Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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August statt. Auf den Fazienden, wo man die 
frischen Kaffeekirschen erntet, werden diese ge- 
pflückt, wenn sie rot sind. Wo man, wie dies 
auf den meisten Fazienden geschieht, die Früchte 
an den Bäumen trocknen läßt, erfolgt die Ernte 
erst später, wenn die Kirschen reif geworden sind. 
In letzterem Falle wird der Boden unter den 
Bäumen vorher gefegt; dann werden die trocknen 
Kirschen von den Zweigen abgestreift, die zur 
Erde gefallenen Früchte zusammengefegt, durch 
ein Sieb von der mitgenommenen Erde befreit 
und in Säcken nach der Verarbeitungsstelle be- 
fördert. Die Erntearbeit wird ebenfalls in Akkord 
vergeben und zwar zahlt man hierfür 500 Reis 
pro Alqueira (etwa 50 Liter). 
Als Normalertrag der Sorten Bourbon und 
National kann man pro Baum 1,2 kg Kaffee 
rechnen. Man hat mir angegeben, daß im Durch- 
schnitt pro Jahr von 6 Hektar mit etwa 5000 
Bäumen 400 Arroba (— 6000 kg) geerntet 
werden. Die beiden genannten Sorten unter- 
scheiden sich äußerlich dadurch, daß der Bourbon 
von etwas dunklerer Farbe ist. Der Maragogipe- 
kaffee ergibt von 5000 Bäumen einen Durch- 
schnittsertrag von nur 2250 kg. Dieser Kaffee 
ist zwar von besserer Qualität und wird gewöhn- 
lich mit 2 Milreis pro Arroba (— 15 kg) höher 
bezahlt, aber der Hektarertrag stellt sich, auch 
wenn man den durch das Ernten des geringeren 
Quantums ersparten Arbeitslohn und die ge- 
ringere Kraft berücksichtigt, doch ungünstiger, so 
daß diese Kaffeesorte nicht sehr häufig gepflanzt 
wird. Zudem hat sich der Maragogipekaffee 
gegen niedrige Temperaturen weniger widerstands- 
fähig gezeigt; das gleiche gilt für den Botucatu. 
Obgleich die verschiedenen Versuche ergeben 
haben, daß bei geeigneter Düngung bessere Re- 
sultate zu erzielen sind, hat sich die Düngung 
doch noch sehr wenig Eingang verschaffen können. 
Auf der Pflanzung Rosoeira bei Campinas, die 
von einem Deutschen, Herrn Holtermann, bewirt- 
schaftet wird und eltwa 300 000 Kaffeebäume 
zählt, ist ein interessanter Düngungsversuch ge- 
macht worden. Dort wurden 40 Jahre alte 
Bäume, deren Ertrag sehr zurückgegangen war. 
zum Teil mit einem Kostenaufwand von 1 Mil- 
reis pro Baum gedüngt. Daraufhin haben die 
gedüngten Bäume ungefähr zehnmal soviel (näm- 
lich 3000 Alqueira) Ertrag gegeben wie die 
ungedüngten. 
Auf der Pflanzung des Herrn Schmibt be- 
findet sich eine große Anzahl von Kaffeebäumen, 
die in der Krone abzusterben beginnen; auf einer 
nicht weit davon entferuten Pflanzung sollen etwa 
20 000 Kaffeebäume schon eingegangen sein. Der 
Grund des Absterbens ist noch nicht festgestellt; 
erscheint jedoch in dem geringen Kalkgehalt des 
  
Bodens zu liegen, der den Bäumen auf die Dauer 
nicht genug Nahrung gibt. Wenn die Erträge 
bis jetzt auch befriedigten und eine Düngung 
überflüssig erschien, so dürfte doch für die Zukunft 
ohne eine solche nicht auszukommen sein. 
Die Verarbeitung der geernteten Kaffeekirschen 
erfolgt nach zwei verschieden Methoden, je nach- 
dem sie frisch oder trocken geerntet worden sind. 
Die frisch geernteten Kirschen werden durch eine 
mit scharfen Zähnen versehene Trommel, über 
die ein gleichmäßiger Wasserstrom läuft, auf- 
gerissen; die Masse, bestehend aus Kirschfleisch, 
Kaffeebohnen und Wasser, wird in flache Bassins 
geleitet und 24 Stunden sich selbst überlassen. 
Während dieser Zeit tritt eine Vergärung des in 
dem Kirschfleisch enthaltenen Zuckers ein. Die 
Kaffeebohne in ihrer Pergamenthülle löst sich in- 
folge der Gärung von dem Kirschfleisch, dieses 
schwimmt an der Oberfläche, während die Bohnen 
zu Boden sinken. Alsdann wird das Wasser mit 
dem darauf schwimmenden Kirschfleisch abgelassen 
und die Kaffeebohnen werden auf zementierten 
Flächen getrocknet. Wenn sie trocken sind, werden 
sie auf einer Mühle von der Pergamenthülle be- 
freit. Der so bearbeitete Kaffee hat ein schöneres 
Aussehen und wird um etwa 50 v. H. höher be- 
zahlt, als der aus getrockneten Kirschen gewonnene. 
Die am Baum getrockneten Kirschen werden 
in Tanks gewaschen, von anhaftender Erde und 
Staub befreit, dann auf zementierten Flächen 
oder auf festgestampftem Lehmboden getrocknet. 
Sobald der Kaffee trocken ist, wird er in die 
Mühle gebracht, um dort von dem Kirschfleisch 
und der die Bohnen umgebenden Pergamenthülle 
befreit zu werden. Die Walzen der Mühle 
brechen die Kirschen auf, ein darunter befindliches 
großes Sieb trennt den größeren Teil der Hülsen 
von den Bohnen, der Rest wird von einen 
Ventilator davongeblasen. Nachdem diese Tren- 
nung erfolgt ist, werden die Kaffeebohnen durch 
ein Paternosterwerk wieder nach der oberen Etage 
gehoben und nochmals durch Ventilatoren von 
dem anhaftenden Staube befreit. Die gereinigten 
Kaffeebohnen werden alsdann durch eine Rüttel- 
vorrichtung nach Größe sortiert und in Säcke 
von 60 kg gefüllt. 
Sowohl für Wasch= wie für Trocken= und 
Mahleinrichtungen findet man auf den großen Pflan- 
zungen ganz vorzügliche und großartige Anlagen. 
Die Mühlen werden durch Dampfkraft betrieben. 
Die Maschinen zur Kaffeebearbeitung sind meist 
englischen Ursprungs. Auf der Fazienda des 
Herrn Schmidt wird jedoch der größte Teil der 
benötigten Maschinen und Geräte in eigenem Be- 
triebe hergestellt. Diese Besitzung, auf der 8000 
Menschen beschäftigt werden, stellt eine Muster- 
wirtschaft dar. Neben dem umfangreichen Kaffee-
	        
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