Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Seine Verluste sind nicht bekannt geworden, 
da er Zeit hatte, Tote und Verwundete fort- 
zuschaffen. Die Portugiesen schätzen sie mit 
2000 Mann wohl reichlich hoch. 
Anscheinend hatten die Ovambos mit Sicher- 
heit auf einen großen Erfolg gerechnet. Der 
Kampf von 1904 schwebte ihnen dabei vor Augen. 
Daher hat die völlige Erfolglosigkeit des mit Un- 
gestüm und unter Aufbietung aller Kräfte unter- 
nommenen ersten Versuches ihren moralischen Halt 
und ihre Angriffskraft erheblich geschwächt, und 
sie haben in keinem der nachfolgenden Gefechte 
mit nur annähernd gleicher Ausdauer und Zähig- 
keit gefochten. 
Am Tage nach dem Gefecht erreichte die 
portugiesische Kolonne unter leichtem Geplänkel 
Ankonga. Dort wurde, etwa 11 km vom Kunene, 
mit der Anlage des ersten befestigten Militär- 
postens begonnen und ein großes Magazin er- 
richtet. Dieses konnte man jetzt, kurz nach der 
Ernte, zum kleinen Teil wenigstens aus ver- 
lassenen Vorräten der Eingeborenen füllen. Die 
Masse des Proviants aber wurde unter starker 
Bedeckung, zwei Kompagnien, zwei Eskadrons 
und Artillerie, von der Feste Rocadas heran- 
geschafft. Darüber vergingen im ganzen etwa 
zwei Wochen, in denen die Bewegungen ruhten. 
Auf die Verpflegungstransporte haben die 
Ovambos keinerlei Angriffe gemacht. Sie hatten 
entweder ihre Bedeutung noch nicht erkannt, oder 
erfuhren nicht rechtzeitig, was vorging. Das von 
den Portugiesen einmal durchschrittene Gebiet war 
und blieb völlig frei vom Feinde. 
In unmittelbarer Nähe des Lagers fanden 
dagegen einige kleinere Gefechte statt. Einmal 
versuchte der Gegner, auf das Lager einen nächt- 
lichen Angriff zu machen, hatte aber keinen Erfolg. 
Ein andermal, am 4. September, geriet eine 
portugiesische Abteilung von 1200 Mann bei 
einem der Vorstöße, um Eingeborenenwerften zu 
zerstören, in eine schwierige Lage. Indem die 
Kompagnien, nach Hornsignalen abwechselnd, 
zurückgingen und wieder hielten, um stehend Zug- 
salven abzugeben, erreichten sie unter verhältnis- 
mäßig geringen Verlusten das Lager wieder. Der 
Gegner war gefolgt, räumte dann aber die nähere 
Umgebung. 
Nachdem schließlich noch telegraphische Ver- 
bindung mit der Feste Rocadas hergestellt war, 
setzte die Kolonne am 11. September, nach im 
ganzen zweiwöchigem Aufenthalt, den Vormarsch 
fort. Eine Eingeborenen-Kompagnie und eine 
Eskadron blieben als Besatzung in Aukonga. 
Schon am 13. September stieß man bei 
Damequero auf erneuten Widerstand. Der Feind 
machte aus dem Busch heraus einen Feuer-= 
überfall, wich aber zurück, als die Kolonne im 
  
Viereck vorrückte und, ähnlich wie beim Rückzuge 
am 4., nach Hornsignalen abwechselnd Salven 
abgab. Eine Attacke der Lanzenreiter und das 
Feuer der Ehrhardt-Geschütze vertrieben den 
Gegner endgültig. Immerhin hatten die Portu- 
giesen einen Verlust von 37 Mann. 
Bei Damequero wurde in derselben Weise 
wie bei Aukonga ein befestigter Posten angelegt, 
und erst am 21. September marschierte Haupt- 
mann Rocadas auf Moghogo weiter. Nur dicht 
vor dieser Werft fand er an einer Wasserstelle 
noch leichten Widerstand. Am 22. erreichte er 
Moghogo, die Hauptwerft von Klein-Kuamato, 
die wider Erwarten vom Feinde überhaupt nicht 
verteidigt wurde. Es ist möglich, daß sich dieser 
klar darüber war, wie wenig solche Verschanzungen 
gegen Artilleriefeuer schützen, und wie zwecklos 
daher die Verteidigung sein würde. Die Werft 
war von den Bewohnern verlassen und — wohl 
um die Vorräte zu vernichten — angezündet 
worden. Auch hier begannen die Portugiesen 
sofort mit dem Bau einer Feste, die zu Ehren 
des Kronprinzen Feste Dom Louis de Braganza 
genannt wurde. 
Der erste und schwierigste Teil des Feldzuges 
war beendet. Nach zwölftägiger Ruhe wandte 
sich die Kolonne gegen das nur etwa 10 km ent- 
fernte Naloöqgue, den Häuptlingssitz von Groß- 
Kuamato, und nahm diesen Platz, auch fast ohne 
Widerstand zu finden, am 4. Oktober. Hier wurde 
die vierte Feste erbaut. 
Die militärischen Operationen fanden damit 
ihren Abschluß. Durch die Ankündigung, daß 
der Krieg beendet sei, gelang es Hauptmann 
Rocadas, sehr schnell wieder friedliche Verhältnisse 
herzustellen. Die Masse der Ovambos war froh, 
von der drückenden Knechtschaft befreit zu sein, 
in der sie ihre Häuptlinge bisher hielten. Wer 
sich stellte, wurde gut ausgenommen und reichlich 
beschenkt. Dafür sollte jeder einen Ochsen mit- 
bringen und sein Gewehr abgeben. Inwieweit 
dadurch eine Entwaffnung gelungen ist, hat man 
nicht erfahren. Jedenfalls aber erscheint die 
portugiesische Herrschaft im Kuamatolande gesichert. 
Die Portugiesen haben damit alles erreicht, 
was sie sich zunächst vorgenommen hatten. Die 
schwierige Aufgabe, an die man seit 1904 stets 
mit einer gewissen Sorge gedacht hatte, war ge- 
löst, das Ansehen der portugiesischen Waffen wie- 
derhergestellt. Die erfolgreiche Durchführung des 
Feldzuges verdankt Portugal in erster Linie dem 
tapferen und umsichtigen Führer. Trotz aller 
entgegenstehenden Schwierigkeiten hat Hauptmann 
Rocadas mit unermüdlichem Eifer drei Jahre 
hindurch das Unternehmen vorbereitet und schließlich 
zu glücklichem Ende geführt. Daneben verdient 
die Tapferkeit der Truppen hervorgehoben zu
	        
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