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ferner der relativ hohe Gehalt an löslichen
Nichtgerbstoffen, welcher der Verwertung der
Elefantenwurzel in der Extraktfabrikation hinder-
lich ist.
Die Pflanze wird als ein niedriger Strauch
beschrieben, der überall, wo er vorkommt, üppig
wächst, so daß eine Ausrottung kaum zu befürchten
wäre; er soll auf gutem und schlechtem Boden
gedeihen, vorzugsweise aber auf einem mit einer
dünnen Erdschicht bedeckten Felsboden. Die
Elefantenwurzel ist im mittleren und südlichen
Teil von Deutsch-Südwestafrika verbreitet; nur in
den Bezirken Otjimbingue und Keetmanshoop ist
sie anscheinend weniger bekannt. Die Wurzel des
Strauches ist allein für Gerbzwecke verwendbar;
ihre Gewinnung soll am besten nach Absterben
der Blätter geschehen. In den Bezirken Outjo
und Rehoboth betrugen die Gewinnungskosten
für 100 kg 4 bis 8 /7, hierzu kommen die
Kosten des Landtransports bis zum Verschiffungs-
hafen, die mit 20 bis 24 pro 100 kg an-
gegeben werden, außerdem die Seefracht und die
Kosten der Zerkleinerung. Im verwendungs-
fertigen Zustand würden also 100 kg Elefanten-
wurzel auf 44 bis 56 zu stehen kommen.
Da man nun auf Grund der bisherigen Unter-
suchungen einen durchschnittlichen Gerbstoffgehalt
von 18 v. H., wie ihn das Quebrachoholz besitzt,
annehmen muß, so würde also 1 kg Gerbstoff der
Elefantenwurzel 2,86 /“ kosten, während Eichen-
Gerbstoff für 1 J/, Myrobalanen-Gerbstoff sogar
schon für 0,40 /“ das Kilogramm zu haben ist.
Die Deutsche Versuchsanstalt für Leder-
industrie zieht aus dieser Berechnung den Schluß,
daß die Elefantenwurzel unter solchen Um-
stän den mit anderen Gerbmaterialien hier-
zulande kaum wird konkurrieren können.
Um dies zu ermöglichen, müßte eine wesentliche
Verringerung der Gestehungskosten durch Er-
mäßigung der Transportauslagen, insbesondere
der Seefracht, die zur Zeit 19 . pro Tonne
beträgt, eintreten, so daß sie zum Preise von
12 bis 14 / pro 100 kg geliefert werden kann.
Ob eine derartig bedeutende Kostenreduktion zu
erreichen sein wird, erscheint aber sehr fraglich.
Um eine Herabminderung der Transportkosten
des Gerbstoffs zu erzielen, könnte man eventuell
die Fabrikation von Extrakt im Ursprungs-
lande in Erwägung ziehen. Dem steht aber
der bereits oben erwähnte Umstand entgegen, der
keine genügende Gerbstoffanreicherung durch die
lberführung in Extrakt erlaubt. Nach einer gut-
achtlichen Außerung des genannten Instituts
würde nämlich ein aus der Elefantenwurzel her-
gestellter Extrakt einen Gerbstoffgehalt von höchstens
30 v. H. erreichen, während Quebracho-Extrakte
einen solchen von 55 bis 70 v. H. besitzen.
An zweiter Stelle ist die sogenannte „Ganib-
wurzel“", Hydnora longicollis, zu erwähnen,
ein auf den Wurzeln der Acacia horrida
schmarotzendes Gewächs, dessen apfelgroße Früchte
von den Hottentotten gegessen werden. Die un-
reifen Früchte, wie die Thallome, auf denen die
ersteren aufsitzen, enthalten ebenfalls Gerbstoff.
Auch mit dieser Wurzel sind schon mehrfach
chemische Analysen in Deutschland vorgenommen
worden, die mit einer Ausnahme, in der es sich
nachweislich um auf dem Transport verdorbenes
Material gehandelt hat, recht günstige Resultate
ergeben haben; sie gehen aus nachfolgender Zu-
sammenstellung hervor:
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Pro- . Untersucht E2 .
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J. Deutsche D. G. u. 29,94 18,05 9,36 3,33 39,32
Kol. Ges. N. Koch, ! I l
1895INI Is-
Gerber
II. Gouverne-Deutsche 24,2 117,0 14,.5. — 443
ment von Versuchs- (kalt ausgelaugt)
Deutsch= anstalt s
Südwest= für Leder- «
afrika industrie «
Aug. 1807 l l
III. — Deogl.? sis.0 6,8 145— 60,7
IV. IKolonial-i Desgl.? 132,0 7,5 13,0 — 417.5
Wirtsch. « . il
Komitee 1 1 «
l s ( -
Nach Angabe der Deutschen Versuchs—
anstalt für Lederindustrie besitzt dieses Gerb—
mittel ganz ähnliche Eigenschaften wie die Ele—
fantenwurzel, es ist allerdings wegen seines
höheren Gerbstoffgehalts noch beachtenswerter;
ihrer Verwertung durch Export nach Europa-
dürften aber die gleichen Hindernisse entgegenstehen,
wie sie weiter oben für die Elefantenwurzel an-
gegeben wurden.
Auch die Wurzeln des in den Nordbezirken
Deutsch-Südwestafrikas vorkommenden „Gan-
Geib“ (Cissus spec.), sowie die Wurzel der
Rhynchosia caribaea sollen kleine, für die
Technik aber wohl belanglose Mengen Gerbstoff
enthalten."“)
Was sonst noch an gerbstoffliefernden Pflanzen
unserer Kolonien angeführt werden kann, ist nicht
viel. Vor einigen Jahren wurde in Daressalam
die Rinde eines daselbst häufigen Strauches mit
*) „Tropenpflanzer“" 1902. S. 528—332.