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in kleineren und größeren Bündeln, die mit
Blattscheiden einer Arecaart eingehüllt und ver-
schnürt werden, für den Transport fertig in Vor-
rat gehalten. Daß neben Betelnuß und Betel-
pfeffer auch Massoirinde als Genußmittel dient,
wurde bereits erwähnt.
Da eine Verständigung mit den Eingeborenen
weiter stromaufwärts ausgeschlossen schien, war
von einer weiteren Fortsetzung der Fahrt für die
Arbeiteranwerbung kein Erfolg zu erwarten. Am
24. November traten wir deshalb die Fahrt zu
Tal an, die in zwei Tagen ohne Zuwischenfall
vonstatten ging.
Im Mündungsgebiet wurden dann noch Leute
angeworben, die unter anderen Eßwaren aus
kleinen Aalen zusammengebackene Brote mit-
brachten. Die Tiere sollen periodisch in so un-
geheuren Mengen in der Flußmündung auftreten,
daß sie dann einfach aus dem Wuosser geschöpft
werden können. Es dürfte sich hierbei also um
eine dem Auftreten des samoanischen Palolo ver-
wandte Erscheinung handeln.
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Die bisherigen Reisen auf dem Kaiserin
Augustastrom sind folgende:
1. Rekognoszierung an der Flußmündung
durch Kapitän Dallmann 5./6. April 1886.
2. Erste Bereisung des Stromes durch Landes-
hauptmann v. Schleinitz auf Dampfer „Ottilie“
in Begleitung von Dr. Schrader, Dr. Holl-
weg, Dr. Knappe, Hunstein 24. Juli bis
10. August 1886.
3. Zweite Bereisung durch die wissenschaft-
liche Expedition, bestehend aus Dr. Schrader,
Dr. Hollweg, Dr. Schneider und Hunstein
in der Zeit vom Juni bis November 1887. Der
äußerste am 6. Juli 1887 mit Dampfer „Samoa"
erreichte Punkt liegt auf 141° 50“ östl. Länge,
4° 13“ südl. Br. Die Expedition hatte vom
10. Juli bis 20. August 1887 in Zenap
(142° 77“ östl. Länge, 4° 18“ südl. Br.) und vom
22. August bis 7. November 1887 bei Malu
(142° 56“ östl. Länge, 4° 11“ südl. Br.) Stand-
lager. Über die Ergebnisse dieser breit an-
gelegten Expedition ist außer den Resultaten der
botanischen Erschließung nicht sehr viel bekannt
geworden.
Seitdem war das wissenschaftliche und wirt-
schaftliche Interesse für das Stromgebiet des
Kaiserin Augustaflusses, der bedeutendsten Binnen-
schiffahrtsstraße aller deutschen Kolonien, fast
erloschen. Der Endpunkt der Schiffbarkeit des
Stromes, der jedenfalls außerhalb des deutschen
Gebietes liegt, ist noch nicht erreicht. In jüngster
Zeit soll ein Missionar der Mission vom Heiligen
Geist von Berlinhafen aus über Land den Strom
erreicht haben. Im August 1908 gelangte der
Dampfer „Siar“ mit dem amerikanischen Ethno-
graphen Professor Dorsay an Bord bis Keoando,
etwa 100 km von der Mündung.
Ist der Wasserstand des Flusses starken
Schwankungen unterworfen, so hat dies sowohl
auf die Bedeutung des Stromes als Binnen-
schiffahrtsstraße, wie auf die Verwertbarkeit der
Stromebene für Siedlung und Pflanzungsbetrieb
ausschlaggebenden Einfluß. Zur Beantwortung
der Frage lassen sich bis jetzt folgende Ergebnisse
früherer Forschungen zusammenstellen:
Kapitän Dallmann glaubte am 5./6. April
1886 an der Mündung 2 bis 3 Faden Hoch-
wasser feststellen zu können. (Nachr. über Kais.
Wilh. Land 1886, Heft II, Seite 67 f.)
Die Erxpedition auf der „Samoa“ hat im
Juli/August 1886 Hochwassermarken bis zu 6 m
über dem augenblicklichen Wasserstand bemerkt.
(Nachr. über Kais. Wilh. Land 1886, Heft IV,
Seite 126.)
Die wissenschaftliche Expedition unter Dr.
Schrader beobachtete in den ersten zehn Tagen
des Juli 1887 bei hohem Wasserstand am Ober-
lauf des Stromes ein weiteres Steigen um Zm,
sodann ein langsames Fallen im weiteren Ver-
lauf des Juli und während des August. Am
Malulager wurde vom 28. August bis 24. Sep-
tember ein Steigen um 4,35 m, vom 24. Sep-
tember bis zum 21. Oktober ein Fallen um
2,50 m und vom 21. Oktober bis zum 5. No-
vember ein Steigen um 66 cm beobachtet. (Maxi-
milian Krieger, Neuguinea, Seite 26 f.)
Gelegentlich der „Langeoog“-Reise wurde am
23. November an einer Stelle die ganze Fluß-
breite abgelotet. Bei einer neuen Bereisung des
Flusses — diese wird vermutlich nicht erst wieder
in einund zwanzig Jahren erfolgen — werden dort
vergleichende Beobachtungen angestellt werden
können. Weiter wird sich empfehlen, zur nächsten
Reise einige Pegelleisten mitzunehmen und diese
an geeigneten Stellen für spätere gelegentliche
Beobachtungen anzubringen.
Der im November beobachtete Wasserstand
war vermutlich kein wesentlich höherer, aber auch
nicht niedrigerer, als der im August von „Siar“
festgestellte. Altere Hochwassermarken wurden auf
der Reise nicht wahrgenommen.
Es ist zu vermuten, daß in den die Fluß-
ebene im Norden und Süden begleitenden Ge-
birgszügen und in dem außerhalb des Schutz-
gebietes liegenden Quellgebiet des Stromes das
ganze Jahr über große Niederschläge niedergehen
und daß deshalb der Wasserstand des Stromes
nicht in regelmäßigen Perioden wechselt. Auf den
(Fortsetzung Seite 747)