Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

W 862 20 
Das Verfahren bei einer Probeflächenaufnahme 
war folgendes: Es wurde zunächst eine Fläche 
aufgesucht, deren Bestand als Durchschnitt für ein 
größeres Gebiet gelten konnte. Hier wurde eine 
rechtwinklig begrenzte Fläche von 0,5 ha Größe 
ausgemessen und abgesteckt. Dann wurde alles 
Unkraut, soweit es dem Betreten der Fläche hin- 
derlich war, niedergelegt und auch derjenige junge 
Holzwuchs umgehauen, der in Brusthöhe (1,3 m 
über dem Boden) weniger wie 7 cm Durchmesser 
hatte. Diese Mindestgrenze wurde in Anlehnung 
an die in den deutschen Bundesstaaten geltenden 
Vorschriften gewählt, nach denen alles Holz mit 
weniger als 7 cm Durchmesser als Reisig, das 
stärkere als Derbholz gilt. Das Reisig kann hier 
getrost noch als unverwertbar angesehen werden 
und deshalb unberücksichtigt bleiben. Nachdem 
der verbleibende Bestand auf der Probefläche 
allenthalben zugänglich gemacht war, begann die 
Massenaufnahme. Zu diesem Zweck wurde der 
Name eines jeden Stammes aufnotiert, womöglich 
in mehreren Sprachen, und dann der Brusthöhen- 
durchmesser und die Höhe ermittelt. Zur Durch- 
messermessung wurde bei schwachen Stämmen, bis 
zu 50 cm Stärke, eine Magnaliumkluppe benutzt, 
für stärkere Stämme ein Durchmesserbandmaß. 
Der Meßpunkt wurde, den deutschen Vorschriften 
entsprechend, wenn irgend angängig, in 1,3 m 
Höhe über dem Boden genommen; für Deutsch- 
land genügt diese Höhe, um den Einfluß des 
Wurzelanlaufs auszuschalten. Da hier aber eine 
große Anzahl von Holzarten hoch hinaufreichende 
Pfeiler= und Stelzwurzeln besitzt, mußte die 
Messung häufig mehrere Meter über dem Boden 
vorgenommen werden, ließ sich jedoch in den 
meisten Fällen, wenn auch oft nur mit großen 
Schwierigkeiten, durchführen. Bei Stämmen, an 
denen die Pfeilerwurzeln 10 und 12 m hoch hin- 
aufreichten, mußte der Durchmesser geschätzt werden, 
was aber nur selten erforderlich war. Die Baum- 
höhen wurden mit dem Weiseschen Höhenmesser 
gesunden. Es konnte aus Mangel an Zeit, und 
weil häufig das Kronenende nicht sichtbar war, 
nur eine geringe Zahl von Höhen gemessen wer- 
den; die übrigen mußten geschätzt werden, doch 
boten die Messungen genügenden Anhalt für eine 
leidlich sichere Schätzung. 
Nachdem noch jeder ausgenommene Stamm 
mit einer laufenden Nummer versehen worden 
war, damit er später zur Aufklärung etwaiger 
Irrtümer leicht wieder aufgefunden werden konnte, 
war die Arbeit im Walde in der Hauptsache erledigt. 
Im Hause bzw. im Zelte wurden nun an der 
Hand der im Walde gemachten Notizen die Syno- 
nyma der einzelnen Holzarten zusammengestellt 
und hinter jeder Art die laufenden Nummern der 
dahin gehörigen Stämme vermerkt. Dann wurde 
  
ein alphabetisches Verzeichnis sämtlicher für die 
Fläche in Betracht kommender Namen angelegt. 
Es war dies erforderlich, um einen Uberblick zu 
ermöglichen, welche Holzarten sich auf den ver- 
schiedenen Probeflächen wiederholten. Die Be- 
nutzung der einheimischen Baumnamen war bei 
allen diesen Arbeiten gar nicht zu umgehen; es 
stellte sich freilich heraus, daß die Benennung der 
Eingeborenen in vielen Fällen unsicher war, aber 
durch die Heranziehung möglichst vieler „Sach- 
verständiger“, d. h. holzartenkundiger Schwarzer, 
gelang es, die Fehler auf ein Mindestmaß zu 
beschränken. In dem alphabetischen Verzeichnis 
wurde für jede Holzart der Name, der als der 
zuverlässigste erschien — wenn möglich, der Duala- 
name —, besonders kenntlich gemacht, und unter 
diesem Namen wurden die Holzarten in das 
Kluppmanual eingetragen. Dieses enthält sämt- 
liche Stämme der Probefläche, nach Holzarten 
zusammengestellt und alphabetisch geordnet; ferner 
die Stammnummer, den Durchmesser, die Hobe 
und die Derbholzmasse. Zur Berechnung der 
letzteren wurden die Buchenderbholz-Massentafeln 
von Grundner-Schwappach 1906 benutzt, da wir 
der Ansicht waren, daß von den eristierenden 
Massentafeln diese noch am ehesten Anwendung 
finden könnten. Die Riesenstämme, deren Maße 
aus den Tafeln nicht mehr zu entnehmen war, 
wurden aus Querfläche, Höhe und Formzahl be- 
rechnet. Letztere wurde in jedem Einzelfall je 
nach der Stammausformung geschätzt, sie bewegt 
sich zwischen 0,50 und 0,60. Die Masse von 
Stämmen, bei denen infolge des hoch hinauf- 
reichenden Wurzelanlaufs der Meßpunkt für den 
Durchmesser höher als 1,3 m über dem Boden 
lag, wurde mit entsprechend reduzierter Höhe be- 
rechnet, in der Annahme, daß der mehr als 1,3 m 
unter dem Moßpunkt befindliche Stammteil nicht 
zum nutzbaren Derbholz, sondern zum Stockdolz 
zu rechnen sei, das hier, wie das Reisig, als 
unverwertbar angesehen werden kann. 
Den Schluß der Berechnungen bildet eine 
Massenzusammenstellung der einzelnen Holzarten. 
Durch Aufaddieren wird die Derbholzmasse der 
Probefläche gefunden und aus dieser die Masse 
für 1 ha. 
Um nun ferner einen Aufschluß über den 
Werdegang der Bestände zu erhalten, wurden die 
Stämme, da Altersbestimmungen nicht möglich 
sind, nach ihrem Durchmesser auf Stärkeklaßen 
verteilt, deren sechs gebildet wurden. Es umaßt: 
Klasse 1 Stämme mit mehr als 60 cm Durchmesser, 
= II — - 51—60 OD 
-- III - 41 —50 OD 
= IU - 31—40 OD 
V.] - 21—30 - 
= VI. = - 7—20 -
	        
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