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Deutsch-Meuguinea.
Deutsch-engilsche Grengexpedition in Meugulnea.
Wie Gouverneur Dr. Hahl telegraphisch mel-
det, hat er den Führer der Expedition, Hauptmann
Jörster, am Waria besucht. Die Grenzkommission
hat den Schnittpunkt des 147. Grades östl. Gr.
mit dem 8. Grod südl. Br. erreicht, wird indessen
ihre Arbeiten nicht vor Ende September
abschließen können.
11.—
Eine Fahrt auf dem Raiserin Kugustafluß.)
Auf dem Dampfer „Langeoog“ schifften wir
uns am 12. November ein. Nach dreitägiger
Fahrt wurde Eitape erreicht. Der dortige
Stationsleiter hatte am Tag zuvor die Nachricht
erhalten, daß in Beukimhafen die von der
Mission vom Heiligen Geist errichteten Buschhäuser
mit den darin lagernden Vorräten von Ein-
geborenen niedergebrannt worden seien. Auch
lagen Meldungen über Kämpfe unter den Ein-
geborenen im Bezirk östlich von Dallmannhafen
vor. Aus dem Bezirk westlich Eitape war Neues
nicht zu melden.
Am Nachmittag des 16. November wurden
der Stationsleiter von Eitape und 40 Mann
Polizeitruppen an Bord genommen.
Nach kurzem Aufenthalt auf der Insel Muschu,
wo die vor noch nicht Jahresfrist gegründete
Malaienansiedlung bereits wieder eingegangen ist,
stattete ich der Station der Mission vom Heiligen
Geist auf der Insel Juo einen Besuch ab. Nach
den Mitteilungen des Paters Jerome war die
Mission bereits daran, die niedergebrannte
Pflanzungsstation wieder aufzubauen. Als Ursache
der Brandstiftung wurden Landstreitigkeiten an-
gegeben.
Die Mission hat das Land am Beukimhafen
von Eingeborenen der Insel Juo als angeblichen
Eigentümern gekauft. Die Leute in dem Berg-
dorf Momoken erheben Anspruch auf das ver-
kaufte Land. Sie haben deshalb die Bewohner
von Potui und Awanup, zwei tiefer im Lande
liegenden Bergdörfern, veranlaßt, die neue Pflan-
zungsniederlassung niederzubrennen. Die in der
Umgegend von Beukimhafen liegenden Dörfer
Sua und Wusalem scheinen nicht an der Sache
beteiligt gewesen zu sein.
Die Eingeborenen des Muschubezirks führten
Klage, sie bekämen von den Leuten des Dorfes
*) Aus einem Bericht des Bozirksrichters Full.
Der Verfasser berichtet hier zum Teil über die gleiche
Reise, deren Verlauf schon früher von Dr. Friederici
(vgl. „D. Kol. Bl.“ 1909, S. 331ff.) geschildert worden ist.
Kaip an der Festlandsküste östlich von Dallmann-=
hafen, welche sonst den Bezirk mit Kochtöpfen
versorgt, keine Töpfe mehr geliefert, weil die
dortigen Eingeborenen von einem Inlandsstamm
bedrängt würden. Die Furcht vor Bestrafung
durch den Stationsleiter in Eitape hindere sie,
den Kaipleuten im Kampfe beizustehen. Es wurde
deshalb zunächst das Dorf Kaip bei Kap Dall-
mann, etwa 30 Seemeilen östlich von der Insel
Juo, angelaufen und dort ein Teil der Polizei-
truppe an Land gesetzt.
Am 18. und 19. November wurde auf den
Inseln Wogeo und Keule der Le Matire-
(Schouten-) Gruppe die Anwerbung vergeblich
versucht. Die Bewohner dieser Inseln, die einen
starken mongolisch-malaischen Einschlag aufweisen,
würden sich zur Einstellung in die Polizeitruppe
jedenfalls auch wenig eignen.
In Kaip wurde die Polizeitruppe wieder an
Bord genommen. Die Angaben der Muschuleute
hatten sich als recht übertrieben herausgestellt.
Es scheint, daß die Muschuleute lediglich beab-
sichtigt hatten, mit Unterstützung der Polizeitruppe
auf Weiberraub auszugehen.
Die Polizeitruppe wurde nun bei Kaup an
der Hansemannküste, zwanzig Seemeilen östlich
Kap Dallmann, abermals gelandet. Die Be-
wohner dieses gleichfalls durch sein Töpferei-
gewerbe bekannten Dorfes sollen von Bergstämmen
befehdet worden sein.
In der Nacht wurde die Fahrt nach der
Mündung des Kaiserin Augustaflusses fort-
gesetzt. Am Morgen des 20. November wurden
in den Küstendörfern Karau, Mendam und
Terpuap Dolmetscher an Bord genommen. Diese
Küstendörfer stehen mit den Bewohnern des
unteren Flußlaufes in regen Handelsbeziehungen.
Auf langen Fahrten durch das weitverzweigte
Lagunennetz am unteren Flußlauf tauschen sie
von dort Tabak ein, welcher auf kräftigen Segel-
kanus die Küste entlang und nach den Le Maire=
(Schouten)-Inseln weiter verschifft wird.
Am Nachmittag lief „Langeoog“ in die Mün-
dung des Kaiserin Augustaflusses ein und ging
abends 20 km stromaufwärts bei sieben Faden
Wasser vor Anker. Während der nächsten drei
Tage wurde immer stromaufwärts gedampft. Der
höchste erreichte Punkt befand sich auf 4° 67“
südl. Br. 143° 11“ östl. Länge, 335 km von
der Mündung nach dem Flußlauf gerechnet, in
der Luftlinie 155 km von der Flußmündung
entfernt. Bei den Eingeborenen der Flußmündung
heißt der Fluß Abschima oder Sipik.
Der Flußmündung liegt keine Barre vor. Ich
schätze die Breite des Flusses nahe der Mündung
auf 1500 m, an dem höchsten erreichten Punkt
auf immer noch 300 bis 400 m. Die Flußufer