Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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welcher das unter dem Namen Divi-Divi be- 
kannte ausgezeichnete Gerbmittel liefert. Von 
einem bereits über zehn Jahre alten Exemplare 
im Versuchsgarten in Daressalam, wurden vor 
einiger Zeit Früchte zur Begutachtung nach Ham- 
burg geschickt; das Produkt wurde daselbst mit 
20 JE pro 100 kg bewertet, also nicht viel ge- 
ringer als die südamerikanische Ware. Zweifel- 
los würde es unter solchen Umständen wohl der 
Mühe wert sein, größere Versuchspflanzungen 
des Divi-Divi-Baumes anzulegen, um fest- 
zustellen, ob und innerhalb welcher Grenzen in 
Ostafrika eine Rentabilität für diese Kultur zu 
erwarten ist.“) Das gleiche gilt für Togo. 
Von Akazien sind noch zu nennen: Die in 
Vorderindien sehr verbreitete Acscia arabica, 
die in den deutschen Kolonien nicht wild vor- 
zukommen scheint, in Ostafrika aber an den ver- 
schiedensten Plätzen bereits gepflanzt ist und gut 
gedeiht. Diesen Baum im großen zu kultivieren 
dürfte sich aber kaum lohnen, da weder Rinde 
noch Hülsen einen genügend hohen Gerbstoffgehalt 
besitzen. 
Die Cutch-Akazie, Acacia Catechu. Wie 
die Feststellungen Busses ergeben haben, sind 
alle früheren Mitteilungen über das Vorkommen 
der Cutch-Akazie in Ostafrika und Togo zu be- 
richtigen. Es handelte sich in allen jenen Fällen 
um Verwechslungen mit der nahe verwandten 
A. Suma, wohl auf Grund unzureichenden Be- 
stimmungsmaterials. A. Catechu ist bisher in 
Afrika wild nicht nachgewiesen worden. 1901 
wurden in Ostafrika einige Aussaatversuche mit 
aus Kalkutta bezogenem Samen gemacht, die in- 
dessen ergebnislos blieben. Diese Art soll sich 
leicht durch Saat anbauen lassen und da, wo sie 
sich einmal eingebürgert hat, kaum mehr aus- 
zurotten sein. In ihrer Heimat bevorzugt 
A. Catechu, wie die auch in Ostafrika sehr ver- 
breitete A. Juma, Flußniederungen, was bei der 
Wahl der Kulturorte zu berücksichtigen wäre. Ihr 
Anbau würde sich vielleicht für die staatliche 
Forstwirtschaft da empfehlen, wo es sich um 
Komplettierung von Wildholzbeständen handelt, 
um den Baum in unseren Kolonien einzubürgern 
und seine weitere Verbreitung der Natur zu über- 
lassen, weil eine Großkultur keinen aus- 
reichenden Nutzen abwerfen könnte. Das 
beweist schon der Umstand, daß in Indien, das 
ungleich bessere Produktions= und Absatzbedin- 
*) Aus der Angabe in Englers „Pflanzenwelt 
OÖstafrikas“ Teil B. S. 407, darf nicht geschlossen werden, 
daß die Divi-Divipflanze in Deutsch-Ostafrika wild 
vorkommt; es handelt sich in dem betreffenden Falle 
zweifellos um ein Eremplar, das aus eingeführtem 
Samen hervorgegangen ist. 
  
gungen besitzt, in vielen Distrikten die wilden 
Katechubestände nicht ausgenutzt werden, obwohl 
sie nicht allzuweit vom Verkehr abliegen, so z. B. 
in den Vorbergen des Himalaya in der Provinz 
Bengalen.“) Auch ist die Katechu-Ausfuhr in der 
letzten Zeit wesentlich zurückgegangen, eine Er- 
scheinung, die allerdings zum Teil damit erklärt 
werden kann, daß der Katechuverbrauch im Lande 
selbst gestiegen ist.“) 
Acacia leucophloea. Diese auf Java 
einheimische und daselbst auf Rinde genutzte 
Akazienart ist in Ostafrika ebenfalls vereinzelt 
gepflanzt; ob sie als Gerbstoffgewächs in Kultur 
genommen zu werden verdient, erscheint fraglich, 
weil ihre Rinde keineswegs durch sehr hohen 
Gerbstoffgehalt ausgezeichnet ist. 
Etwas anders verhält es sich bezüglich der 
Stammpflanzen zweier Gerbmaterialien, die erst 
in der neueren Zeit bekannt geworden sind, sich 
aber dank ihrer Güte rasch Eingang in die Ger- 
berei verschafft haben. Dies sind der Barbati- 
mao-Baum (Stryphnodendron barbati- 
mao) aus Brasilien, der die Barbatimaorinde 
des Handels liefert, und der australische Mallet- 
Baum, Eucalyptus occidentalis, von dem 
die sogenannte Mallet= oder Malettorinde stammt. 
Barbatimao. Dieser Baum ist in unseren 
Kolonien bereits in Kultur genommen; so an 
verschiedenen Plätzen Ostafrikas, ferner in Togo, 
und zwar in Sokode; dabei hat sich bereits ge- 
zeigt, daß der Baum ein langsameres Jugend- 
wachstum aufweist, als die Gerberakazie. Sein 
großes Ausschlagvermögen soll es jedoch gestatten, 
die einmal gepflanzten Bestände im Ausschlag- 
betrieb zu bewirtschaften. Ob damit tatsächlich 
ein Vorteil gegeben ist, der seine Kultur der 
Blackwattlewirtschaft gegenüber konkurrenzfähig 
machen könnte, muß schon im Hinblick auf den 
Umstand, daß die Barbatimoarinde nicht so gerb- 
stoffreich ist wie die des Blackwattle, bezweifelt 
werden. Die im Gang befindlichen Kulturversuche 
werden hoffentlich bald darüber Aufschluß geben. 
Vorher erscheint die Aufnahme der Kultur für 
Private jedenfalls nicht empfehlenwert. 
Mallet. Wesentlich größer ist die Be- 
deutung der sogenannten Malletrinde““') 
*) Siehe Stuhlmann: Ostindischer Reisebericht 
im „Tropenpflanzer“ von 1901 S. 260 und 361—363. 
*“) Es wurden aus Britisch-Indien nach Europan 
erportiert: 1895/96 183 729 Zir., 1905/06 55 070 Zir. 
Katechu. 
*) Interessante Einzelheiten darüber findet man 
in dem Aufsatze von Dr. J. Pacßler in Nr. 4 des 
„Tropenpflanzer“ von 1908, S. 178—1987.
	        
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