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Ponape galt im Innern als unwegsam.
Durchhaue erschienen wegen der kreuz und quer
liegenden Stämme des vor mehreren Jahren
durch einen Taifun gefällten Hochwaldes als
unausführbar. Doch mußte ein Versuch gemacht
werden, da der Bezirksamtmann in Ponape ohne
Schiff mit noch soviel Truppen abgeschnitten ge-
wesen wäre wie zur spanischen Zeit. Der mit
60 Soldaten unternommene Versuch gelang. In
zwei Monaten wurde ein etwa 20 km langer
Durchhau quer durch die Insel nach Kiti und
ein rechts abgehender Durchhau nach Paliker
hergestellt. Die Baumstämme machten viel Arbeit,
aber es ging. Anfang März marschierten ein Teil
des Landungskorps und einige schwarze Soldaten
in zwölfstündigem Marsche nach Kiti. Jetzt müssen
nur noch etwa 20 km Zweigwege angelegt werden,
was in Bälde geschehen soll. Ponape ist dann
in allen seinen Teilen durch weiße Truppen er-
reichbar. Dann dürften Aufstände für die Zukunft
wohl kaum mehr zu befürchten sein. Daneben
find durch diese Arbeit wertvolles Land und
Wasserkräfte der allgemeinen Nutzung erschlossen
worden.
Im Anschluß an das Landungsmanöver fanden
in Kiti, Mutok und Metalanim an Bord des
„Jaguar“ Verhandlungen zwecks Einführung einer
Arbeitssteuer statt. Sämtliche Häuptlinge der
betreffenden Landschaften hatten sich sofort ein-
gefunden und dem Vorschlage der Regierung zu-
gestimmt. Das Schiff drang jedesmal so tief wie
möglich in die schmalen Korallenhäfen vor, so
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daß zur Verwunderung der Häuptlinge ihre Hütten
in bequemer Reichweite unter den Geschützen
lagen. Die Eingeborenen hatten das für unmöglich
gehalten, denn das letzte Schiff, an das die alten
Leute sich noch erinnerten, war der Südstaaten-
kreuzer „Alabama“, der im Jahre 1862 vier
Walfischsänger in Mutokhafen verbrannt hatte;
in den übrigen Häfen waren nur die kleinen
spanischen Flußkanonenboote gewesen.
In Ponape herrscht noch Lehenssystem. Nach
dem Tode eines Mannes fällt sein Land an einen
anderen, von dem Häuptling zu bestimmenden
Mann. Die Folge ist der Mangel von Interesse
an dem Ausbau des Besitzes und, da sich nach
dem Tode des Vaters die Familie notgedrungen
zerstreut, auch absoluter Mangel an Familiensinn.
Die Steuer legt nun jedem Manne zwischen
16 und 45 Jahren die Pflicht auf, fünfzehn Tage
im Jahre für die Regierung um den ortsüblichen
Tagelohn von 1.¾ zu arbeiten. 50 v. H. des
Arbeitslohnes erhalten die Namarakis oder Häupt-
linge, 50 v. H. die Arbeiter. Dafür wird das
Land freies Eigentum der Leute und die bis-
herigen Naturalienabgaben fallen fort. Da die
Insel 800 Männer zählt, so beträgt der jährliche
Arbeitslohn gegen 12 000 .K. Durch diese Steuer
werden also nicht nur die Eingeborenen zur
Leistung eines Beitrages zu den öffentlichen Lasten
herangezogen, sondern es wird damit auch eine
Hauptursache der bisherigen Streitigkeiten unter
den Eingeborenen, das Lehenssystem, beseitigt.
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Kolonialwirtschaftliche (Mitteilungen.
Kus dem „TKropenpflanzger“.
Das Juniheft des „Tropenpflanzer“ enthält
an erster Stelle einen längeren Aufsatz von H.
L. W. Costenoble-Guam über die Behandlung
eingeborener und anderer farbiger Ar-
beiter und über die Frauenfrage in den
Kolonien. Der Verfasser legt zunächst dar, daß
ein sich stets gleichbleibendes ernstes Wesen, ge-
paart mit gerechter Strenge, die Hauptbedingung
für ein erfolgreiches Wirken des Europäers der
farbigen Rasse gegenüber sei. Sodann wird die
Verpflegungs= und Wohnungsfrage der Farbigen
behandelt, die Maßregeln gegen besonders häufig
auftretende Krankheiten derselben werden eingehend
besprochen. Was die Frauenfrage anbelangt, so
hält es der Verfasser, auf langjährige Erfahrung
gestützt, für notwendig, daß die weiße Frau dem
Manne in den Tropen zur Seite steht; die ge-
sunde Frau wird dies ohne besondere Nachteile
können. Welche Folgen die Mischung der weißen
mit farbigen Rassen habe, zeige die Entwicklungs-
geschichte des spanischen Kolonialreichs, dessen Zu-
sammenbruch großenteils auf die ausgedehnte
Rassen-Neuzucht in den einzelnen Kolonien zurück-
zuführen sei. Für Kranke und Genesende, haupt-
sächlich auch für die Frauen, befürwortet der
Verfasser die Anlage von Höhenluftkurorten. In
einem weiteren Artikel bespricht Ch. Böhringer,
Stuttgart-Colombo, die Cinchona= und Kaut-
schukkultur in Ceylon; er zeigt, wie erstere
der aufstrebenden Kautschukkultur immer mehr
weichen mußte, während auf Java die Cinchona-
kultur zu einer Vollendung gedieh, die jeden
Wettbewerb anderer Länder ausschließt. Th. F.
Koschny, Costa Rica, empfiehlt in einem Aufsatz
„Zur Forstkultur in den Kolonien“" die An-
pflanzung zweier zentralamerikanischer Bäume,
und zwar des sog. Laurel, Cordia gerascanthus,