Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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von 716 Dampfern mit 1 809 632 Tons und 
25 Segelschiffen mit 15 376 Tons. Santos be- 
sitzt seit mehreren Jahren vorzügliche, 2200 m 
lange Quaianlagen, die noch auf 4000 m ver- 
längert werden sollen; selbst die größten Schiffe 
können direkt am Lande anlegen. Seit diese 
Onuaianlagen geschaffen sind, hat sich der Gesund- 
heitszustand in Santos, der früher viel zu wün- 
schen übrig ließ, außerordentlich gebessert. Auch 
innerhalb der Stadt hat man jetzt die früher 
sumpfigen Wasserläufe zementiert und die ganze 
Stadt kanalisiert. Das gelbe Fieber, das vorher 
viele Menschen dahinraffte, ist nunmehr voll- 
ständig verschwunden. 
Gegenüber dem Umfange der Kaffeeausfuhr 
aus dem Hafen von Santos treten alle anderen 
Produkte in den Hintergrund. 
1905 wurden ausgeführt: 
Wert: Milr. 
Kaffee 447225 Tons 218 557 798 
Mangabeirakautschuk 95 190 kg *339 300 
Kleie . 6 853 Tons 570 526 
Ananas 75 815 kg 50 170 
Der Wert der ganzen Ausfuhr betrug: 
220 230 469 Milreis. 
1906 wurden ausgeführt: 
Wert: Milr. 
Kaffee 609 975 Tons 306 355 949 
Mangabeirakautschuk 88 535 kg 334 377 
Kleie . 6 886 Tons 413 546 
Ananas 176 516 kg 46 731 
Der Wert der ganzen Ausfuhr betrug: 
308 164 606 Milreis. 
Kaffeec. 
Für die Welt-Kaffeeproduktion ist in erster 
Reihe Brasilien und darin wiederum der 
Staat Säo Paulo maßgebend. Neben diesem 
kommen mit erheblich geringerer Produktion die 
Staaten Rio de Janeiro, Espiritu Santo und 
Bahia in Betracht. 
Auf dem Plateau von Säo Paulo, das sich 
nach Westen von 800 bis zu 400 m senkt, scheint 
der Kaffee ganz besonders günstige Bedingungen 
zu finden, die Ernten haben in manchen Jahren 
alle Erwartungen überstiegen. 
Das Terrain besteht aus schwerem, etwas 
eisenhaltigem Lehmboden, und da, wo dieser von 
schokoladenbrauner Farbe („Terra Roxa“) und 
recht tiefgründig ist, wird er als bester Boden 
für den Kaffeebau angesehen. Der einzige Nähr- 
stoff, der diesem Boden manchmal fehlt, ist der 
Kalk. Auf großen Strecken befindet sich noch 
Waldbestand, er bietet für Erweiterung dieser 
oder anderer Kulturen genügendes Terrain. Ich 
besuchte Campinas sowie einige der umliegenden 
  
Fazienden, ferner Riberäo Preto, den Haupt- 
kaffcebezirk an der Mogyanabahn, und wandte 
mich dann nach Westen durch die Kaffeefazienden 
zur Paulistabahn, um mit dieser wieder nach 
Campinas Furückzukehren. Die Kaffeefazienden 
umfassen je nach Größe 70 000 bis 600 000 
Kaffeebäume. Viele solcher Fazienden sind in 
einer Hand vereinigt. Die größten Kaffeeplan- 
tagen gehören dem schon erwähnten Herrn Fran- 
ceisco Schmidt, welcher 27 Fazienden mit zu- 
sammen etwa 7 ½ Millionen Kaffeebäumen besitzt. 
Er hat im Jahre 1906 15 000 000 kg Kaffee 
geerntet. - 
Für den Anban werden hauptsächlich die 
Kaffeesorten Bourbon und National gewählt, nur 
vereinzelt findet man auch andere, so die Sorten 
Botucatu und Maragogipe, letztere stammen 
jedenfalls aus den gleichnamigen Orten im Staate 
Bahia. Zur Anpflanzung werden die vorher in 
Saatbeeten gezogenen Pflänzlinge verwandt. 
Nachdem der Boden gepflügt ist, werden in einer 
Entfernung von 3,5 bis 4,8 m Löcher ausgehoben, 
in welche die Pflänzlinge gesetzt werden, so daß 
etwa 800 Kaffeebäume auf den Hektar kommen. 
Als beste Pflanzzeit sieht man die Monate Ok- 
tober und November an. Um die jungen Pflanzen 
vor zu viel Sonne zu schützen, werden da und 
dort schattenspendende Bäume angepflanzt, doch 
ist dies nicht überall der Fall, weil nach einigen 
Jahren die Bäume lästig sind. Die Hauptarbeit 
besteht im Reinhalten der Pflanzung von Unkraut 
durch Hacken des Bodens. Nach vier Jahren 
kann man auf den ersten und nach 12 Jahren 
auf den vollen Ertrag rechnen. Der Kaffeebau 
in Sao Paulo erfolgt meist im großen: weite 
Strecken, die man sowohl mit der Bahn als auch 
mit Wagen durchmißt, sind mit Kaffeeplantagen 
bedeckt. 
Die Bearbeitung der Pflanzungen erfolgt teil- 
weise durch Tagelöhner, teilweise auch durch 
Akkordarbeiter. Bevorzugt sind die eingewan- 
derten italienischen Landarbeiter. An Tagelohn 
werden pro Tag und Mann 2 Milreis bezahlt. 
Die Akkordarbeit wird in der Weise ausgeführt, 
daß ein Mann mit Familie eine gewisse Anzahl 
von Kaffeebäumen, meist mehrere Tausend, zur 
Bearbeitung übernimmt. Hierfür erhält er außer 
freier Wohnung die Berechtigung, zwischen den 
Kaffeepflanzen für seinen Bedarf Nahrungsmittel 
anzubauen — auf einigen Pflanzungen sind hier- 
für auch besondere Stücke Land zur Verfügung 
gestellt — und für das jedesmalige Hacken und 
Reinigen der Plantage werden ihm etwa 15 Mil- 
reis pro 1000 Kaffeebäume gezahlt. Das Hacken 
und Reinigen wird bis zur Ernte 3 bis 4 mal 
in jedem Jahre wiederholt. 
Die Ernte findet in den Monaten Juni bis
	        
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