Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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März wurde die Blaugrundstelle Rietkühl unter- 
sucht. Als auch diese keine Diamanten ergab, 
zog die Expedition Ende März 1908 nach Ha- 
naus II. Außer den bereits früher von uns 
geschaffenen fünf Schächten wurden weitere fünf 
Schächte bis auf 3 m abgeteuft. Auch auf dieser 
Blaugrundstelle befand sich schon ein alter, voll- 
ständig verfallener Schacht, der auf frühere Unter- 
suchungen deutete. 
Die Untersuchung ergab, daß der Gelbgrund 
sich fast gar nicht von dem Gelbgrund von 
Hanaus I unterschied. Da in Hanaus I ein 
Schacht bis 15 m abgeteuft war, ohne den Blau- 
grund zu erreichen, so würde die Abteufung eines 
tiefen Schachtes nur Zeit= und Geldopfer erfordert 
haben, ohne ein Resultat erhoffen zu lassen, weil 
Hanaus II etwa 15 bis 20 m höäher als Ha- 
naus I liegt. Es wurden 31,50 chm aus den 
verschiedenen Schächten verwaschen, ohne auch 
nur eine Spur von Diamanten zu finden. 
Von Hanaus II wurden die kissures weiter 
verfolgt, welche alle auf Hanaus zuliefen. — 
Ende April fand der Umzug nach der Gegend 
des kleinen Brukaros statt; der Prospektor Whit- 
aker hatte dort einen fissure entdeckt, der 2 km 
verfolgt wurde, ohne ein Resultat zu erzielen. 
Am 1. Juni begannen die Arbeiten im Ber- 
seba-Gebiet. Zunächst wurde eine alte Mine 
untersucht, die sich aber nur als eine Erweiterung 
eines fissures erwies; es wurden zwei weitere 
Blaugrundstellen 800 bzw. 500 m von dieser 
Mine entdeckt, die durch je sechs Schächte unter- 
sucht worden sind. Es wurde dann noch ver- 
schiedenen Blaugrundstellen nachgegangen, aber 
auch ohne Erfolg; ebenso wurden die fissures 
nach allen Richtungen verfolgt. 
Mitte Juni wurden die Arbeitskräfte reduziert, 
da es zunächst nur darauf ankam, die verschiedenen 
Gänge zu verfolgen, um zu sehen, ob man auf 
echten Blaugrund komme, wozu große Expeditionen, 
besonders bei der schweren Verpflegung in Berseba, 
ungeeignet waren. Auch mußten wir auf alle 
Fälle mit unseren Mitteln haushalten, um die 
uns gestellte Aufgabe der Untersuchung des ganzen 
Berseba-Gebietes zu gewährleisten. 
Am 29. Juli besuchte Exzellenz Dernburg 
mit dem Gouverneur unser Lager bei Groendorn 
und sah sich die Wascharbeit an. 
Wenn nun auch leider unsere Arbeiten sowohl 
im Gibeon= wie im Berseba-Gebiet bisher ohne 
Erfolg gewesen und die großen Summen zunächst 
ohne Nutzen ausgegeben sind, weil in den bisher 
von uns untersuchten Blaugrundstellen keine 
Diamanten gefunden wurden, so kann es uns 
doch zur Genugtuung gereichen, daß unsere Ar- 
beiten von sachverständiger Seite als gut und 
einwandfrei anerkannt sind und dies auch in einem 
  
Artikel im amtlichen „Kolonialblatt“ aus- 
drücklich ausgesprochen wird. 
Durch Schreiben vom 24. Juni 1908 teilten 
wir den Gesellschaftern mit, daß Dr. Hartmann 
aus Gesundheitsrücksichten die Wiederausreise ins 
Schutzgebiet nicht antreten könnte. Wir glauben 
auch an dieser Stelle, ihm nochmals unsere An- 
erkennung für seine Tätigkeit in der Gesellschaft 
aussprechen zu müssen. Am 1. August ist er 
dann aus der Geschäftsführung ausgeschieden, 
und der Aussichtsrat beschloß einstimmig, ihn in 
denselben zu kooptieren, da seine Kenntnisse der 
südwestafrikanischen Verhältnisse uns von großem 
Vorteil sein werden. 
An Stelle von Dr. Hartmann trat Prof. Dr. 
Scheibe am 1. Juli die Ausreise nach Südwest- 
afrika an. Da inzwischen die ersten Nachrichten 
von den Diamantfunden bei Lüderitzbucht nach 
hier gelangt waren, sollte er sich zunächst nach 
dort begeben, um an Ort und Stelle die Mög- 
lichkeit einer Beteiligung für uns zu prüfen. 
Von Lüderitzbucht begab sich Professor Scheibe in 
unser Konzessionsgebiet und traf am 22. August 
in Gibeon ein. Er bereiste dann das Berseba- 
Gebiet, um sich zunächst ein Urteil über die 
Aussichten daselbst zu bilden. Von dort begab 
sich Professor Scheibe nach Südafrika, die dortigen 
Diamantvorkommen genau zu studieren, mit den 
unfrigen zu vergleichen und danach unsere Schürf- 
arbeiten einzurichten. 
Ein abschließendes Urteil über unser Kon- 
zessionsgebiet konnte Professor Scheibe noch nicht 
geben, aber nach seinen Erfahrungen in Süd- 
afrika darf man die Aussichten auf Fündigwerden 
bei den verbleibenden geringen Mitteln nicht 
mehr hoch einschätzen. Unter diesen Umständen 
haben wir die Arbeiten im Gibeon= und Berseba- 
Gebiet neuerdings aufs äußerste eingeschränkt und 
den Schwerpunkt unserer Tätigkeit nach den aus- 
sichtsreichen Feldern bei Lüderitzbucht verlegt. 
Am 15. Dezember 1908 kehrte Professor 
Scheibe nach Lüderitzbucht zurück. Da sich in- 
zwischen die Funde dort als wertvoll erwiesen 
hatten, beauftragten wir ihn, die uns aus den 
gemeinsamen Schürfarbeiten mit Herrn Stauch 
vom August verbliebenen drei Schürfscheine mög- 
lichst zu verwerren. Er unternahm zusammen 
mit ihm zwei große Expeditionen, deren zweite 
von Erfolg begleitet war. Die Expedition fand 
Diamanten und zum Teil recht wertvolle Stellen. 
Inzwischen war es uns gelungen, die Aus- 
beutung eines sehr aussichtsreichen Gebiets an 
der Küste südlich Lüderitzbucht in der Nähe der 
Insel Pomona, in dem ein Teil der oben er- 
wähnten Funde gelegen war, in Gemeinschaft 
mit zwei anderen Gruppen uns zu sichern, vor- 
behaltlich der Klarstellung gewisser Rechtsverhält-
	        
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