Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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ihrer Abgelegenheit von Verkehrswegen gegen die 
Einschleppung von Viehseuchen gesichert sind. Als 
Nachteil dieser Weiden wäre anzuführen, daß die 
Massai aus dem benachbarten englischen Gebiete 
versuchen werden, Vieh zu stehlen. Hiergegen 
kann man sich jedoch in der Weise schützen, daß 
man die Aufseher und einige Hirten bewaffnet, 
wie dies auch schon jetzt geschieht. 
Über den Stand der Kulturen ist folgendes 
zu berichten: 
Manihot glaziovii (Kautschuk). 
a) 4 ha im Jahre 1906 mit 5000 Bäumen be- 
pflanzt, von denen etwa 25 v. H. einen Stamm- 
umfang von mehr als 25 em (in Meterhöhe 
gemessen) aufweisen und jetzt zapffähig sind. 
Vorhanden sind hiervon noch 4700 Bäume, 
b) 24 ha aus dem Jahre 1906 
und 1907; hochgekommen sind 8400 
c) 84 ha in der Regenzeit 1907 
bepflanzt; hochgekommen sind 51 400 
d) 285,5 ha in der Regenzeit 
1908 bepflanzt; hochgekom- 
men sind 101300 = 
  
Zus. 397,5 ha = 165 800 Bäume. 
Mit Rücksicht darauf, daß die vorwiegend 
angewandte Pflanzweite 3:3 m für ältere 
Bäume zu eng ist, stellt sich das Verhältnis 
trotz der großen Zahl ausgegangener Pflanzen 
in Wirklichkeit doch nicht ungünstig. Außerdem 
sind an den größeren Fehlstellen Samen aus- 
gelegt, von denen nach dem letzten Regen 
Ende Dezember eine erhebliche Zahl aufge- 
gangen ist. Allerdings steht zu befürchten, 
daß bei gänzlichem Regenmangel bis zur 
großen Regenzeit ein großer Teil davon wieder 
eingehen wird. 
e) In den Saatbeeten befinden sich noch etwa 
25 000 Pflanzen. 
t)Es ist uns gelungen, aus Bahia Samen der 
dort von dem deutschen botanischen Forschungs- 
reisenden Ernst Ule entdeckten neuen Manihot- 
arten: „Manihot piauhyensis-Ule“ und „Ma- 
nihot dichotoma-Ule“ zu erlangen, während 
wir von „Manihot heptaphylla-Ule“ bislang 
keinen Samen bekommen konnten. Bei diesen 
Arten wird die Anzapfung nicht am Stamm, 
sondern unten am Wurzelhals vorgenommen. 
Der Saft läuft in ein darnnter gesetztes Gefäß 
und nicht am Stamm entlang. Er wird also 
nicht verunreinigt. Für die Ansprüche des 
Handels, der nur gut gereinigten und ge- 
preßten Kautschuk will, bedeutet dieses einen 
großen Vorteil gegenüber dem gewöhnlichen 
ostafrikanischen Aanihot glaziovii. Auch soll 
der Ertrag viel größer sein als bei letzterem. 
  
Kaffee. 
Von den 27,5 ha Kaffeebeständen haben 20 ha, 
die wegen der hohen Lage der Felder nicht be- 
wässert werden können, einen äußerst dürftigen 
Stand. Mit den dort vorhandenen 4000 bis 
5000 Bäumen sollen in der großen Regenzei 
die Fehlstellen auf den 7,25 ha unterhalb des 
Wassergrabens ausgefüllt werden. Auf obigen 
20 ha ist jetzt Baumwolle mit Manihot in 
Zwischenkultur gepflanzt. 
Die übrigen im vierten Jahre stehenden 
750 Kaffeebäume auf 0,25 ha sind gedüngt, 
mehrfach bewässert und zeigen daher ein gutes 
Aussehen sowie reichen Fruchtansatz. 
Unterhalb des Luzernenfeldes haben sich auf 
1,25 ha 2700 Bäumchen ebenfalls gut entwickelt: 
auch die Pflanzen auf 5 ha mit Mais in Zwischen- 
kultur haben sich wesentlich erholt. Unterhalb 
des Wassergrabens sind etwa 10 000 Bäumchen 
vorhanden. 
Angesichts der unsicheren Regenverhältnisse der 
letzten Jahre muß zukünftig bei der Kaffeekultur 
unbedingt die Möglichkeit künstlicher Bewässerung 
vorhanden sein. 
Sisal (Agave rigida var. sisalana). 
a) 5500 Stück 2½ jähriger Pflanzen befinden 
sich teils im Versuchsgarten, teils als Ein- 
zäunung der Station, des Gartens und eines 
Feldes. 
b) 5000 1 bis 1½ jähriger Pflänzlinge befinden 
sich in den Pflanzbeeten. 
e) 600 Pflanzen wurden zur Einzäunung der 
Felder in der Nähe der Station verwendet 
und 600 im Versuchsgarten ausgesetzt. 
d) Die 1000 Silberagaven (Agave rigida var. 
elongata) haben zum Teil begonnen, Schoß 
linge zu bilden. 
Von allen am Kilimanjaro bislang angebanten 
Kulturpflanzen vertragen die Agaven die un- 
günstigen Witterungsverhältnisse, wie wir sie in 
den letzten Jahren hatten, am besten. 
Durch einen Aufsatz des „Tropenpflanzers“ 
wurden wir auf die Kultur der Zapupe in 
Mexriko aufmerksam, einer Agave, welche gegen- 
über der Sisalagave wesentliche Vorteile zu bieten 
scheint, besonders in bezug auf die Feinheit und 
den hohen Wert ihrer Faser. Es ist uns ge- 
lungen, Schößlinge zu bekommen, welche ein gutes 
Gedeihen zeigen. Weitere Schößlinge sind uns 
in Aussicht gestellt. 
Baumwolle. 
Die Baumwolle von 1907 hatte unter der 
Trockenheit am meisten zu leiden, da die be- 
treffenden nach der Steppe zu gelegenen Ländereien 
offenbar noch geringere Regenhöhe haben als die
	        
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