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wurde Gefreiter Piu beim Uberschreiten eines
Flusses schwer verwundet.
Um halb drei Uhr wurde unterhalb des eng-
lischen Lagers haltgemacht, die Verwundeten
erhielten die ersten Verbände. Eine Stunde später
traf die Abteilung im englischen Lager ein; ich
übergab daselbst das Kommando an Vizefeldwebel
Buchholz.
Die 1. Kompagnie S. N. R. kam um Mitter-
nacht im Lager an. Sie hatte keinen wesentlichen
Widerstand gefunden. Zwei Soldaten waren
verwundet worden.
Am folgenden Tage war Ruhetag. Am
26. Dezember wurde noch einmal gemeinsam mit
1. S. N. R. gegen das Dorf A. vorgegangen, doch
stellte sich der Gegner nicht wieder zum Kampfe.
Auch bei den an den folgenden Tagen unter-
nommenen Streifen wurden nur vereinzelte Leute
angetroffen. Die feindlichen Ortschaften wurden
zerstört. Nach den eigenen Aussagen der Gaya—
Leute sollen in den Gefechten seit September 1908
etwa 1200 Leute getötet und verwundet
worden sein.
Der Eindruck auf die Bevölkerung war groß.
Auf dem Rückmarsch von Sankola zeigte sich keiner
der Gaya-Leute, und die Wege waren überall
sorgfältig gereinigt.
Ein UÜbergreifen von Unruhen auf deutsches
Gebiet ist nicht wahrscheinlich. Im Gegenteil,
auch dort soll die Nachricht von den schweren
Verlusten der Gaya-Leute ihren Eindruck nicht
verfehlt haben.
Ich bin am 10. Januar von Sankola nach
Esu abmarschiert. Von Süd-Nigeria sollen noch
anderthalb Kompagnien nach dort entsandt sein.
Über die deutschen Verluste wurde bereits
früher berichtet. Vizefeldwebel Buchholz ist wieder
vollkommen hergestellt. Die vier verwundeten
Soldaten befinden sich auf dem Wege der Besserung
und sind außer Gefahr. Ich selber hoffe in einem
Monat wieder hergestellt zu sein, die Armwunde
ist bereits geheilt.
Captain Moore, R. E., stand mir nach meiner
Verwundung in aufopfernder Weise zur Seite,
ebenso verdient die von dem englischen Expeditions-
arzt Dr. Beatty den Verwundeten im Lager
geleistete Hilfe anerkennende Erwähnung.“
Dieser Bericht bestätigt somit die bislang ein-
gegangenen deutschen Nachrichten in allen Punkten.
II. Ein nächtlicher Überfall.
Nach einem späteren Bericht des Oberleutuants
v. Stephani (d. d. Bascho, 16. März) ist Leut-
nant Detzner in der Nacht zum 8. März in
seinem Lager nördlich Tenta überfallen und
durch einen Schuß durch die Muskulatur des
linken Oberarms verwundet worden. Sein Be-
finden ist gut; er kann weiter an den Vermessungs-
arbeiten teilnehmen.
Der vulhanische Kusbruch des Ramerunberges.
(Mit einer Kartenskigee.)
Über die vulkanischen Erscheinungen auf
dem Kamerunberg liegen nunmehr ausführ-
liche Berichte des Gouvernements vor.
Zu Beginn der Erdbebenerscheinungen in Buea
befand sich der stellvertretende Gouverneur, Geh.
Regierungsrat Hansen, gerade auf einer Dienst-
reise im Dschang-Gebiet; auf die Kunde von den
Geschehnissen kehrte er in Eilmärschen nach Duala
zurück und traf daselbst am 2. Mai ein. In
Buea hatte inzwischen Regierungsrat Stein-
hausen die Geschäfte geleitet. Dieser berichtet
unter dem 15. Mai, wie folgt:
„Dem Erdbeben in Buea und dem Ausbruche
am Fako“) sind besondere Anzeichen nicht voran-
gegangen. Am 26. April machte sich lediglich
eine große Schwüle bemerkbar, sonst siel bis zum
Abend nichts Besonderes vor.
Die ersten Erdstöße wurden gegen oder bald
nach 8 Uhr abends verspürt. Doch waren sie
nur gering und wurden vielfach überhaupt nicht
als solche erkannt. Bald nahmen die Erdstöße
jedoch an Zahl und Heftigkeit zu; sie folgten ein-
ander in Zeiträumen von wenigen Minuten bis
zu einer Viertelstunde mit einer beobachteten Zeit-
dauer bis zu 8 Sekunden und mehr. Besonders
starke Stöße wurden um 9¾, 10½, 11, 111
(zwei) beobachtet. Von 1 bis 2½ Uhr nachts
trat eine Pause ein. Dann folgten wieder sehr
heftige Stöße, von denen einer um 3 3/ Uhr be-
sonders stark und anhaltend war.
Die Wucht der Stöße kam vor allem in den
massiven Hänsern zur Geltung. Der Aufenthalt
in ihnen war mit der größten Gefahr verbunden,
so daß sie noch in der Nacht geräumt werden
mußten, unter ihnen auch das von der Familie
des stellvertretenden Gouverneurs bewohnte Goun-
verneurshaus. Der Eingeborenen hatte sich eine
allgemeine Panik bemächtigt; die Kanzlisten machten
sich noch in der Nacht mit ihren Weibern und
ihrer Habe über Tiko nach Duala auf den Weg,
und auch die gesamte Bakwiri-Bevölkerung von
Buea und Umgegend verließ ihre Dörfer.
Die Erdstöße wurden auch in Soppo, und
zwar anscheinend mit derselben Heftigkeit wie in
Buea, verspürt, dagegen waren sie in Victoria
nur schwach — stärker dort nur in der Wohnung
*) Fako ist der Eingeborenen-Name für den höchiten
Gipfel des Ramerunberges.