Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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im Vorjahre, in welchem uns die außergewöhnlich 
hohen Geldsätze aller europäischen Märkte ganz 
besonders zustatten gekommen waren. 
Erfreulicherweise haben wir gegenüber dem 
erheblichen Mindererträgnis auf Zinsen= und 
Diskont-Konto auf Provisions= und Agio-Konto 
noch ein wenn auch geringes Mehrerträgnis auf- 
zuweisen, welches allerdings durch Anwachsen 
unserer Handlungsunkosten ziemlich ausgeglichen 
wurde, aber immerhin als ein Zeichen der fort- 
schreitenden Entwicklung unseres Instituts an- 
zusehen ist. 
Letztere kommt bei unserer Niederlassung in 
Lome auch dadurch zum Ausdruck, daß die Zahl 
der am 31. Dezember 1908 geführten Konto- 
korrent= und Depositen-Konten 170 gegen 112 
im Vorjahre betrug und der Gesamtumsatz auf 
einer Seite des Hauptbuchs von 19 auf etwa 
24 ½ Millionen Mark gestiegen ist. Wir begrüßen 
es mit besonderer Genugtuung, daß wir in Lome 
jetzt nicht nur mit sämtlichen dort ansässigen 
Firmen im Kontokorrent= oder Diskontverkehr 
stehen, sondern auch einige in benachbarten 
Kolonien domizilierende Häuser wiederholt die 
Dienste unserer Bank in Anspruch genommen 
haben. 
Im Schutzgebiet Togo selbst war das Ernte- 
ergebnis infolge günstigen Wetters recht gut. 
Die Ausfuhr im Jahre 1908 zeigt bei den haupt- 
sächlichsten Produkten folgende Ziffern: 
Palmkerne 4963 Tons, Zunahme etwa 20 v. H. 
Palmöobh. 1331 - = 38 
Mais 30000 - - 55 - 
Baumwolle. 417½. "Ol = 50 
stautschuk. . 147 = Abnahme - 10 
Die Abnahme in der Ausfuhr des letzt- 
genaunten Produktes ist auf den gesunkenen Preis 
zurückzuführen, der die Eingeborenen veranlaßt, 
mit der Gewinnung zurückzuhalten, bis wieder 
bessere Preise zu erzielen sein werden. 
Leider bedeutete der Mehrertrag der Ernte 
beziehungsweise die Mehrausfuhr nicht immer 
einen entsprechenden Mehrverdienst für die expor- 
tierenden Firmen, da besonders in bezug auf 
Mais einige unangenehme Erfahrungen gemacht 
wurden: In manchen Fällen war er verhältnis- 
mäßig zu teuer eingekauft, in anderen Fällen 
nicht rechtzeitig zur Verschiffung gelangt, in wieder 
anderen Fällen hatte er unter Feuchtigkeit ge- 
litten und war seine Qualität im Bestimmungs- 
hafen beanstandet worden. Um für die Zukunft 
nach Möglichkeit Abhilfe zu schaffen, hat man 
jetzt die Absicht, in Lome besondere Lagerschuppen 
mit Trocknungs= und Reinigungsmaschinen zu er- 
richten und geeignete Verladungsbarkassen anzu- 
schaffen. Da sich außer in Hamburg neuerdings 
  
auch an mehreren außerdeutschen Häfen Interesse 
für Togo-Mais gezeigt hat, besteht die Hoffnung 
auf günstige Weiterentwicklung des Anbaus und 
des Handels in diesem wichtigen Produkt des 
Schutzgebietes. Für die daran interessierten 
Firmen wird es nach wie vor von Bedeutung 
sein, daß sie die zum Ankauf benötigten Gelder 
durch unsere Niederlassung stets kulant erhalten 
können. 
Neben den bereits bestehenden Kontokorrent- 
und Depositen-Konten beabsichtigen wir, im Laufe 
dieses Jahres bei unserer Niederlassung in Lome 
eine besondere Sparkasse zu eröffnen. Die Er- 
richtung derselben geschieht auf Anregung des 
Gouvernements, um den Sparsinn der einge- 
borenen Bevölkerung anzuregen, und stellt mehr 
die Erfüllung einer kulturellen Pflicht als die 
Gründung eines auf Gewinn berechneten kauf- 
männischen Unternehmens dar. Die Sparkasse 
wird der besonderen Aufsicht des Gouvernements 
unterstehen. 
Bei unserer Niederlassung in Duala ist die 
Anzahl der für Firmen und Privatpersonen ge- 
führten Konten nur wenig, von 164 auf 182, 
angewachsen; die Steigerung der Umsätze betrug 
nur etwa 2 Millionen Mark, von 12 auf etwa 
14 Millionen Mark. Diese verhältnismäßig ge- 
ringe Erhöhung der Umsatzziffer ist eine Folge 
der in unserem vorjährigen Bericht erwähnten 
wenig günstigen Wirtschaftslage in Kamerun, 
welche auch noch während eines großen Teils 
der diesmaligen Berichtsperiode anhielt und zeit- 
weise eine fast völlige Stockung des Warenhandels 
verursachte. 
Dies bewirkte eine bedeutende Verminderung 
der Einfuhr, während infolge guter und reichlicher 
Ernten sich der Wert der Ausfuhr ungefähr auf 
der vorjährigen Höhe halten konnte. Es hat sich 
erwiesen, daß auch in Zeiten unregelmäßiger 
Produktenzufuhr und schwankenden Warenumsatzes 
die Bank sich den interessierten Pflanzern und 
Händlern des Schutzgebietes besonders nützlich 
zeigen kann, durch fortwährendes Bereithalten 
entsprechender Geldmittel zu kulanten Bedingungen, 
Bevorschussung lagernder oder schwimmender 
Produkte und Waren und andere Erleichterungen. 
Da sich die in Duala seither von uns be- 
nutzten Räumlichkeiten für den Betrieb unseres 
Geschäfts und als Wohnung unserer Angestellten 
auf die Dauer als unzureichend erwiesen, haben 
wir im Laufe des vergangenen Jahres ein 
Grundstück in bester Lage Dualas erworben, auf 
welchem wir ein eigenes Bankgebäude errichten 
lassen, das wir Mitte dieses Jahres zu beziehen 
hoffen. Es erscheint daher in unserer Bilanz 
zum ersten Male ein Grundstücks= und Baukonto.
	        
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