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falls ist sie 1904 durch erbeutete Waffen gewachsen.
Pferde sind wegen der überall im Lande sehr
heftig auftretenden Sterbekrankheit selten und be-
sonders kostbar. Nur die Häuptlinge und einige
Vorleute sind daher beritten.
Die Kriegführung der Ovambos beschränkt
sich, von einzelnen Raubzügen abgesehen, auf die
Verteidigung ihres Landes. Die mit Palisaden
und Gräben umzogenen Häuptlingswerften sind
dafür als Stützpunkte eingerichtet. Im Gefecht
kommt es ihnen darauf an, ihre überlegenheit
an Zahl im Nahkampfe zur Geltung zu bringen.
Daher suchen sie den Gegner zunächst durch ein-
zelne versteckte Schützen zur Verausgabung seiner
Munition zu veranlassen, um ihn schließlich mit
Speer und Keule niederzumachen. Das ist ihnen
1904 auch gelungen. Das Bestreben, den Gegner
von mehreren Seiten zugleich anzufassen, tritt wie
überhaupt in Südwestafrika bei allen Zusammen-
stößen hervor. Eine Ausnutzung des Sieges durch
Verfolgung über das Kampffeld hinaus ist den
Ovambos aber unbekannt. Anderseits wissen sie nach
einem Mißerfolge rasch im Buschwald zu verschwinden.
Diese Kampfesweise ist der Natur des Landes
angepaßt. Das Ovamboland ist eine fast ganz
ebene Hochfläche, bewachsen mit parkartigem
Buschwald. In diesem verstreut liegen die Anbau-
und Weideflächen der Eingeborenen. Die Gelände-
bedeckung weist also ähnliche Formen auf, wie
sie unsere Truppen im Herero-Feldzuge vorfanden.
Sie macht die übersicht unmöglich und erschwert
dadurch die Gefechtsführung, das Zurechtfinden
und die Nachrichtenübermittlung durch Signale.
Indem sie die Ausnutzung der Schußwaffen auf
weite Entfernungen verhindert, gleicht sie Unter-
schiede in der Bewaffnung teilweise aus und kommt
den ortskundigen Eingeborenen für Uberfälle zugute.
Obgleich das Land fruchtbarer und besser
bebaut ist als das Herero= und Hottentotten-
Gebiet, kann es doch zur Ernährung der Truppe
kaum beitragen. Die von den Eingeborenen
aufbewahrten Erntevorräte, hauptsächlich Hirse
und Mais, decken nur deren eigenen bescheidenen
Bedarf; für die Truppe reichen sie nicht weit
und fallen auch nur selten dem Sieger in die
Hände. Dagegen ist an Wasser kein Mangel; es
muß zwar in der Trockenzeit oft erst gegraben
werden, aber es ist doch überall zu finden.
Das Klima beschränkt militärische Unter-
nehmungen auf kurze Zeit im Jahre. Die Portu-
giesen halten nur die Monate August, September
und Oktober für geeignet, denn bis Ende Juli
stören die hochstehenden Feldfrüchte, und während
der Regenzeit (November bis März) und an-
schließend bis in den Mai hinein macht die
Fiebergefahr die Verwendung europäischer Truppen
unmöglich.
Portugal verwendete gegen die Ovambos in
erster Linie Kolonialtruppen. Von diesen sind
alle Offiziere und Unteroffiziere, ein Teil der
Infanterie, die gesamte Kavallerie und die Geschütz-
bedienung, zusammen rund ein Drittel der Ge-
samtstärke, Europäer, der Rest Eingeborene. Die
Europäer ergänzen sich durch Freiwillige und
Ausgeloste des Heeres und der Marine. Außer-
dem werden Bestraste in besonderen Straf-
bataillonen verwendet. Die Eingeborenentruppen
erhalten ihren Ersatz durch Anwerbung aus der
Kolonie, in der sie stehen. Über den Ersatz aus
Angola sind während der Kämpfe Klagen laut
geworden. Die „landins“, Truppen aus Mozam-
bique, gelten als besser, und überall, wo die
Portugiesen in den letzten Jahren zu kämpfen
hatten, haben sie Mozambique-Kompagnien zur
Unterstützung herbeigeholt, so nach Angola, Guinea
und Ostindien.
Die Kompagnien oder Züge bestehen entweder
ganz aus europäischen oder ganz aus eingeborenen
Truppen. Die europäischen Verbände stellen eine
jederzeit bereite Reserve des Gouverneurs dar,
die unbedingt zuverlässig, mit den Verhältnissen
des Landes vertraut und akklimatisiert ist. Dem-
entsprechend sind die weißen Truppen auf die
Hauptplätze des Landes verteilt. Bei Unruhen
können sie durch Freiwilligen-Formationen aus
der Heimat oder durch Landungstruppen der
Marine verstärkt werden.
Die Truppen in Angola haben in Friedens-
zeiten eine Mindeststärke von 2600 Mann, davon
nur 700 Weiße, mit zwölf alten Gebirgsgeschützen.“)
Da diese Truppe über das ganze Land verteilt
*) Die Friedensbesatzung von Angola besteht aus:
Infanterie: Enrob. Eingeb.
1 Curopäcr-Kompagngie — ·0 —
1 Strafbataillon zu 3 Europäer=
und 1 Eingeborenen -Kom-
pagnie. Stärke wechselnd
16 Eingeborenen= tonwagnien-
zusammen — 240 1650
2 gemischte Kompaguien zu je
2 Infanterie-Zügen, zus. — 25 160
(außerdem 1 Zug Gebirgs-
artillerie bei jeder Kom-
pagnie, s. unten.)
Kavallerie:
1 Eskadron Dragoner. — 90 20
Artillerie:
2 Züge Gebirgsartillerie bei den
gemischten Kompagnien
(s. oben!, zusammen. 50 30
2 gemischte Batterien zu je 2; Zü-
gen Gebirg= und 1 Zug
Festungoartillerie, zus. — 80 30
Polizeikorps 110 30
ohne Strafbataillon: 665 1920
Der Rest verteilt sich auf Stäbe, Verwaltung und
Musikkorps.