Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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sich in verminderter Stärke bis zum Nachmittage 
fortsetzten. Am Berge war außer heftigem Stein— 
fall nichts zu sehen. 
Eine am Vormittag vorgenommene Besichti- 
gung der massiven Dienstgebäude ergab beim 
Gouverneurshaus feine durchgehende Risse in fast 
allen Gewölbebogen, auch einzelne am Plafond 
und den Wänden. In geringerem Maße zeigten 
sich Risse auch im Sekretärshaus. Im Bureau- 
gebäude hatte sich eine Innenwand in den Ver- 
bindungen stark gelockert und zeigte mehrfache 
Sprünge. Am Abend des 28. wurde von hier 
aus gegen 7 Uhr ein Feuerschein am Berge be- 
obachtet, der auf eine ziemlich starke Eruption am 
Nordwestabhange des Kamerunberges schließen 
ließ. Die sofort mit Buea hergestellte telephonische 
Verbindung ergab, daß auch dort der Feuerschein 
zu bemerken war. Die Erdstöße hatten abge- 
nommen, doch war ein fortwährendes leichtes 
Zittern des Bodens, verbunden mit unterirdischem 
Donner, zu spüren. Durch Peilungen von Buea 
und Duala aus konnte der Herd des Feuers 
ziemlich genau auf etwa 12 bis 15 km nördlich 
Bue festgestellt werden. Gegen 8½⅛ Uhr abends 
wurde in Buea eine Explosion feuriger Massen 
hoch über dem Feuerschein beobachtet, so daß kein 
Zweifel mehr bestand, daß es sich um einen 
Kraterausbruch handelte. Es wurde nunmehr 
alles zum Abmarsch bereitgemacht, damit auf 
ein gegebenes Signal der Rückzug angetreten 
werden konnte. Die Polizei= und Schutztruppe 
waren alarmbereit, die Europäer blieben neben 
ihrem fertiggemachten Gepäck wach. Da indessen 
die Ausbruchserscheinungen im weiteren Verlaufe 
der Nacht nicht zunahmen, wurde gegen Morgen 
die Alarmbereitschaft aufgehoben und beschlossen, 
zunächst noch oben weiter auszuhalten. 
Mit dem Ausbruch scheint das Erdbeben seinen 
Höhepunkt erreicht zu haben, denn die nun weiter 
einlaufenden Meldungen konstatierten ein Ab- 
nehmen der Erdstöße. Trotzdem hielten es die 
in Buea verbliebenen Beamten immerhin noch 
für geboten, die Akten, die Kasse und die Wert- 
sachen im Laufe des 29. und 30. April und des 
1. Mai nach Victoria zu schaffen, damit sie 
cventuell sofort an Bord des „Nachtigal“ gebracht 
werden konnten; auch hielt der stellvertretende 
Kommandeur die Anwesenheit von „Nachtigal“ 
und „Soden“ in Victoria und Tiko immer noch 
für erforderlich. 
Am 29. früh wurde eine Farbigen-Patrouille 
unter Führung des Stationsdolmetschers in der 
Richtung des Feuerscheins vorgeschickt; sie brachte 
am 30. abends die ersten Nachrichten über die 
Beobachtungen am Krater und am Lavastrom. 
Ferner wurde am 29. zur Erkundung der Aus- 
  
630 e 
bruchstelle eine Offizierspatrouille abgesandt; am 
30. begab sich auch der Regierungsgeologe 
Dr. Mann auf den Berg, um zunächst das Ge- 
biet oberhalb Bueas auf Eruptiverscheinungen zu 
untersuchen. Derartige Erscheinungen konnten 
nicht festgestellt werden. Dagegen waren erheb- 
liche Gesteinabstürze und Erdrutsche vorhanden. 
Beide Expeditionen stellten am Nordwestabhange 
das Vorhandensein dreier Krater fest, die unter 
großen Eruptivgeräuschen Feuer, Asche und Steine 
bis zu beträchtlichen Höhen auswarfen. Der Lava- 
strom, der sich nach den Erkundungen der oben 
erwähnten Eingeborenenpatrouille von der Aus- 
bruchstelle in nördlicher Richtung zwischen den 
Dörfern Likoka und Mokona ergoß, konnte von 
diesen beiden Expeditionen, die sich oberhalb der 
Ausbruchstelle befanden, nicht beobachtet werden. 
Die Entfernung der Krater von Buea wird, wie 
bereits erwähnt, auf 12 bis 15 km geschätzt, doch 
gehen die Auswurfstöße nach der Buea abgewandten 
Seite in Richtung nach dem Bambukoland. Eine 
in Buea am 30. eingetroffene Meldung aus 
Johann-Albrechtshöhe bestätigte diese Beobach- 
tungen. Leutnant Dickmann, der in diesen Tagen 
von Rio del Rey nach Victoria marschierte, mel- 
dete, daß am ganzen Nordabhang des Kamerun- 
berges dauernd ein leichter Aschenregen gefallen sei. 
In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai wurde 
in der Gegend zwischen dem Großen und Kleinen 
Kamerunberg ein neuer Feuerschein beobachtet, 
der auf einen neuen Kraterausbruch schließen ließ. 
Dorthin gesandte Eingeborene haben indessen 
nichts feststellen können. 
Die Tätigkeit der Krater am Nordwestabhang 
dauert fort, wie aus dem allnächtlich mit wechselnder 
Intensität zu beobachtenden Feuerschein hervor- 
geht. Der letzte stärkere Erdstoß wurde aus Buea 
für den 3. Mai, 610 abends, gemeldet, Seitdem 
ist bis auf ein periodisches unterirdisches Rollen 
alles ruhig geblieben. 
Demnach scheint, falls es sich nicht etwa nur 
um eine vorübergehende Pause in der vulkanischen 
Tätigkeit handelt, die unmittelbare Gefahr für 
Buea beseitigt zu sein.“ 
Expeditionen nach den vulkanischen Aus- 
bruchstellen. 
J. 
Bericht des kommiss. Zollamtsverwalters Bötefür 
I. d. Buca, 7. Mai 1909. 
Zur Prüfung der Angaben, welche die von 
der Station Buea zwecks Feststellung der Aus- 
bruchstelle am Kamerunberg entsandte farbige
	        
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