Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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etwa 50 Heller kostete, stieg der Preis gegen 
Ende des Jahres sogar bis auf 3 Rp. für das 
Tin. Zeitweise war hier nicht einmal Mais ver- 
käuflich, so daß ein Teil unserer Warombo für 
ihre Nahrungsmittel bei den Wadschagga arbeiten 
mußten. 
Es ist anzunehmen, daß wir mit der Reife 
des Maises wieder neuen Zuzug von Arbeitern 
bekommen werden, namentlich aus der Landschaft 
Rombo, wo die Hungersnot am größten ist. 
Seit einiger Zeit ist auch eine Kompagnie 
Askaris von Aruscha für eine Zeitlang in Mad- 
schame stationiert worden, um die Wadschagga, 
die nicht auf Pflan zungen arbeiten, zu Regierungs- 
arbeiten, wie Wegebau usw., heranzuziehen. Auch 
diese Maßnahme ist für unsere Arbeiterbeschaffung 
von günstigem Einflusse gewesen. 
Im nächsten Jahre beabsichtigen wir, größere 
Mittel für Viehzucht, die sich schon jetzt als ren- 
tabel erwiesen hat, zu verwenden und zu diesem 
Zwecke, von dem Beschluß der Generalversamm- 
lung vom 3. Mai 1907 Gebrauch machend, 
unser Kapital vorläufig um weitere 200 O000 
zu erhöhen. 
Trotz des Einganges von Pflanzen infolge 
der großen Trockenheit ist auch in diesem Berichts- 
jahre eine erhebliche, den Aufwendungen ent- 
sprechende Wertsteigerung des Gesellschaftseigen- 
tums durch den Zuwachs der erhalten gebliebenen 
Kulturen zu verzeichnen. 
Die Gewinn= und Verlustrechnung weist Ge- 
winne an Zinsen mit 1008 .“ und auf Konto 
Afrika 11 959 .J, zusammen 12 967 /“, nach, 
die durch die Berliner Unkosten absorbiert wurden. 
Das Konto Afrika erscheint in der Bilanz unter 
den Aktiven mit 217 456 ./, wovon 119 733.7 
auf Kautschuk-Konto entfallen. Dem unter den 
Passiven mit 407000 . aufgeführten Stamm- 
kapital stehen 161 400 /7 noch einzufordernder 
Geschäftseinlagen gegenüber. 
Bremer HKolonial-Handelsgesellschaft.“) 
Die Erwartungen, die wir in das Berichtsjahr 
gesetzt hatten, sind zum größten Teil in Erfüllung 
gegangen. Wir sind in der Lage, auf das erst 
laut Beschluß der außerordentlichen General= 
versammlung vom 20. Jannar d. Is. auf 1 Million 
Mark erhöhte Aktienkapital noch eine etwas höhere 
Dividende als im Vorjahre auszahlen zu können, 
wobei die 250 000 ¼ neue Aktien, die von den 
Gründern unserer Gesellschaft übernommen wur- 
den, als vollberechtigt gelten. 
*) Aus dem Bericht des Vorstandes für die vierte 
ordentliche Generalversammlung (Juli 1909)l. 
  
Die Zufuhren von land= und forstwirtschaft- 
lichen Produkten in Afrika waren erheblich größer 
als im Vorjahre, und da die Verkaufspreise in 
Europa sich ohne große Schwankungen bewegten, 
gelang es uns, den Produkteneinkauf vorteilhaft 
zu gestalten. 
Von Palmöl und Palmkernen haben wir 
in Togo zum ersten Male wieder seit längeren 
Jahren den uns etwa zukommenden Anteil, und 
zwar zu ganz erheblich nutzbringenderen Preisen 
kaufen können, und auch von Gummielastikum 
konnten wir uns einen kleinen Teil der Ankünfte 
sichern, an dem sehr gut verdient wurde. 
Das Maisgeschäft lag ganz außerordentlich 
ungünstig. Da verhältnismäßig sehr viel angebaut 
worden war, wurde wohl zu früh, ehe der Mais 
ordentlich ausgereift war, mit der Ernte begonnen, 
um diese Arbeit rechtzeitig bewältigen zu können. 
Dieser frische Mais mußte dann in mehr oder 
weniger feuchtem Zustande verschifft werden, weil 
die Witterungsverhältnisse es nicht erlaubten, ihn 
vorher gehörig zu trocknen. Die Folge davon 
war, daß der Mais auf der langen Reise verdarb 
und am Bestimmungsorte nur mit großen Ver- 
lusten zu verkaufen war. 
Wir sind glücklicherweise von diesen mißlichen 
Umständen nur sehr wenig betroffen worden, da 
uns das Risiko zu groß erschien und wir recht- 
zeitig Instruktion nach der Küste gaben, Mais nur 
sehr billig und vorsichtig einzukaufen. In der Tat 
haben wir von dem aus Togo verschifften Mais 
denn auch nur etwa 2 v. H. der Gesamtausfuhr 
anschaffen können. 
Das Verkaufsgeschäft von europäischen Im- 
portgütern hat sich etwas gehoben, allerdings 
nicht in dem Maße, wie wir es erwartet hamen, 
jedoch ließ die infolge der größeren Produkten- 
zufuhr erhöhte Kaufkraft der Eingeborenen und 
der daher größere Gesamtumsatz es zu, speziell in 
diesem Zweige des Geschäftes sehr rationell zu 
arbeiten und somit an europäischen Importartikeln 
entsprechend zu verdienen. 
Der Bilanz haben wir wesentliches nicht 
hinzuzufügen. 
Abschreibungen konnten wiederum reichlich 
bemessen werden, wie auch die Reservekonti in 
der üblichen Weise reichlich bedacht wurden. 
Zu außerordentlichen Abschreibungen 
und Reservestellungen ist keine Veranlassung, 
denn Immobilien= und Inventarkonii steben 
äußerst niedrig zu Buch angesichts der großen 
Anzgahl unserer Faktoreien, ebenso sind Debito- 
renkonti in Afrika niedrig und gut und außer- 
dem durch Kantionen und Reservekonti II fan 
gedeckt. Schließlich haben wir ja aber auch keinen 
Plantagen= oder Fabrikbetrieb, sondern ein reines 
Handelsgeschäft, das sich nach allen Seiten bin
	        
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