Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

nügen. Alle Höfe und sonstiges einem Haus- 
besitzer gehörige Terrain muß planiert werden, 
in planiertem Zustande erhalten bleiben und 
mindestens bis zur Höhe der vorüberführenden 
Straße aufgefüllt sein. Für Abfluß des Regen- 
wassers in zementierten Rinnen muß gesorgt 
werden, ebenso für freien Abfluß des Regen- 
wassers von den Dächern in intakten Dachrinnen. 
Brunnen und Zisternen werden nur mit einem 
ummauerten Rande und sicher schließenden Deckel 
geduldet. Um die vielen Waschleute und deren 
Tätigkeit besser kontrollieren zu können und um 
zu vermeiden, daß bei der Hauswäscherei si 
stagnierendes Wasser ansammelt, hat man fünf 
über das Weichbild Conakrys verteilte öffentliche 
Waschhäuser erbaut, deren Benutzung jedermann 
kostenlos freisteht. Es sind dies massive, aber 
luftige Hallen mit zementiertem Fußboden, etwa 
25 m lang und 12 m breit. In ihrer Mitte sind 
zwei breitrandige, große Zementbassins eingebaut, 
die während mehrerer Stunden des Tages unter 
Zufluß reinen Leitungswassers stehen. Hier können 
die Waschleute ihren Geschäften obliegen und 
haben im Gegensatz zur Hauswäscherei reichlich 
fließendes und einwandfreies Wasser zur Ver- 
fügung, wodurch einmal eine größere Sauberkeit 
garantiert ist, dann aber auch die Bildung von 
Pfützen ausgegossenen Waschwassers unmöglich 
gemacht wird. 
Wie manchmal in der Begeisterung für ein 
bestimmtes Ziel über dieses hinausgeschossen wird, 
so hat man auch hier eine Maßregel ergriffen, 
die zwar gut gemeint ist und zeigt, wie intensiv 
das Streben im Kampfe gegen die Moskitos ist, 
die jedoch meiner Überzeugung alles andere eher 
als den beabsichtigten Erfolg erzielt. Man hat 
nämlich, um die Ansammlung von Regenwasser 
zwischen den oft meterhoch über den Erdboden 
hervorragenden Pfeilerwurzeln der zahlreichen 
Baumwollbäume zu verhüten, vor einigen Jahren 
alle Zwischenräume zwischen diesen Wurzelkanten 
mit glatten Zementplatten ausgefüllt. Der an- 
fängliche Effekt war zwar wirklich der, daß sich 
das Regenwasser nicht mehr wie früher in den 
Buchten und Nischen ansammeln konnte, sondern 
einen glatten Abfluß hatte und, über den Erd- 
boden der Umgebung verteilt, leicht versickerte. 
Nach einiger Zeit aber brachte es teils die Ver- 
witterung, teils das Wachstum der Bäume mit 
sich, daß die Zementierung zersprengt wurde und 
an vielen Stellen einbröckelte. Nunmehr war 
durch die schadhafte Oberfläche der Zementplatten 
dem Wasser an diesen Stellen Zutritt gewährt, 
während Abfluß und Verdunstung unter ihr stark 
behindert waren, so daß man also, wenigstens 
vorübergehend, Moskitobrutstätten geschaffen hatte, 
wo man sie vermeiden wollte. 
  
Man hat sich in Conakry nicht damit begnügt, 
nur die Brutstätten der Moskitos zu vernichten. 
Es zeigte sich, daß bei aller Sorgfalt, mit der 
diese beseitigt wurden, doch noch mit dem Land- 
winde von Zeit zu Zeit Stechmücken aus der 
Nachbarschaft in die Stadt getrieben wurden, eine 
Beobachtung, die man z. B. auch in Lome ge- 
macht hat. In Conakry wurden deshalb in großer 
Ausdehnung Moskitofallen in Form von Erd- 
löchern, welche die Moskitos während der Tages- 
zeit als Schlupfwinkel aufsuchen, angelegt. Mit 
brennenden Fackeln werden die Moskitos in diesen 
Fallen täglich vernichtet. 
VI. Das Impfwesen. 
Wie in unseren eigenen Kolonien, so bilden 
auch hier die Pocken diejenige Volkskrankheit, die 
hinsichtlich der Verlustziffern obenan steht. Die 
stellenweise überaus dünne Besiedlung des Landes 
hat nach Ansicht der Eingeborenen in den durch 
die Variola alljährlich verursachten Riesenverlusten 
ihren Hauptgrund. 
Der allgemeine Aktionsplan, der durch Ver- 
fügung des Generalgouvernements zur Pocken- 
bekämpfung für den ganzen Bereich von Fran- 
zösisch-Westafrika aufgestellt ist, besteht darin, daß 
jede Kolonie mindestens ein sog. centre vaccino- 
gône haben soll, an dem die Lymphe hergestellt 
wird, mit der alle Arzte des Schutzgebiets zu 
möglichstumfangreichen Impfungen versorgtwerden. 
Für den Senegal ist je ein centre vaceinogene 
an die beiden Pasteurschen Institute der Kolonie 
angegliedert; beide funktionieren ausgezeichnet. 
Für die Guinée krançaise hat man seit zwei 
Jahren in Kindia, das 150 km von der Küste 
entfernt und etwa 450 m über dem Meeresspiegel 
liegt, ein solches centre vaccinogene gegründet. 
Wie ich mich indessen bei meinem Besuche dort 
überzeugen konnte, sind an dieser Einrichtung vor- 
läufig die IJdee und der Name das beste; die 
Entwicklung ist noch völlig embryonal. Das 
„Institut“, ein Stall für Kälber mit Nebenraum, 
hat seit seinem Bestehen noch nicht viel geleistet 
und im ganzen noch nicht annähernd so viel 
Lymphe geliefert, als ich beispielsweise selbst in 
Nordtogo ambulando innerhalb weniger Monate 
gewinnen konnte. Neuerdings hat man sich ent- 
schlossen, das Institut nach Mamon (300 km von 
der Küste, 750 m hoch, ebenfalls an der Bahn 
gelegen) zu verlegen. Die Pläne dieses Projekts, 
die mir ihr Urheber, der in Kindia stationierte 
Arzt, bereitwillig vorlegte und erläuterte, zeigten, 
daß man diese beabsichtigte Neugründung wirklich 
  
*) Eine nähere Beschreibung dieser Methode von 
Regierungsarzt I)#r. Külz wird in einem der nächsten 
Hefte des „Archivs für Schiffs= und Tropenhygiene“ 
unter den „Notigen aus der Tropenpraris“ erscheinen.
	        
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