Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Das Komitee hat auch für das Jahr 1909 
einen Garantiepreis von 30 Pfg. pro Pfund ent- 
körnte Baumwolle loko Küste festgesetzt. Die 
Baumwollernte des Jahres 1908 erzielte einen 
Durchschnittspreis von 54 bis 55 Pfg. pro ½ kg; 
Togo-Baumwollsaat erzielte im Jahre 1908 einen 
Durchschnittspreis von 107.¾ pro 1000 kg. 
In Kpedji wird vom Komitee zur Zeit eine 
neue Entkörnungsanlage aufgestellt, die aus 
einer 70 Sägengin, einer hydraulischen Doppel- 
kastenpresse und einer 10 PS8 Dampfmaschine 
besteht. 
Deutsch-Ostafrika. 
Während die Produktionsbedingungen des 
Jahres 1908/09 sehr günstig waren, und nach 
amtlichen und privaten Erhebungen der Baum- 
wollbau der Eingeborenen allein am Rufiyi 
800 000 Pfd. und im Bezirke Kilwa etwa 
500 000 Pfd. unentkörnte Baumwolle ergibt, ist 
das inzwischen festgestellte Ernteergebnis 1907/08 
infolge abnormer Trockenheit erheblich hinter der 
Schätzung zurückgeblieben. Die Ausfuhr 1907 
belief sich auf 980 Ballen zu 250 kg und ver- 
teilt sich auf die einzelnen Zollbezirke, wie folgt: 
Muanza 62 Ballen 
Tanga 241 
Bagamojo. . 30 
Moschi. . . 9 
Sadai 79 
Daressalam . 59 
u u V u V U u 
  
Kilwa . 458 (einschl. Mohorro) 
Neulangenburg 42 
980 Ballen. 
Der Ansfuhr von 980 Ballen 1907 steht 
eine Ausfuhr von 755 Ballen 1906, 755 Ballen 
1905, 754 Ballen 1904, 372 Ballen 1903 und 
1½ Ballen im Jahre 1902 gegenüber. 
In letzter Zeit macht sich in der Baumwoll- 
kultur ein neues Element mehr und mehr be- 
merkbar, nämlich die mittleren und kleineren 
weißen Pflanzer. Während bisher der größere 
Teil der Baumwollproduktion aus Eingeborenen- 
betrieben und europäischen Pflanzungsbetrieben 
stammte, haben sich neuerdings zahlreiche weiße 
Ansiedler der Baumwollkultur zugewendet. Ins- 
besondere am Kilimandscharo, an der Usambara= 
Eisenbahn, an der Zentralbahn und im nörd- 
lichen Küstengebiet des Bezirkes Kilwa wird von 
solchen Ansiedlern Baumwollkultur betrieben. 
Die bisherigen günstigen Ergebnisse berechtigen 
zu der Hoffnung, daß dieses Element mit der 
Zeit zu einer namhaften Steigerung der Baum- 
wollproduktion beitragen wird. Das Kolonial- 
Lirtschaftliche Komitee verfolgt diese Erscheinung 
  
in der Entwicklung der ostafrikanischen Baum- 
wollunternehmungen mit besonderem Interesse; 
das Komitee unterstützt die Ansiedler durch 
Lieferung von Saatgut, Geräten und Pflügen 
und beabsichtigt ferner, Entkörnungsanlagen ein- 
zurichten, welche dann in den genossenschaftlichen 
Betrieb der Pflanzer übergehen sollen. 
Der diesjährigen bedeutend größeren Ernte 
gegenüber haben sich die in der Kolonie befind- 
lichen Entkörnungsanlagen als unzulänglich 
erwiesen. Sowohl am Rufiyi als im Tanga- 
Bezirk hat dieser Umstand zu Unzuträglichkeiten 
geführt, die im Rufiyi-Gebiet durch eine zu be- 
deutende Herabsetzung des Aufkaufpreises infolge 
des Rückganges des Baumwollmarktes verschärft 
wurden. Auf Vorstellung des Kolonial-Wirt- 
schaftlichen Komitees haben die aufkaufenden 
Firmen einen etwas höheren Aufkaufpreis zuge- 
standen, und dem Mangel an Entkörnungsanlagen 
ist teilweise bereits und wird weiter abgeholfen 
werden durch Aufstellung neuer und verbesserter 
Maschinen seitens der Firmen und des Komitees. 
Von besonderem Interesse ist ferner der An- 
fang einer Baumwoll-Eingeborenenkultur in 
größerem Maßstabe im Bukoba-Bezirk am 
Viktoriasee. Im Hinblick auf die günstigen Er- 
gebnisse des Baumwollbaues in der benachbarten 
englischen Kolonie Uganda verdienen diese Kultur- 
versuche weitgehendste Förderung. 
Von allgemeinem Interesse ist auch die vom 
Komitee gemeinschaftlich mit der Ostafrikanischen 
Eisenbahngesellschaft zu unternehmende wirtschaft- 
liche Erschließung der großen Mkattasteppe. 
Zur Feststellung der Möglichkeit der Ent= und 
Bewässerung dieser von der Zentralbahn durch- 
schnittenen Ländereien und der Ausnutzung der 
auf 18 000 Pferdekräfte geschätzten Wasserkraft 
des Mukondokwa wird zunächst eine wasserwirt- 
schaftliche Studienreise unternommen werden. 
Die Erkundung soll insbesondere die Unterlagen 
schaffen für bewässerbare, für Dampfpflugbetrieb 
geeignete Baumwollplantagen, für bewässerbare 
mittlere und kleinere Betriebe und namentlich 
auch für eine ausgedehnte Eingeborenenkultur 
auf bewässerbaren, für Gespannpflüge geeigneten 
Ländereien. 
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Für die Pflanzzeit 1909 wurden seitens des 
Komitees etwa 3000 Zentner ägyptische Baum- 
wollsaat zum Werte von etwa 32 000 in 
Deutsch-Ostafrika eingeführt. Die von den 
Pflanzungen der Leipziger Baumwollspinnerei 
und des Kommerzienrats Otto sowie von einigen 
kleineren Baumwollpflanzungen aus Agypten be- 
zogene Baumwollsaat ist in diesen Zahlen nicht 
einbegriffen.
	        
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