Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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falls ist sie 1904 durch erbeutete Waffen gewachsen. 
Pferde sind wegen der überall im Lande sehr 
heftig auftretenden Sterbekrankheit selten und be- 
sonders kostbar. Nur die Häuptlinge und einige 
Vorleute sind daher beritten. 
Die Kriegführung der Ovambos beschränkt 
sich, von einzelnen Raubzügen abgesehen, auf die 
Verteidigung ihres Landes. Die mit Palisaden 
und Gräben umzogenen Häuptlingswerften sind 
dafür als Stützpunkte eingerichtet. Im Gefecht 
kommt es ihnen darauf an, ihre überlegenheit 
an Zahl im Nahkampfe zur Geltung zu bringen. 
Daher suchen sie den Gegner zunächst durch ein- 
zelne versteckte Schützen zur Verausgabung seiner 
Munition zu veranlassen, um ihn schließlich mit 
Speer und Keule niederzumachen. Das ist ihnen 
1904 auch gelungen. Das Bestreben, den Gegner 
von mehreren Seiten zugleich anzufassen, tritt wie 
überhaupt in Südwestafrika bei allen Zusammen- 
stößen hervor. Eine Ausnutzung des Sieges durch 
Verfolgung über das Kampffeld hinaus ist den 
Ovambos aber unbekannt. Anderseits wissen sie nach 
einem Mißerfolge rasch im Buschwald zu verschwinden. 
Diese Kampfesweise ist der Natur des Landes 
angepaßt. Das Ovamboland ist eine fast ganz 
ebene Hochfläche, bewachsen mit parkartigem 
Buschwald. In diesem verstreut liegen die Anbau- 
und Weideflächen der Eingeborenen. Die Gelände- 
bedeckung weist also ähnliche Formen auf, wie 
sie unsere Truppen im Herero-Feldzuge vorfanden. 
Sie macht die übersicht unmöglich und erschwert 
dadurch die Gefechtsführung, das Zurechtfinden 
und die Nachrichtenübermittlung durch Signale. 
Indem sie die Ausnutzung der Schußwaffen auf 
weite Entfernungen verhindert, gleicht sie Unter- 
schiede in der Bewaffnung teilweise aus und kommt 
den ortskundigen Eingeborenen für Uberfälle zugute. 
Obgleich das Land fruchtbarer und besser 
bebaut ist als das Herero= und Hottentotten- 
Gebiet, kann es doch zur Ernährung der Truppe 
kaum beitragen. Die von den Eingeborenen 
aufbewahrten Erntevorräte, hauptsächlich Hirse 
und Mais, decken nur deren eigenen bescheidenen 
Bedarf; für die Truppe reichen sie nicht weit 
und fallen auch nur selten dem Sieger in die 
Hände. Dagegen ist an Wasser kein Mangel; es 
muß zwar in der Trockenzeit oft erst gegraben 
werden, aber es ist doch überall zu finden. 
Das Klima beschränkt militärische Unter- 
nehmungen auf kurze Zeit im Jahre. Die Portu- 
giesen halten nur die Monate August, September 
und Oktober für geeignet, denn bis Ende Juli 
stören die hochstehenden Feldfrüchte, und während 
der Regenzeit (November bis März) und an- 
schließend bis in den Mai hinein macht die 
Fiebergefahr die Verwendung europäischer Truppen 
unmöglich. 
  
Portugal verwendete gegen die Ovambos in 
erster Linie Kolonialtruppen. Von diesen sind 
alle Offiziere und Unteroffiziere, ein Teil der 
Infanterie, die gesamte Kavallerie und die Geschütz- 
bedienung, zusammen rund ein Drittel der Ge- 
samtstärke, Europäer, der Rest Eingeborene. Die 
Europäer ergänzen sich durch Freiwillige und 
Ausgeloste des Heeres und der Marine. Außer- 
dem werden Bestraste in besonderen Straf- 
bataillonen verwendet. Die Eingeborenentruppen 
erhalten ihren Ersatz durch Anwerbung aus der 
Kolonie, in der sie stehen. Über den Ersatz aus 
Angola sind während der Kämpfe Klagen laut 
geworden. Die „landins“, Truppen aus Mozam- 
bique, gelten als besser, und überall, wo die 
Portugiesen in den letzten Jahren zu kämpfen 
hatten, haben sie Mozambique-Kompagnien zur 
Unterstützung herbeigeholt, so nach Angola, Guinea 
und Ostindien. 
Die Kompagnien oder Züge bestehen entweder 
ganz aus europäischen oder ganz aus eingeborenen 
Truppen. Die europäischen Verbände stellen eine 
jederzeit bereite Reserve des Gouverneurs dar, 
die unbedingt zuverlässig, mit den Verhältnissen 
des Landes vertraut und akklimatisiert ist. Dem- 
entsprechend sind die weißen Truppen auf die 
Hauptplätze des Landes verteilt. Bei Unruhen 
können sie durch Freiwilligen-Formationen aus 
der Heimat oder durch Landungstruppen der 
Marine verstärkt werden. 
Die Truppen in Angola haben in Friedens- 
zeiten eine Mindeststärke von 2600 Mann, davon 
nur 700 Weiße, mit zwölf alten Gebirgsgeschützen.“) 
Da diese Truppe über das ganze Land verteilt 
*) Die Friedensbesatzung von Angola besteht aus: 
Infanterie: Enrob. Eingeb. 
1 Curopäcr-Kompagngie — ·0 — 
1 Strafbataillon zu 3 Europäer= 
und 1 Eingeborenen -Kom- 
  
pagnie. Stärke wechselnd 
16 Eingeborenen= tonwagnien- 
zusammen — 240 1650 
2 gemischte Kompaguien zu je 
2 Infanterie-Zügen, zus. — 25 160 
(außerdem 1 Zug Gebirgs- 
artillerie bei jeder Kom- 
pagnie, s. unten.) 
Kavallerie: 
1 Eskadron Dragoner. — 90 20 
Artillerie: 
2 Züge Gebirgsartillerie bei den 
gemischten Kompagnien 
(s. oben!, zusammen. 50 30 
2 gemischte Batterien zu je 2; Zü- 
gen Gebirg= und 1 Zug 
Festungoartillerie, zus. — 80 30 
Polizeikorps 110 30 
ohne Strafbataillon: 665 1920 
Der Rest verteilt sich auf Stäbe, Verwaltung und 
Musikkorps.
	        
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