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sperre“ hat wohl Unruhe unter die Njems ge-
bracht. Aber trotz alledem lag der wirkliche
Beweggrund für die Abwanderung der Njems in
der gänzlich ablehnenden Haltung, die sie jeglicher
Arbeit gegenüber einnehmen.
Ein französischer Offizier hat mit vollem Recht
bemerkt: „Jetzt sind die deutschen Niems zu uns
gelaufen; wenn wir nun etwas von ihnen ver-
langen, werden sie ebenso schnell — und zwar
mit unseren Njems zusammen — auf deutsches
Gebiet zurückkehren.“ Diese Voraussage ist im
wesentlichen bereits eingetroffen. Die Njems sind
zum großen Teil schon jetzt aus dem französischen
Gebiet in ihre alten Wohnsitze zurückgekehrt.“
Zum Schlusse führt Hauptmann Dominik
aus: „Die Njem-Häuptlinge waren aus Assebam
und von weiter her gekommen, um mich in Lomie
zu begrüßen. Ich war ihnen allen dem Namen
nach wohlbekannt; sie meinten aber sämtlich, ich
solle nicht nach Molundu weitergehen, weil ihre
aus dem französischen Gebiet zurückgekehrten Lands-
leute sonst glauben würden, daß sie für ihre
Flucht bestraft werden sollten. Da mir die Frage
der Ab= bzw. Rückwanderung der Njems voll-
kommen geklärt schien, so nahm ich denn auch
von einer weiteren Reise nach Osten Abstand.
Eeine gleichmäßige, vorsichtige und zielbewußte
Behandlung wird den Njems allmählich Vertrauen
zur deutschen Verwaltung einflößen. Der Lomie-
Bezirk besitzt in seinen Gummibeständen einen
Reichtum, der die systematische Erschließung des
Landes mit Hilfe der Eingeborenen, die nach und
nach an die Arbeit gewöhnt werden müssen, ge-
bieterisch fordert.“
Soweit der Bericht. Naturgemäß hat auch
der am 1. Dezember v. Is. auf Grund des
deutsch-französischen Grenzabkommens vollzogene
Grenzgebietsaustausch eine gewisse Verschie-
bung unter der Bevölkerung Südost-Kameruns
zur Folge gehabt.
M
Deutsch · Neuguinea.
Die deutsche Oarine-Expedition 1907/09.)
Elfter Bericht.
Lamasong, 3. Februar 1909.
Da am 15. Dezember früh die „Langeoog“
immer noch nicht eingetroffen war, um die Ex-
pedition nach dem Norden zu bringen, machten
sich am selben Tage früh Herr und Frau Krämer
auf den Weg, um das neue Lager Lamasong
(nicht Lamussong) zu Fuß zu erreichen. Es war
ein Irrtum gewesen, anzunehmen, daß Lamasong
*) Aus der „Marine-Rundschau" 1909, Maiheft.
Agl. auch „Deutsches Kol. Bl.“ 1909, Nr. 6. S. 278ff.,
nur zwei Tagemärsche von Namatanai liege. In
Wirklichkeit waren es vier bis fünf. Muliama
liegt von Namatanai etwa 120 km, und von diesem
Lamasong etwa 140 km entfernt, also waren auf
der ganzen Strecke Muliama—Lamasong reichlich
250 km zu bewältigen. Dank der Energie des
stellvertretenden Stationsvorstehers Adelmann
ist der Weg fast auf der ganzen ihm unterstehen-
den Strecke an der Ostküste breit ausgehauen und
verbessert worden, so daß man bei den häufigen
Niederschlägen der Regenzeit wenigstens Gehfreiheit
hat und nicht durch das nasse Gras und Gestrüpp
zu wandern braucht. Neben dem Regen sorgen
aber die sehr zahlreichen und oft recht breiten
und tiefen Flüsse dafür, daß man nicht ganz
trocken bleibt, da Brücken fast allenthalben noch
fehlen. Glücklicherweise bildet der fast überall
vorhandene Krokodilreichtum der Astuare keinen
Hinderungsgrund für die Durchschreitung; nur in
Namatanai herrscht augenblicklich eine kleine Pa-
nik, da dort jüngst ein Hund seinem Herrn in
nächster Nähe weggeschnappt wurde. Trotz des
guten Weges fehlt es nicht an Kletterpartien
kühnster Art. Dicht hinter Kambitengteng,
noch im Bezirk Muliama, liegen die Felsen von
Varankansan, wo oft nur eine Baumwurzel ein
Auf= und Absteigen ermöglicht. Dort ist es der
gehobene Riffkalkl, der den Strandweg verlegt
und den man in dreistündiger Arbeit ewig auf-
und abkletternd passieren muß. Eine ähnliche
Kletterei hat man acht Wegstunden nördlich von
Namatanai auf dem dreistündigen Wege von Karn
nach Lêkon, wo das reichliche Waldwasser zahllose
Schluchten im Tonmergel ausgefressen hat, die
in der schon eingetretenen nassen Jahreszeit mehr
rutschend als schreitend passirt werden müssen.
Von diesen Mühseligkeiten abgesehen ist aber der
ganze Weg herrlich. Man wird reichlich für die
ausgestandenen Mühen entschädigt durch er-
frischende Quellen, die mehrfach als reißende
Bäche, ja als Flüsse dem Fels entströmen, durch
Fernblicke aufs Gebirge und über das Meer mit
den vorliegenden Inseln. durch idyllische Wald-
wege und Straßenbilder, die alle Park= und
Gartenkunst weit hinter sich lassen. Die Einge-
borenen haben viel Sinn für Ausschmückung ihrer
Dörfer und Straßen mit buntem Laubwerk, aus
dem Kroton und Kordilyne in ihrer Buntheit
hervorleuchten. Allenthalben traten die Häupt-
linge gern ihre Hütten zum Schlafen ab, die,
wenn auch meist nicht so sehr schön, doch einen
sicheren Schutz gegen den Regen bieten; allent-
halben werden willig Träger gestellt, die gegen
geringes Entgelt an Tabak das nötigste Reise-
gepäck von Dorf zu Dorf tragen. Neu-Mecklen-
burg ist wirklich ein trefflich verwaltetes Land,
eine Perle im Neu-Guinea-Besitz. Nach