Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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sperre“ hat wohl Unruhe unter die Njems ge- 
bracht. Aber trotz alledem lag der wirkliche 
Beweggrund für die Abwanderung der Njems in 
der gänzlich ablehnenden Haltung, die sie jeglicher 
Arbeit gegenüber einnehmen. 
Ein französischer Offizier hat mit vollem Recht 
bemerkt: „Jetzt sind die deutschen Niems zu uns 
gelaufen; wenn wir nun etwas von ihnen ver- 
langen, werden sie ebenso schnell — und zwar 
mit unseren Njems zusammen — auf deutsches 
Gebiet zurückkehren.“ Diese Voraussage ist im 
wesentlichen bereits eingetroffen. Die Njems sind 
zum großen Teil schon jetzt aus dem französischen 
Gebiet in ihre alten Wohnsitze zurückgekehrt.“ 
Zum Schlusse führt Hauptmann Dominik 
aus: „Die Njem-Häuptlinge waren aus Assebam 
und von weiter her gekommen, um mich in Lomie 
zu begrüßen. Ich war ihnen allen dem Namen 
nach wohlbekannt; sie meinten aber sämtlich, ich 
solle nicht nach Molundu weitergehen, weil ihre 
aus dem französischen Gebiet zurückgekehrten Lands- 
leute sonst glauben würden, daß sie für ihre 
Flucht bestraft werden sollten. Da mir die Frage 
der Ab= bzw. Rückwanderung der Njems voll- 
kommen geklärt schien, so nahm ich denn auch 
von einer weiteren Reise nach Osten Abstand. 
Eeine gleichmäßige, vorsichtige und zielbewußte 
Behandlung wird den Njems allmählich Vertrauen 
zur deutschen Verwaltung einflößen. Der Lomie- 
Bezirk besitzt in seinen Gummibeständen einen 
Reichtum, der die systematische Erschließung des 
Landes mit Hilfe der Eingeborenen, die nach und 
nach an die Arbeit gewöhnt werden müssen, ge- 
bieterisch fordert.“ 
Soweit der Bericht. Naturgemäß hat auch 
der am 1. Dezember v. Is. auf Grund des 
deutsch-französischen Grenzabkommens vollzogene 
Grenzgebietsaustausch eine gewisse Verschie- 
bung unter der Bevölkerung Südost-Kameruns 
zur Folge gehabt. 
M 
Deutsch · Neuguinea. 
Die deutsche Oarine-Expedition 1907/09.) 
Elfter Bericht. 
Lamasong, 3. Februar 1909. 
Da am 15. Dezember früh die „Langeoog“ 
immer noch nicht eingetroffen war, um die Ex- 
pedition nach dem Norden zu bringen, machten 
sich am selben Tage früh Herr und Frau Krämer 
auf den Weg, um das neue Lager Lamasong 
(nicht Lamussong) zu Fuß zu erreichen. Es war 
ein Irrtum gewesen, anzunehmen, daß Lamasong 
*) Aus der „Marine-Rundschau" 1909, Maiheft. 
Agl. auch „Deutsches Kol. Bl.“ 1909, Nr. 6. S. 278ff., 
  
nur zwei Tagemärsche von Namatanai liege. In 
Wirklichkeit waren es vier bis fünf. Muliama 
liegt von Namatanai etwa 120 km, und von diesem 
Lamasong etwa 140 km entfernt, also waren auf 
der ganzen Strecke Muliama—Lamasong reichlich 
250 km zu bewältigen. Dank der Energie des 
stellvertretenden Stationsvorstehers Adelmann 
ist der Weg fast auf der ganzen ihm unterstehen- 
den Strecke an der Ostküste breit ausgehauen und 
verbessert worden, so daß man bei den häufigen 
Niederschlägen der Regenzeit wenigstens Gehfreiheit 
hat und nicht durch das nasse Gras und Gestrüpp 
zu wandern braucht. Neben dem Regen sorgen 
aber die sehr zahlreichen und oft recht breiten 
und tiefen Flüsse dafür, daß man nicht ganz 
trocken bleibt, da Brücken fast allenthalben noch 
fehlen. Glücklicherweise bildet der fast überall 
vorhandene Krokodilreichtum der Astuare keinen 
Hinderungsgrund für die Durchschreitung; nur in 
Namatanai herrscht augenblicklich eine kleine Pa- 
nik, da dort jüngst ein Hund seinem Herrn in 
nächster Nähe weggeschnappt wurde. Trotz des 
guten Weges fehlt es nicht an Kletterpartien 
kühnster Art. Dicht hinter Kambitengteng, 
noch im Bezirk Muliama, liegen die Felsen von 
Varankansan, wo oft nur eine Baumwurzel ein 
Auf= und Absteigen ermöglicht. Dort ist es der 
gehobene Riffkalkl, der den Strandweg verlegt 
und den man in dreistündiger Arbeit ewig auf- 
und abkletternd passieren muß. Eine ähnliche 
Kletterei hat man acht Wegstunden nördlich von 
Namatanai auf dem dreistündigen Wege von Karn 
nach Lêkon, wo das reichliche Waldwasser zahllose 
Schluchten im Tonmergel ausgefressen hat, die 
in der schon eingetretenen nassen Jahreszeit mehr 
rutschend als schreitend passirt werden müssen. 
Von diesen Mühseligkeiten abgesehen ist aber der 
ganze Weg herrlich. Man wird reichlich für die 
ausgestandenen Mühen entschädigt durch er- 
frischende Quellen, die mehrfach als reißende 
Bäche, ja als Flüsse dem Fels entströmen, durch 
Fernblicke aufs Gebirge und über das Meer mit 
den vorliegenden Inseln. durch idyllische Wald- 
wege und Straßenbilder, die alle Park= und 
Gartenkunst weit hinter sich lassen. Die Einge- 
borenen haben viel Sinn für Ausschmückung ihrer 
Dörfer und Straßen mit buntem Laubwerk, aus 
dem Kroton und Kordilyne in ihrer Buntheit 
hervorleuchten. Allenthalben traten die Häupt- 
linge gern ihre Hütten zum Schlafen ab, die, 
wenn auch meist nicht so sehr schön, doch einen 
sicheren Schutz gegen den Regen bieten; allent- 
halben werden willig Träger gestellt, die gegen 
geringes Entgelt an Tabak das nötigste Reise- 
gepäck von Dorf zu Dorf tragen. Neu-Mecklen- 
burg ist wirklich ein trefflich verwaltetes Land, 
eine Perle im Neu-Guinea-Besitz. Nach
	        
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