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oder wenige Abschlüsse gewälzt wird. Man kann
sich denken, wie dadurch der Verkaufspreis der
Ware emporgetrieben wird. So beträgt z. B. in
Par# die Staatsstener 300 Milreis in Gold plus
2½ v. H. Zuschlagsteuer, zusammen 523 Papier-
Milreis,) außerdem die Munizipalsteuer 1000 Popier-
Milreis und 150 Papier-Mitreis Zuschlag für
Bettlerasyle, dazu 15 Milreis für Ausstellung der
Lizenz. Diese Steuer soll jeder Vertreter einer
Firma zohlen, auch wenn deren mehrere zu gleicher
Beit in der Stadt tätig sind.
Außerdem werden noch eine Unzahl anderer
Steuern exhoben, etwa von den Kommunen ein
Eingangszoll auf verschiedene Lebensmittel und Ab-
gaben der verschiedensten, oft sonderbarsten Art.
So z. B. wird den Markt= und Straßenhändlern
in Belem-Par4 der Verkauf ihrer Ware nur auf
bestimmten Tischen gestattet; diese Tische werden
zu hohen Preisen von einem Konzessionär vermietet.
Von diesem zieht die Stadtverwaltung ihren
Tribut ein.
Staatliche und lommunale Einrichtungen, die
der Volksbildung oder der wirtschaftlichen Entwick-
lung dienen, sind in den Nordstaaten nur sehr wenig
vorhanden; in den Südstaaten ist es hauptsächlich
der Staat Sio Paulo, wo solche Einrichtungen zu
finden sind. Gerade in einem Lande, das vorzugs-
weise auf die Bodenerträgnisse angewiesen ist, sollte
man Einrichtungen erwarten, die zur Hebung der
Bodenkultur beitragen. Im ganzen Norden ist aber
für diesen Zweck nur in Belem-Pars ein botanischer
Garten vorhanden, in dem zugleich meteorologische
Beobachtungen und erst in neuester Zeit auch
Pflanzungsversuche gemacht werden. In den Staaten
Amazonas, Cearä, Maranhso usw. ist nichts der-
gleichen anzutreffen. Erst viel weiter südlich, im
Staate Bahia, befinden sich in Sio Bentos das
Lagos eine Landwirtschaftsschule sowie zwei Ver-
suchsstationen: Joazeiro, hauptsächlich für Weinbau,
und Catu für Viehzucht. Diese noch unter dem
Kaiserreich geschaffene Einrichtung war jahrelang
vollständig vernachlässigt; erst in letzter Zeit sind
von der Bundesregierung wieder Mittel bewilligt
worden, um sie ihrer eigentlichen Bestimmung, der
Hebung der Landwirtschaft und der Landeskulturen,
dienstbar zu machen.
Am weitesten auf diesem Gebiete vorgeschritten
ist jedenfalls der Staat Säo Paulo. Dort befinden
sich mehrere Institute, die außerordentlich günstig
wirken und bereits viel für die Hebung des Acker-
und Plantagenbaues getan haben. Es sind dies
vor allem das agronomische Institut in Campinas,
die landwirtschaftliche Schule Pircicoba, der Horto
Botanico in Söo Paulo und die tropische Versuchs-
station in Cabatäo. Im Staat Sao Paulo werden
auch umfangreiche Statistiken über den Fortschritt
*) 1000 Reis = 1 Milreis Papier = 1,30.NX. Im
Verkehr wird meist nur mit Papiermilreis gerechnet.
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und die Erfolge der Landeskulturen aufgenommen
und in Form von Denkschriften veröffentlicht. Sicher
ist, daß sich Säo Paulo vor allen anderen von mir
besuchten Staaten auszeichnet.
Auch auf dem Gebiete der allgemeinen Bildungs-
anstalten, der Schulen und höheren Lehranstalten,
sind die Nordstaaten gegenüber den Südstaaten weit
im Rückstande. Die Lehrkräfte in leitender Stellung
und die Vorsteher der Institute sind meist Aus-
länder; soweit diese Stellungen und Lehrämter
durch Brasilianer besetzt sind, ist die Leistung nicht
auf gleicher Höhe; dies wurde mir an verschiedenen
Beispielen von sachverständiger Seite nachgewiesen.
Eisenbahnen sind in den Nordstaaten gleichfalls
weniger vorhanden als in den Südstaaten. Und
wenn auch in einzelnen Nordstaaten, wie Parä und
Amazonas, der Verkehr hauptsächlich auf den Wasser-
wegen stattfindet, so gibt es doch auch dort viele
Bezirke, die durch Eisenbahnen in ihrer Entwicklung
gefördert werden könnten. Die einzige Eisenbahn
im ganzen Amazonas-Gebiet ist zur Zeit die kurze
Strecke zwischen Belem-Parä und Braganza. Weiter
südlich existiert erst im Staate Cearä wieder eine
Eisenbahnlinie, die von Fortaleza ins Gebirge bis
Humayta führt, und eine kürzere von dem kleineren
Hafen Camocim nach Sobral. Mehr nach Süden
zu vermehren sich dann die Eisenbahnlinien und
bilden im Staate Rio de Janeiro und Sao Paulo
ein verhältnismäßig großes Netz. Die Fahrgelegen-
heiten auf diesen Eisenbahnen sind sehr spärlich,
besonders im Norden; vielfach verkehren nur ein
bis dreimal wöchentlich Züge. Der Grund, warum
sich kein größeres Bedürfnis für vermehrte Ver-
bindungen geltend macht, dürfte in den außer-
ordentlich hohen Frachtraten und in den Personen-
tarifen zu suchen sein.
Viele Produkte, z. B. Holz, können gar nicht
an die Küste und damit nicht an den Weltmarkt
gebracht werden, weil die Transportkosten den Wert
der Produkte übersteigen würden. Teilweise sind
die Frachtraten so hoch, daß gelegentlicher Trans-
port der Waren auf Eseln sich billiger stellt als
der Bahntransport. Sicher sind in den Bezirken,
welche die Bahn passiert, nebst dem Hinterlande
viele Produkte vorhanden, die mit Nutzen an den
Weltmarkt gebracht werden könnten. Man hört den
Brasilianer immer den Reichtum seines Landes
rühmen, aber dessen Produkte sind so lange dem
Wohlstand der Bevölkerung nicht zuzurechnen, als
es nicht möglich ist, sie dem Weltmarkt zuzuführen.
Unter den jetzigen Verhältnissen, wo durch hohe
Zölle usw. die Lebenshaltung des Arbeiters über-
mäßig verteuert ist, wo die Transportgelegenheiten
weiter verteuernd wirken, ist die Umsetzung der vor-
handenen Landesprodukte in Geld meist nicht möglich.
Wenn man unter den bestehenden Zuständen selbst
Produkte von nicht unerheblichem Wert dem Welt-
markte zuführen wollte, so würden die Ausgaben
hierfür oft größer sein als der erzielte Erlös. Die