W 552 e.
über 23 000 Tons Bahia-Tabak — beweisen ihre
Inferiorität.
Der erste Tabakhandelsplatz im Staate Bahia
ist natürlich die Hauptstadt; daneben kommen in
Betracht die Städte Cachveiro und Säo Felix,
die sich auf beiden Ufern des Rio Paraguacu
gegenüberliegen. An den letztgenannten Orten
befinden sich auch die größten Zigarrenfabriken
Brasiliens.
Der richtige Boden für den Anbau von Tabak
ist guter schwerer Lehmboden; er wird meist von
einzelnen Familien in kleinen Parzellen bewirt-
schaftet. Nur selten sind die in einem Besitz be-
findlichen Flächen größer als 10 ha. Für den
Tabakbau muß der Boden sehr intensiv bear-
beitet werden; gewöhnlich geschieht dies durch
Handarbeit mit Spaten. Bei dem sehr hügeligen
Terrain und den kleinen Parzellen ist das Pflügen
häufig zu schwierig.
Zum Anbau werden etwa 15 em lange, in
Saatbeeten gezogene Pflanzen verwendet. Oft
dürfen die Saatbeete zum Schutz vor Ameisen,
Grillen und anderen Schädlingen nicht direkt auf
dem Boden, sie müssen vielmehr auf tischartigen
Platten angelegt werden. Nach fünf bis sechs
Wochen haben sich aus den Samen die Pflanzen
so weit entwickelt, daß sie gebraucht werden können.
Die Pflanzungen werden nunmehr 70 cm weit von-
einander angelegt. Dann muß der Boden dauernd
von Unkraut reingehalten und die Pflanzung vor
Schädlingen geschützt werden. Nach drei bis
vier Monaten sind die Pflanzen so weit, daß sich
Samentriebe zeigen; diese dürfen jedoch nicht zur
Entwicklung kommen, wenn der Blätterertrag
nicht leiden soll. Die Samentriebe werden des-
halb ausgeschnitten. Diese Operation muß, sobald
sich neue Triebe zeigen, erneut vorgenommen
werden, bis sich die Blätter so weit entwickelt
haben, daß sie zum Schneiden reif sind. Als-
dann wird die ganze Pflanze abgeschnitten. Aus
der Wurzel schießt bald wieder ein neuer Trieb
empor, und so wird das geschilderte Verfahren
drei= bis viermal während der Saison wieder-
holt. Nur bei Pflanzen, von denen man für die
nächste Aussaat Samen ziehen will, läßt man die
Samentriebe ausreifen.
Der geschnittene Tabak mit Stielen wird in
freier Luft oder unter offenem Schuppen zum
Trocknen aufgehängt. Sobald die Blätter welk
geworden sind, werden sie vom Strunk getrennt
und gebündelt. Diese Bündel legt man dann in
Haufen zusammen, dadurch erwärmen sie sich und
fermentieren. Die Behandlung geschieht indessen
keineswegs immer vorschriftsmäßig; die Blätter
werden oft dem Regen und der wechselnden
Witterung ausgesetzt, ja man läßt sie sogar —
besonders kleine Produzenten machen sich dieser
Nachlässigkeit schuldig —, statt sie in Haufen ge-
schützt zur Fermentierung zu bringen, verstreut
umherliegen und das Federvieh darüber hinweg-
gehen. Darunter leidet natürlich die Qualität.
Diese Nachlässigkeiten sind indes nur möglich,
weil die Aufkäufer die Produzenten überlaufen
und auch die minderwertigsten Qualitäten ab-
nehmen. Namentlich in den letzten Jahren hat
sich dauernder Mangel an Tabak geltend gemacht;
dadurch ist die Qualität zurückgegangen. Erst in
neuester Zeit beginnen die Zigarrenfabrikanten
zur Verbesserung der Qualität Einfluß auf die
Pflanzer und die Behandlung des Tabaks zu
nehmen.
Auch der Düngung des Bodens wendet man
jetzt mehr Aufmerksamkeit zu. Vom Kalisyndikat
in Staßfurt sind im letzten Jahre auf Tabak-
pflanzungen in der Gegend von Cachoeira Ver-
suche mit Kalidüngung gemacht worden. JIch
besichtigte zwei nebeneinanderliegende Felder, von
denen das eine Kalidüngung, das andere keine
hatte; der günstige Einfluß der Düngung auf
Aussehen und Größe der Tabakblätter war schon
durch den oberflächlichsten Vergleich zu konstatieren.
Es ist zu erwarten, daß diese Düngungsversuche,
an denen die Leitung der landwirtschaftlichen
Versuchsanstalt in Säo Bentos das Lagos großes
Interesse nimmt, gute Erfolge zeitigen und eine
bessere Bearbeitung der Tabakpflanzungen herbei-
führen werden.
Der Tabakertrag schwankt pro Hektar zwischen
100 und 150 Arroba (= 1500 bis 2250 kg)
und der Preis pro Arroba unsortiert zwischen
5 und 10 Milreis. Qualitätstabake werden je-
doch bis zu 30 Milreis pro Arroba bezahlt. Die
Qualität schwankt infolge der Witterungseinflüsse
recht bedeutend. Im letzten Jahre wurde wegen
Regenmangels eine sehr geringe Ernte erwartet.
Die Tabakpflanzung wird als eine recht gute
Einnahmegquelle angesehen, denn ein Hektar bringt
selbst bei einem Ertrage von nur 100 Arroba
und bei einem Mindestpreise von 5 Milreis pro
Arroba schon 500 Milreis Bruttoeinnahme. Fa-
milien, die neben dem Anbau von Nahrungs-
mitteln eine Fläche besitzen, auf der sie 100 Ar-
roba Tabak gewinnen, können dort schon sorglos
leben.
Die Tabakhändler erhalten den Tabak un-
sortiert und sortieren dann in großen, meist am
Flußufer gelegenen Lagerhäusern □Armazens:)
bis zu neun Sorten aus, je nach Größe, Farbe
und Qualität der Blätter. Der sortierte Tabak
wird zu Ballen gepreßt und, meist in Felle ge-
näht, zum Versand gebracht. Die Sortierung
verlangt bedeutende UÜbung; das hierfür nötige