Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

W 894 6 
ihnen werden in der Werft angelegt und, um die 
Feuchtigkeit zu erhalten, in den Sand eingegraben. 
Die Wurzeln werden geschält, zerschnitten und in 
den schon erwähnten ausgehöhlten Baumstümpfen 
zerquetscht. Darauf wird der Brei mit den Händen 
ausgedrückt. Hunde sollen das Wasser nicht ver- 
tragen, sondern sterben. Auch Menschen sollen 
manchmal erkranken, als Heilmittel hiergegen wird 
Aderlaß durch Schnitte in die Ohren angewandt. 
Von Tsamawasser können Menschen und Tiere 
beliebig lange leben, ohne Schaden an der Ge- 
sundheit zu leiden. Jedoch gibt es im Sandfeld 
nur wenig Tsamas und fast nur in den Omu-= 
rambas von meist bitterem Geschmack. 
Ein Mittel, um sich vor Verdursten zu schützen, 
ist folgendes: Der Magen des Gemsbocks enthält 
sehr viel Feuchtigkeit; es wurde beobachtet, wie 
aus einem drei Kochgeschirre Wasser gewonnen 
wurden. Der Jäger hängt den Pens an einen 
Ast und stellt einen Topf darunter, so gewinnt 
er das Wasser am saubersten. Ist nicht genügend 
Zeit vorhanden, so öffnet er den Bauch und 
drückt den Inhalt mit der Händen in ein Gefäß 
aus, dann gießt er die gewonnene Flüssigkeit 
durch ein Filter von Gras in ein anderes Gefäß. 
Die noch vorhandenen festen Bestandteile steigen 
an die Oberfläche und werden wiederholt abge- 
schörft. Das Wasser wird dann zum Trinken 
und Kochen gebraucht. « 
Während sich bei Morgengrauen Weiber und 
Kinder zum Wasser begeben oder Feldkost suchen, 
revidieren die Männer ihre Fangpützen und 
Fangkräle. Die Fangpützen sind runde, meist 
in den Kalk gehauene Löcher von 1 bis 1½ m 
Durchmesser und 1½ bis 2 m Tiefe. Meist wird 
eine größere Zahl nebeneinander angelegt, die 
nur durch schmale Brücken voneinander getrennt 
sind. Diese Löcher werden mit Reisig oder Gras 
leicht zugedeckt und dann mit Sand bestreut, so 
daß sie von der Umgebung nicht zu unterscheiden 
sind. Angelegt werden die Fangpützen in den 
Omurambas, an Brackplätzen, wo sich das Wild 
von allen Seiten hinzieht. Tritt ein Stück Groß- 
wild auf eine solche Grube, so stürzt es samt der 
Decke in diese. Die große Zahl der Gemsbock- 
häute und zerzaufter Straußenfedern, die man in 
den Werften findet, zeugt von der Ergiebigkeit 
dieser Fangmethode. Sind Gewehre vorhanden, 
so legt sich der Schütze auch an den Brackplätzen 
auf Anstand, gedeckt durch einen Schirm aus 
Reisig oder Klippen. Dieser ist meist so angelegt, 
daß das Wild auf 20 bis 30 Schritt erlegt wird. 
Kleinwild, wie Steenböcke, Deuker, Perlhuhn, 
Pau, Gackelhuhn usw., wird in den schon er- 
wähnten Schlingen gefangen. 
Um den Steenbock und Denker zu fangen, 
werden auf den Kämmen der Dünen, an den 
Rändern der Hackiesbüsche oder Reviere lange 
  
Hecken, genannt Fangkräle, errichtet, in denen 
von Zeit zu Zeit Durchlässe offen gelassen sind. 
In diesen wird eine Schlinge angebracht. Wechiek 
das Wild auf diesen Fangkraal zu, so überfa## 
es ihn nicht, sondern zieht an ihm lang, bis es 
zu dem Durchlaß kommt. Durch Wechseln trin 
es auf das Abzugsholz und die Schlinge schnell 
hoch, es im Laufe fangend. In ähulicher Wee 
werden auch die Schlingen für Perlhühner, Pau 
und Gackelhuhn aufgestellt, sie unterscheiden sich 
nur durch die Stärke, Kirrbrocken und Ont der 
Aufstellung. Sind Hunde vorhanden, werden mi 
ihnen Löffelhunde, Schakale, Grau= und Zibeld- 
katzen gefangen. Die kleinen sehr scharfen Kaßern- 
köter stellen auch den Leoparden, den ihr Hen 
mit Keule oder Speer erlegt. Fast in jeder 
Werft sind Leopardenfelle. 
Sehr leidet der Feldeingeborene im Winter 
unter der Kälte. Da ihn seine Decken nicht ge- 
nügend wärmen, legt er sich ganz dicht aus Feuer. 
Daher findet man fast bei jedem große Brand- 
narben an den Schienbeinen und am Bauch. 
Die Annahme, der Eingeborene leide im Felde 
Mangel, wäre eine sehr irrige. Die 122 Herero, 
die von drei Patrouillen eingebracht wurden, 
waren in ausgezeichnetem Zustande, sogar jfen, 
obwohl es Trockenzeit war. Wenn abends die 
Werft sich wieder sammelt, wird, besonders bei 
Mondschein, noch bis tief in die Nacht binein 
getanzt. Da ist der Reiter-, Ochsen-, Eisenbabn- 
tanz, auch ihre alten Helden werden besungen. Am 
eifrigsten sind dabei die Weiber, die unermüdlich 
den Takt mit den Händen klatschen. Von den 
Männern sind meist nur wenige, die sich akriv 
dabei beteiligen, die meisten sehen lieber zu und 
machen ihre Glossen. 
Krankheiten werden meist durch Schnitte, also 
Aderlaß an der kranken Stelle, geheilt. Gegen 
Schlangenbiß wird die Springschlange angewandt. 
Es wird an der Bißstelle ein Schnitt gemacht 
und in die Wunde etwas von der getrockneten 
und zerriebenen Springschlange hineingetan. 
Merken Eingeborene, daß sie verfolgt werden, 
so ist es sehr schwer, sie zu bekommen. Sie lamen 
auseinander, bauen keine Pontoks, sondern be- 
gnügen sich mit kleinen Feuern im dichten Busch 
oder wandern in wasserlose Gegenden, wo fir 
sich mit Wasserwurzeln begnügen. Ihre Sdur 
wissen sie durch Treten auf Gras und in Bürlche 
so zu verbergen, daß selbst ein sehr geübtes Auge 
eines Weißen oder ein Durchschnitts-Eingeborener 
ihr nicht folgen kann. Für Patronillen ist e 
nicht nur notwendig, die Wasserstellen zu kennen, 
sondern auch die in den Büschen versteckten Sand- 
pützen, die Gegenden, wo Wasserwurzeln in groder 
Zahl vorkommen, reichlich Feldkost wächst, Brack 
plätze in den Omurambas oder Salzvfannen find.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.