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infolge der hohen Einfuhrzölle auf fertige Fabrikate,
aus — Brasilien besitzt zur Zeit etwa 1 300 000
Baumwollspindeln —, immerhin ist die Ausdehnung
nicht in dem Maße zu erwarten, daß der Konsum
in absehbarer Zeit vollständig gedeckt werden könnte.
Es fehlt hierzu an genügenden Arbeitskräften, und
die Produktion wird auch infolge der kostspieligen
Lebenshaltung der Arbeiter sehr verteuert.
Auf der Pflanzung Carioba, die im Besitz einer
amerikanischen Gesellschaft und deren Leiter ein
Deutscher ist, wird die gewonnene Rohbaumwolle
im eigenen Betriebe vollständig verarbeitet. Auf
der Besitzung befindet sich sowohl eine Entkernungs-
anstalt, wie eine Spinnerei, Weberei und Färberei,
so daß die Baumwollstoffe dort durch alle Stadien
hindurch erzeugt werden. Die Gesellschaft arbeitet,
wie man sagt, mit sehr gutem Erfolge. Außer der
eigenen Ernte wird in dieser Fabrik auch die Baum-
wolle der umliegenden Besitzungen verarbeitet. Für
Rohbaumwolle wurden dort im letzten Jahre pro
Arroba (-— 15 kg) 4000 Reis gezahlt.
Zucker.
Zuckerrohr ist in allen brasilianischen Staaten
zu finden. In den Nordstaaten wird es verhältnis-
mäßig wenig und hauptsächlich zur Branntwein-
produktion angebaut, in anderen Staaten außer zur
Branntweinproduktion auch zur Herstellung von
Zucker für den Inlandsbedarf. In Pernambrco,
Alagoas, Bahia und Säo Paulo aber ist der An-
bau so umfangreich, daß besonders von Pernambuco
und Alagoas ein nicht unerhebliches Ouantum
Zucker auch nach Europa zum Export gelangt.
In Pernambuco kommt für den Zuckeranbau
hauptsächlich der südliche Teil des Staates in Be-
tracht. Der rote schwere Boden bietet speziell dem
Zuckerrohr das geeignete Terrain und kann recht
bedeutende Erträge liefern. Die Landschaft ist
hügelig und von vielen kleinen Wasserläufen durch-
zogen. Viele größere Landstrecken befinden sich in
einer Hand; der Zuckerrohranbau wird dort von
den Besitzern selbst im großen betrieben oder das Land
wird zur Bepflanzung verpachtet. Den Zuckerrohr-
bau betreiben aber auch zahlreiche kleine Besitzer.
Die Bearbeitung des Bodens für die Zucker-
rohrpflanzung ist oft recht primitiv. Besonders bei
den kleinen Besitzern wird der Boden nur wenig
gelockert. Auf den großen Besitzungen dagegen wird
der Boden durch (oft mit acht Ochsen bespannte)
Pflüge 22 cm tief gepflügt.
Sofort nach dem Pflügen werden in die 70 cm
voneinander entfernten Furchen, in Abständen von
etwa 80 cm, Zuckerrohrstücke mit vier Keimaugen
gelegt. Danach wird das Feld wieder zugeeggt.
Im Staate Säo Paulo werden bei einer Pflanz-
weite von 1 bis 1½2 m die ganzen Längen des
Zuckerrohrs in die Furchen gelegt.
Zur Anpflanzung gelangen besonders die Sorten:
Cayanna, Roxa Lousiere, Bois Rouge und Kavan-
gire. Als beste Pflanzzeit sieht man die Monate
Juli und August an. Düngung wird im allgemeinen
wenig oder gar nicht angewandt; nur an einzelnen
Stellen werden die Rückstände des Zuckerrohrs
wieder auf das Feld gebracht. Meistens wird das
Land, nachdem das Zuckerrohr abgeerntet ist, ein
oder mehrere Jahre der Ruhe überlassen und in-
zwischen ein anderer Teil der Fläche bebaut. Nach
12 bis 15 Monaten pflegt das Zuckerrohr zum
Schneiden reif zu sein. In den verschiedenen
Staaten wird zwei= bis zwölfmal geschnitten, so
z. B. im Staate Pernambrco zwei, auch drei Jahre
hintereinander, im Staate Säo Paulo dagegen bis
zwölf Jahre hintereinander. Der erste Schnitt
bringt gewöhnlich den größten Ertrag; jeder weitere
Schnitt wird mit den Jahren geringer. Von der
Bodenbeschaffenheit und von den Arbeitskosten hängt
es ab, welche von diesen Methoden, das zwei= oder
das zwölfmalige Schneiden, günstigere Resultate
liefert. Die Bearbeikungskosten für Pflügen, Pflanzen,
Eggen und Reinhalten der Pflanzung betragen
z. B. in Pernambuco pro Hektar 80 Milreis; für
das Schneiden des Zuckerrohrs wird 1 Milreis pro
Tonne, bei einer Ernte von 50 Tons werden also
zusammen etwa 130 Milreis gezahlt. Im Staate
Säo Paulo dagegen kosten die gleichen Arbeiten
200 Milreis pro Hektar.
In Pernambuco wird das Land vielfach in
größeren Parzellen an Unternehmer verpachtet; diese
geben als Pachtzins 20 v. H. des Zuckerrohrertrages
an die Besitzer ab. Die zur Bearbeitung not-
wendigen Geräte sowie das Vieh haben die Pächter
für eigene Rechnung zu halten. An anderen Stellen
wird aber auch mit Tagelohnarbeitern gewirtschaftet.
Im Staate Säo Paulo dagegen werden als Durch-
schnittssatz pro Alqueira (= 2½ ha) für das
Pflanzen usw. einschließlich des Schneidens der
ersten Ernte 500 Milreis und für die späteren
Jahre für Reinhalten der Pflanzung und Schneiden
des Zuckerrohrs 300 Milreis gezahlt.
Als Ertrag an Zuckerrohr rechnet man in
Pernambuco bei zwei= bis dreijährigem Betricbe
durchschnittlich 40 bis 50 Tons pro Hektar, in
Ausnahmefällen werden jedoch auch bis 120 Tons
pro Hektar geerntet. In Säo Paulo ist der Durch-
schnittsertrag bei einem Betriebe bis zu zwölf
Jahren 60 bis 70 Tons, aber auch bis 90 Tons
pro Hektar.
Bei geeigneter Düngung könnte man sicher auf
größere Erträge rechnen. Dies zeigt ein Versuch
auf der Pflanzung Cabago Negro, wo eine Fläche
mit den Abfällen des Zuckerrohrs gedüngt war.
Offensichtlich stand hier viel mehr und viel stärkeres
Zuckerrohr als auf der Nachbarfläche ohne Düngung.
Eine Versuchsstation des Syndicato Agricola do
Municipio Ipojuca hat bei geeigneter Düngung
pro Hektar bis zu 198 Tons Zuckerrohr mit bis