Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

W 626 20 
und Geya, welch letzterem Stamme die Sankolas 
angehören. Schon im Gebiete der Muntschis 
mußte mit Marschsicherung marschiert werden, da 
das Verhalten der Eingeborenen recht zweifelhaft 
war. Im Gebiete des Gaya-Häuptlings Matumbi 
begleiteten hunderte mit Gewehren bewaffnete 
Männer die Kolonne und hielten diese beständig 
eingekreist. Die Lage war äußerst kritisch, da jede 
falsch aufgefaßte Anordnung den Ausbruch von 
offenen Feindseligkeiten zur Folge haben mußte, 
wobei die lange Trägerkolonne mit der geringen 
Bedeckung von 40 Mann in dem mit dichtem 
Elefantengras bewachsenen Gelände sehr im Nachteil 
gewesen wäre. 
Das von Takum 135 km entfernte Lager der 
1. Kompagnie S. N. R. wurde am 23. nach- 
mittags erreicht. Der Angriff auf Sankola war 
für den nächsten Tag festgesetzt. Am Abend 
wurde der schriftliche Angriffsbefehl ausgegeben. 
Die deutsche Abteilung trat im Anschluß an die 
Nachspitze von 1. 8. N. R. in folgender Marsch- 
ordnung den Vormarsch auf dem befohlenen 
Wege an. 
Spitze: Oberleutnant v. Stephani mit 
10 Gewehren. 
Hauptabteilung: Sergeant Schultze, 
Capt. Moore, Maschinengewehr, 20 Sol- 
· daten, 4 Wasserträger. 
Nachspitze: Vizefeldwebel Buchholz mit 
10 Gewehren. 
Wie sich später herausstellte, führte der ein— 
geschlagene Weg in südöstlicher Richtung um einen 
Ausläufer des Ebbe-Gebirges, so daß die Ver- 
bindung mit 1. S. N. R. gleich zu Anfang verloren 
ging. Ich versuchte diese Verbindung durch 
Überschreiten des Gebirgszuges herzustellen. Bei 
der großen Ausdehnung des Tales und der ger- 
rissenheit des mit dichtem Busch bestandenen Ge- 
ländes war es aber auch späterhin unmöglich, 
sie wieder zu gewinnen. 
Während des Marsches auf der Höhe des 
genannten Ausläufers wurden schwache feindliche 
Kräfte durch das Feuer der Spitze vertrieben. 
Im Begriff, in das Tal hinabzusteigen, vernahm 
ich starkes Gewehrfeuer von dem Dorfe A. her. 
Ich folgte nun einem auf dem halben Abhang 
des Ebbe-Gebirges entlang führenden Pfade und 
marschierte auf das Gewehrfeuer los, in der Ab- 
sicht, den, wie ich annahm, englischerseits erfolgten 
Angriff auf das Dorf A. zu unterstützen. Etwa 
500 mm oberhalb des Dorfes A. liegen, in Planten- 
wäldern versteckt, mehrere einzelne Gehöfte. Aus 
diesen erhielt die Spitze heftiges Feuer. Es 
gelang der Spitze, den Gegner zurückzudrängen 
und mit der Hauptabteilung und dem Maschinen- 
gewehr eins der Gehöfte zu besetzen. Gegen den 
  
vorwärtsdringenden Gegner mußte die Nachsoitze 
noch außerhalb des Gehöftes sich entwickeln. Bei 
dieser Gelegenheit fiel der Pferdepfleger Djattau, 
während Feldwebel Buchholz durch Schuß in das 
rechte Handgelenk verwundet wurde. Etwoa drei 
Viertel Stunden wurde hier das Feuergefecht 
unterhalten. 
Erneutes heftiges Feuern südwestlich des 
Dorfes A. bestärkte mich in dem Glauben, daß 
der englische Angriff gegen das Dorf fortschreite. 
Ich gab daher Befehl zum Angriff auf das 
Dorf A., um ein Entweichen des Gegners gegen 
das Gebirge hin zu verhindern. Etwa 150 m 
gegenüber dem Dorfrande entwickelte ich in einer 
geeigneten Stellung die ganze Abteilung, während 
einige Patrouillen den von oben nachdrängenden 
Gegner beschäftigten. Nach etwa viertelstündigem 
Feuern nahm ich mit dem 1. Zuge im Sturm 
den Dorfrand. Das Maschinengewehr und der 
2. Zug unterstützten diesen Angriff durch Feuer 
und folgten, sobald der 1. Zug das Feuer wieder 
eröffnet hatte. Mit dem Eintreffen des 2. Zuges 
ging die ganze Abteilung wieder einen Sprung 
vorwärts. Bei diesem Sprung wurde ich, die 
Soldaten Wommo und Ajame sowie der Dol- 
metscher Buba verwundet. 
In kurzen Sprüngen ging es nun in das 
durch Hohlwege, Mauern, Hecken und Planten- 
wälder außerordentlich zerrissene, unübersichtliche 
Dorf, welches von den Einwohnern zäh verteidigt 
wurde. Von allen Seiten hörte man Verstärkung 
herankommen, vermutlich Einwohner anderer 
Ortschaften, welche, vor der starken englischen 
Kolonne davongelaufen, sich nun unter einem 
Häuptling, der seine Leute mit lauter Stimme 
dirigierte, auf die schwache deutsche Abteilung 
warfen. 
In einer kleinen Yamsfarm außerhalb des 
Dorfes angelangt, war die Abteilung völlig ein- 
geschlossen. Sie wurde auf etwa 30 m von allen 
Seiten aus dem die Farm ringsherum ein- 
schließenden Elefantengras beschossen. Ich schätzte 
den Gegner auf etwa 600 bis 800 Gewehre. 
Es kam in diesem Yamsfeld zu einem heftigen 
Feuergefecht, in welchem das Maschinengewehr 
ausgezeichnete Dienste leistete. Soldat John- 
Meier fiel, Sergeant Schultze wurde durch Streif- 
schuß am rechten Oberarm, ferner wurden Soldat 
Assolo und zwei Maschinengewehrträger verwundet. 
Die Soldaten Lauani und Esumba II erhielten 
gleichfalls Streifschüsse. Als nach halbstündigem 
Feuern das feindliche Feuer nachließ, trat ich mit 
der Abteilung an und durchbrach die feindliche 
Stellung. Da kein Weg vorhanden war, muhßte 
durch das hohe Elefantengras erst ein Weg ge- 
bahnt werden. Vom Gegner drängten nur noch 
vereinzelte Patrouillen nach. Durch eine derselben
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.