lederindustrie besitzt dieses Gerb— 
mittel ganz ähnliche Eigenschaften wie die Ele— 
fantenwurzel, es ist allerdings wegen seines 
höheren Gerbstoffgehalts noch beachtenswerter; 
ihrer Verwertung durch Export nach Europa- 
dürften aber die gleichen Hindernisse entgegenstehen, 
wie sie weiter oben für die Elefantenwurzel an- 
gegeben wurden. 
Auch die Wurzeln des in den Nordbezirken 
Deutsch-Südwestafrikas vorkommenden „Gan- 
Geib“ (Cissus spec.), sowie die Wurzel der 
Rhynchosia caribaea sollen kleine, für die 
Technik aber wohl belanglose Mengen Gerbstoff 
enthalten."“) 
Was sonst noch an gerbstoffliefernden Pflanzen 
unserer Kolonien angeführt werden kann, ist nicht 
viel. Vor einigen Jahren wurde in Daressalam 
die Rinde eines daselbst häufigen Strauches mit 
  
  
*) „Tropenpflanzer“" 1902. S. 528—332.
	        
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